Wo war in letzter Zeit von Friedensforschung die Rede? Das öffentliche Interesse hat sich eher einem Herfried Münkler und seiner Studie über den Ersten Weltkrieg zugewandt, der nicht untersucht, wie der Frieden bewahrt werden kann, sondern nur was wirklich geschehen ist. Es gibt sie aber noch, die Friedensforschungsinstitute und ihre namhaften Exponenten – sie arbeiten wie eh und je. Und wenn man nicht nur auf die Oberfläche schaut, betreibt eigentlich auch ein Münkler Friedensforschung. Nicht nur er stellt die Frage, ob der Erste Weltkrieg vermeidbar war, sondern auch die Hessische Stiftung für Friedensforschung will aus der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts Schlüsse für die moderne Welt ziehen. Warum entgeht das unserer Aufmerksamkeit? Weil der Friedensforschung zuletzt die Verankerung fehlte. Es gibt seit langem keine auffällige Friedensbewegung mehr. Das wird sich im Zuge der ukrainischen Krise vielleicht ändern.
Diese Krise hat alle Friedensforscher auf dem falschen Fuß erwischt. Sie haben die Gefahren woanders erwartet und gesucht als im Verhältnis des Westens zu Russland. Auch die Hessische Stiftung, die die heutige Situation mit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg vergleicht: Jahrzehntelang hätten damals die „Normen und Verfahren“ eines Konzerts der Großmächte gewirkt. Leider wurden diese dann mehr und mehr vernachlässigt. So konnten die Dämme brechen. Die Forscher fordern, so ein „Konzert“ heute wieder zu installieren. Der UN-Sicherheitsrat könne diese Aufgabe nicht erfüllen. Stattdessen plädiert die Hessische Stiftung für eine übergreifende Institution mit zehn bis siebzehn Mitgliedern. Warum ausgerechnet diese Konstruktion besser funktionieren sollte, lässt sie offen. Aber das Problem, an dem „Konzerte“ scheitern, kann sie nennen: „Gegen den expliziten Wunsch eines Mitglieds oder mehrerer Mitglieder sollte das Konzert nicht agieren.“ Man müsste weiterfragen, warum diese Regel seit 1917 und auch seit 1990 nie beachtet wurde. Die NATO-Osterweiterung geschah gegen Russlands expliziten Willen. Die Frage könnte auch so gestellt werden: Warum wurde 1990 der Kalte Krieg nicht beendet? Warum hörte er nie auf?
Die Bedeutung der Ökonomie
Die Hessische Stiftung für Friedensforschung sieht die reale Gefahr eines neuen Weltkriegs, weil die Hegemonie der USA durch aufstrebende Großmächte infrage gestellt werde. Sieht man näher hin, ist an China gedacht. Indien und Brasilien werden zwar auch genannt, kommen ja aber nicht ernsthaft als potenzielle Kriegsgegner der USA in Betracht. Hier gibt es Berührungspunkte mit dem Werk von Münkler, der die heutige Rolle Chinas mit der Rolle des deutschen Kaiserreichs vor 1914 vergleicht. Warum allerdings die heutige Weltlage instabil sein sollte, ist eine Frage, die Münkler nur recht abstrakt beantwortet. Der Erste Weltkriege sei vermeidbar gewesen, schreibt er, es habe aber „Verantwortliche“ gegeben. Er schreibt auch, es gebe immer nur ein Imperium auf der Welt. Dem heutigen Anspruch nach seien das die USA. Wenn das Imperium jedoch derart durch seine Einzigkeit definiert wird, folgt schon allein daraus, dass es keine Großmacht neben sich dulden kann. Deshalb müssen die USA immer kampfbereit bleiben.
Aus heutiger Sicht hat sich die Fokussierung auf China als kurzsichtig erwiesen. Sie war auch unnötig. Vor Jahren schon hat Wolfgang Fritz Haug auf die enge wirtschaftliche Verflechtung der USA mit China hingewiesen. Manche sprechen von „Chimerika“. Die Teile "Chimerikas" werden ihre Aggressivität gegeneinander zügeln. Für die europäischen Staaten ist aber auch Russland ein wichtiger Handelspartner. Das hemmt die europäische Aggressivität gegen Rußland mehr als die US-amerikanische. Doch die meisten Friedensforscher beziehen das Ökonomische in ihre Untersuchungen nicht ein.
