1917: Über Kreuz mit Lenin

Zeitgeschichte In ihrem Werk „Zur russischen Revolution“ legt sich Rosa Luxemburg mit den Bolschewiki in Russland an, ohne die „süße Schale“ der bürgerlichen Demokratie zu verteidigen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2017

Rosa Luxemburg schrieb ihren Essay Zur russischen Revolution im September und Oktober 1918 – ein Vierteljahr vor ihrer Ermordung durch Freikorpssoldaten. In dieser Schrift findet sich ihr berühmter Satz, dass Freiheit „immer die Freiheit des Andersdenkenden“ sei. Er fasst ihre Kritik an Lenins Revolutionskonzept zusammen. Wie er sich auf ihr eigenes reimt, ist nicht ganz leicht zu begreifen. Zunächst sieht man, dass der Satz im Kontext ihrer Kritik an der Auflösung der russischen verfassungskonstituierenden Versammlung durch die Bolschewiki steht. Da liegt der Schluss nahe, dass sie das freie, gleiche und allgemeine Wahlrecht verteidigt, auch wenn es zu Mehrheiten gegen die Partei führt, der sie selbst ihre Stimme geben oder die sie gar anführen w