1989: DDR auf Abruf

Zeitgeschichte Der sowjetische Parteichef Gorbatschow deutet beim Bonn-Besuch an, dass die deutsche Zweistaatlichkeit „nicht ewig“ dauern müsse. In Ostberlin ist man beunruhigt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2019
Süßer die Kelche nie klangen: Gorbatschow und Kohl in Bonn
Süßer die Kelche nie klangen: Gorbatschow und Kohl in Bonn

Foto: Thomas Imo / Photothek / Getty Images

Helmut Kohl erzählte hinterher gern, wie er mit Michail Gorbatschow auf einem Mäuerchen über dem Rhein saß, am Rand des Bonner Kanzlerbungalows, während „unten ab und zu Liebespaare vorbeigegangen sind“. Er und der Gast aus Moskau hätten sich gemeinsam erinnert, wie ihr Leben verlaufen sei. In diesem Gespräch will Kohl sich zu einer kunstreifen Metapher aufgeschwungen haben: Wie den Rhein keine Absperrung hindern würde, sich den Weg zum Ozean zu bahnen, so unaufhaltsam laufe der Fluss der Geschichte auf die deutsche Einheit hinaus. Das war im Juni 1989, als Gorbatschow noch nicht im Traum an die Wiedervereinigung dachte. Kohl konnte vor allem zufrieden sein, dass sich ein freundschaftlicher Umgang zwischen ihm und Gorbatschow entwickelte,