Dieter Senghaas tut es und analysiert überhaupt differenzierter als andere. In seinem Buch von 2012 unterstreicht er, dass „der Diskurs über Globalität“ fälschlich von nur einer Welt ausgeht. Stattdessen gebe es vier Welten. Die OECD-Welt, zu der fast nur die USA und die meisten europäischen Staaten gehören, beherrscht mit 16 Prozent Anteil an der Weltbevölkerung die übrigen drei Welten. Eine zweite Welt bilden China und Indien mit 37 Prozent, bei einer dritten mit weiteren 37 Prozente handelt es sich um Gebiete ohne funktionierende Staatlichkeit. Senghaas meint, zur Sicherung des Weltfriedens müssten auch die Welten außerhalb der OECD-Welt zur übergreifenden „Selbstorganisation“ gelangen. Als Problem, von dem nur immer mehr Instabilität ausgehen kann, benennt er die von der OECD-Welt ausgehenden „Entgrenzungsprozesse“. Seine Analyse ist ökonomisch fundiert: In der OECD-Welt gebe es Wettbewerb auf gleichem Kompetenznivau, Arbeitsteilung mit gleichwohl substituierbaren Gütern, daher eine hohe Integrationsfähigkeit und „Globalisierung de luxe“ in den eigenen Reihen. Dies alles macht die OECD-Welt – aber eben nur sie – stabil.
Auch Senghaas hat den Konflikt des Westens mit Russland nicht kommen sehen. Ebenso wenig die AG Friedensforschung. Man kann sie Senghaas darin zur Seite stellen, dass auch sie die ökonomische Seite der Friedensstabilität nicht ausblendet. Mit ihren Positionen steht sie dem linken Flügel der Linkspartei nahe. Wenn sie wie die Hessische Stiftung auf den Ersten Weltkrieg zu sprechen kommt, hebt sie auch wirtschaftliche Ursachen hervor („Interessen der Großkonzerne“). Für heute werden Rüstungsexporte, bewaffnete Drohnen, die Bundeswehr als „Interventionsarmee“, die „NATO-Komplizenschaft mit der Türkei“, ja überhaupt die Existenz der NATO als Probleme benannt. Dem Nahen Osten empfiehlt die AG, nach europäischem Vorbild eine Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit zu gründen. Ihr Blick hat sich auf Palästina und Syrien gerichtet, auf Afghanistan – aber nicht auf die Ukraine.
Die Krise dort kommentiert sie wie Linksfraktionschef Gregor Gysi kürzlich in einer Bundestagsrede. Der russische Völkerrechtsbruch sei eindeutig, denn eine Sezession wäre nur mit Zustimmung aller Beteiligten, also auch einer demokratisch gewählten Regierung in Kiew, zulässig gewesen. „Wir weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass die russischen Maßnahmen nur vor dem Hintergrund der massiven Einmischung des Westens in die inneren Angelegenheiten der Ukraine und der Gewalteskalation in Kiew zu verstehen sind.“
Eine analoge Position wird auch von der Gegenseite vertreten. Da hat das Hamburger Institut IFSH eine interessante Analyse vorgelegt. Hier hatte Dieter S. Lutz bis zu seinem Tod 2003 gewirkt. Alte und neue Handlungsmuster würden auf russischer Seite sichtbar. „Fakten schaffen, Krisendiplomatie blockieren, Desinformation streuen“, das sei man ja alles von Moskau gewohnt. Doch „die Entschlossenheit, mit der der Kreml in der Krim-Krise seine militärische Stärke demonstriert, sowie die Tatsache, dass westliche Kritik an Moskaus Vorgehen im Kreml scheinbar vollkommen ignoriert wird“, das sei neu. Und es folgt der bemerkenswerte Nachsatz: „Dennoch geht es Moskau nicht zuletzt auch darum, sich im Westen Gehör für die eigene Sicht der Dinge zu verschaffen – mit vielleicht verheerenden Folgen.“ So ist es: Der Kalte Krieg geht immer weiter und Russland, zunehmend in die Ecke gedrängt, mag nicht mehr gute Miene zum bösen Spiel machen.
Konservative machen mobil
Einen wichtigen Hinweis ergänzt Ottfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit: Zur Zeit wird in den USA wieder einmal behauptet, Russland verletze durch neue Raketensysteme das ausgehandelte Rüstungsgleichgewicht. Wer denkt da nicht an die Situation von 1980. Könnte sie sich wiederholen? Zwar steht die Behauptung auf schwachen Füßen. Präsident Obama hat sie sich noch nicht zu eigen gemacht. Doch die Republikaner trommeln heftig für sie und es gelingt ihnen, weitere Abrüstungsverhandlungen zu torpedieren. Irgendwann werden sie ja auch wieder das Präsidentenamt erobern. Was dann?
Es wäre wohl weiterführend, wenn Friedensforscher ganz intensiv über diese Frage nachdächten: Weshalb konnte der Kalte Krieg nicht beendet werden? Warum wurde seinerzeit der Vorschlag Michail Gorbatschows, ein „europäisches Haus“ zu bauen, in den Wind geschlagen? Weil das US-Imperium keinen zweiten Gott neben sich dulden kann? Nicht einmal das viel schwächer gewordene Russland? Verhält sich das so, weil der Westen insgesamt nicht anders kann, als seine ökonomisch fundierten „Entgrenzungsprozesse“ voranzutreiben? Oder wirken auch ideologische Gründe von der Art, dass er als Westen einen Osten zum Gegenbild braucht, ja ihn sich notfalls erfinden muss? Davon, ob Antworten gefunden werden, hängt der Weltfrieden mit ab.
