Ich komme nun zum Werk Immanuel Wallersteins und wiederhole das bisherige Verfahren: ihn zuerst zu den Fragen sprechen zu lassen, die schon erörtert wurden – ob also gesagt werden kann, dass die Kriege der frühen Neuzeit den Kapitalismus hervorgebracht haben, und welche Rolle die Pest um 1350 bei der Beendigung des Mittelalters spielte -, um dann zu prüfen, ob sein eigener Ansatz dem, worum es in meiner Blogreihe ging, etwas hinzufügt, es bestärkt oder widerlegt. Beginnen will ich mit der Pest. Wallerstein lässt sie als wichtigen Faktor gelten, relativiert aber zugleich ihre Bedeutung und wie mir scheint zu recht. [...]
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Das europäische Weltsystem des 16. Jahrhunderts ist ö k o n o m i s c h gesehen weiter nichts als ein sehr großer Markt. Da es um ein Vielfaches größer ist als die Binnenmärkte der beteiligten Staaten, können viel höhere Profite erzielt werden; das ist seine subjektive Seite. Die objektive ist, dass dieser Markt eine i n t e r n a t i o n a l e A r b e i t s t e i l u n g vermittelt, womit er eine Aufgabe übernimmt, die sonst Binnenmärkte gespielt haben. Fernmärkte für Luxuswaren gibt es außerdem noch, Wallerstein sagt, sie gehören zwar nicht zum Weltsystem, sind aber seine „Außenarena“. Schon zwischen China und dem römischen Reich, die beide, wie gesagt, als politische Imperien eigene ökonomische Weltsysteme einschlossen, gab es Handelsbeziehungen, die über die sogenannte Seidenstraße liefen. Später im Mittelalter verlief diese durch das Reich der Mongolen. Für die Europäer war sie seit dem Ende des Mittelalters nicht mehr gangbar. Auch dafür übrigens gab die Pest den ersten Anstoß (vgl. WBG Weltgeschichte Bd. IV, a.a.O., S. 124 f.). Wie man weiß, suchten sie nun andere Wege nach Ostasien, zunächst um Afrika herum und dann in Richtung Westen, wo stattdessen Amerika gefunden wurde. Aber auch der Weg um Afrika herum änderte nichts daran, dass sich der Handel mit Asien weiter um Luxuswaren drehte. Zum eigenen Weltsystem erweiterte sich Westeuropa nur deshalb, weil es mit Amerika und auch mit Teilen Osteuropas in solche wechselseitige Handelsbeziehungen trat, die für das Leben der Bevölkerung in den beteiligten Ländern unverzichtbar wurden. Wo es also nicht um Luxus-, sondern um Massenwaren ging.
Wenn eine solche Arbeitsteilung von einem sie umgreifenden Markt vermittelt wird, heißt das, dass alle beteiligten Produzenten f ü r d i e s e n M a r k t produzieren. [...]
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