Im Zeichen der Taube
Die Friedensbewegung in der Bundesrepublik gründete sich als Reaktion auf Pläne Adenauers, dass auch Westdeutschland in der NATO einen militärischen Beitrag leisten sollte. Es folgte heftige Kritik von Gewerkschaften, Frauengruppen und Kirchen. Die Wiederbewaffnung 1955 konnte die Bewegung allerdings nicht verhindern.
In der DDR entstand eine Friedensbewegung nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Ihr Motto: „Schwerter zu Pflugscharen“.
Die Ostermärsche sind seit Jahrzehnten die bekanntesten Ausdrucksform der deutschen Friedensbewegung. Bereits in den 1950ern demonstrierten Bürgerinnen und Bürger, unterstützt von Kirchen und Gewerkschaften, gegen nukleare Aufrüstung. Auch in diesem Jahr sind wieder in vielen Städten Ostermärsche geplant.
Ihre Hochphase erlebte die Friedensbewegung als Reaktion auf den NATO-Doppelbeschluss. Bis Mitte der 1980er protestierten regelmäßig Hundertausende gegen die Politik der Kanzler Schmidt und Kohl. Die größte Demonstration fand am 22. Oktober 1983 im Bonner Hofgarten statt. Eine halbe Million Menschen kamen damals zusammen.
Während des Irak-Krieges konnte die Friedensbewegung an diesen Erfolg anknüpfen. Im Jahr 2003 protestierten rund 500.000 Menschen gegen den Krieg, diesmal in Berlin. Seitdem ist es stiller um die Bewegung geworden. pjh
Kommentare 14
Lieber Michael,
m.A.n. ist das Problem durch Gorbatschow korrekt benannt. Es fehlt seit 1990 der Bau eines "Europäischen Hauses", das die EU, die Ukraine und die Türkei mit einbezieht. Und dieses Haus als gleichberechtigter Partner zur USA. Europa hat leider seine US-Schosshundrolle bis jetzt nicht abgelegt. Das bedeutete keineswegs Infragestellung der NATO. Ganz im Gegenteil. Auch die USA hätten ein Interesse an einer Assoziation von Russland und Ukraine mit der NATO entwickeln können, wenn die Europäer darauf bestanden hätten (ökonomisch ist Europa schon jetzt weniger auf die USA angewiesen als umgekehrt). Das Grundproblem des Konfliktes mit der Ukraine ist eindeutig die fehlende Emanzipation Europas gegenüber den USA und die daraus resultierende Isolation von Russland. Solange diese europäische Emanzipation mit der parallel einhergehenden Einbeziehung von Russland in das gemeinsame Haus nicht erfolgt, wird der Konflikt mit Russland weiter schwelen und ständige Kriegsgefahr bedeuten. Wann begreifen das die wirtschaftlichen und politischen Oligarchien der EU? Sicher hatte Gorbatschow im Auge, dass eine Isolation Russlands nach dem Zerfall des Warschauer Paktes ein ständiges Problem für Europa und für sich selbst dadurch darstellt, dass eine innere Demokratisierung unmöglich gemacht wird. Nochmals: Das Grund-Problem der Krise ist Europa, nicht die USA, nicht Russland. Friedenspolitik ist Miteinander, nicht Gegeneinander, Einschluss, nicht Ausschluss, und das auf staatlicher Ebene wie auf der Ebene der Zivilgesellschaften. Die Partikular-Interessen eines westlichen industriellen-militärischen Komplexes müssen überwunden werden zugunsten der Interessen von Zivilgesellschaften. Die Friedensforschungsinstitute werden falsch liegen, solange sie nicht die Interessen der Zivilgesellschaften als eigene wichtige Kategorie in der heutigen globalen Welt berücksichtigen. Bisher sind sie noch im Schachspiel der letzten hundert Jahre verhaftet.
LG, CE
Warum wurde 1990 der Kalte Krieg nicht beendet? Warum hörte er nie auf?
lieber michael,
das sind wirklich die wesentlichen, die entlarvenden fragen an das system. und sie sind nicht sehr schwer zu beantworten.
die friedensforscher zu fragen, kann nicht ergiebig sein. denn die leutchen treiben phantomforschung. ihr forschungsobjekt gibt es nicht. das müssten diese forscher spätestens seit der schrift "Zum ewigen Frieden" von kant wissen.
sipri beweist mehr nähe zur realität des andauernden krieges - seit jahrtausenden. das institut in stockholm veröffentlicht jedes jahr die rüstungs- und kriegsanstrengungen der staaten der erde.
aber auch dieses wissen bringt den frieden nicht in sichtweite.
rousseau, den kant sehr geschätzt haben soll, sah den niedergang der menschheit von dem moment an fortschreiten, als der erste mensch sein eigentum einzäunte und damit die grenze erfand als frontlinie für alle kämpfe und kriege danach.
in den gated communities wiederholt sich die grenzziehung zum abertausendsten mal.
aber die friedens- oder kriegsfrage erübrigt sich, wenn zum beispiel das führerprinzip nicht in frage gestellt wird und ebenso die hierarchie, also organisationen wie parteien und staaten, vor allem armeen mit vorbildlich durchhierarchisierten strukturen, die auf befehl und gehorsam bauen usw.
der krieg beginnt innerhalb der grenzen eines gemeinwesens, wo so horrende ungleichheiten zugelassen bzw. gefördert werden, dass stets neue klassen- und kastengrenzen gebaut werden.
britische soziologen sind so ans eingemachte der gesellschaften gegangen mit ihrer studie der ungleichheiten in verschiedenen staaten. auf deutsch erschienen unter dem titel: gleichheit ist glück. sie hätten statt glück auch frieden schreiben können.
die usa und britannien schnitten im ländervergleich nicht gut ab, milde gesagt.
grüße, hy
Lieber CE, lieber HY, danke.
Ich habe den Artikel eben an zwei Stellen dem Manuskript entsprechend korrigiert. Vor allem den Absatz über W. F. Haug hatte ich mißverständlich formuliert und er war mißverstanden worden.
Lieber Michael und auch
@H.YUREN
meint Ihr nicht, dass es beinahe 25 Jahre nach dem Mauerfall Zeit wäre, einen deutsch-russischen Freundschaftsvertrag zu schliessen, wie etwa 10 Jahre nach 45 Adenauer und De Gaulle den deutsch-französichen Freundschaftsvertrag schlossen? Am besten wäre selbstverständlich ein EU-Russland-Freundschaftsvertrag.
Michael, ich gebe Dir recht mit der Ökonomie und dem globalen Kapitalismus, der sicher friedensstiftend sein kann bei entsprechender Verzahnung und wirtschaftlichem und menschlichem Verlust für alle Kriegstreiber-Staaten und ihre Bevölkerung. Jedoch werden Stellvertreterkriege auf Kosten kleiner Länder umso vehementer geführt. In diesen Fällen: Wenn nicht starke Zivilgesellschaften Vetomächte kontrollieren und an einen Tisch zerren, um Kriege und Genozid zu verhindern (bspw. jetzt in Syrien, wo eigentlich die Völker der Welt jeden Tag auf nationalen zentralen Plätzen gegen die Veto-mächte demonstrieren müssten), dann passiert rein gar nichts. Die Friedensforschungsinstitute sollten statt Erbsenzählen die Faktoren analysieren, die am ehesten friedensstiftend wirken und darüber in einen Dialog mit den Zivilgesellschaften eintreten. Aber diese Herrschaften sind reine Bürokraten, die ihren Arbeitstag abreissen wie ein Finanzbeamter und am Monatsende die Knete kassieren, gleich ob es Krieg gibt oder nicht.
Euch beiden frohe Ostern!
LG, CE
Das Problem ist nicht Russland, sondern die EU. Die EU ist die eigentliche potentielle Gefahr für den Imperator USA. Also bindet er sie ein und positioniert sie gegen die Russen. So gebunden bewegt sich der mögliche Riese EU nicht selber, er funktioniert nur, Gott sei dank, aus der Sicht der Amis.
Man stelle sich vor, Deutschland wäre ein militärisch neutraler Staat. Kein Bündnis und ohne Besatzer.
Das Problem Russland gäbe es gar nicht.
Die Russen brauchen ein verläßliche Achse in Europa. Die haben sie nicht. Deshalb fühlen sie sich in die Ecke gedrängt und zeigen die Zähne.
Spätestens seit Georgien kann die Friedensforschung das Thema und seine Entwicklung auch nicht erntsthaft übersehen haben.
Die Vier-Welten These im Kontrast zur globalisierten Welt von Dieter Senghaas finde ich Interessant. Dem werde ich mich zukünftig öfter mal überdenkend widmen.
Ob seine Einteiling so auch stimmte, glaub ich fast nicht. Auch wenns schlüssig klingt. Aber es gibt in der Welt eben globale Strömungegn und Ziele, die nicht besonders politisch oder wirtschaftlich klassifizierbar sind und deswegen ein unbeobachtetes Dasein und Entwicklung fristen. Alleimeist seien es solche, die dann politisch und wirtschaftlich vereinnahmt werden - freilich in sehr oberflächlicher Einbindung - wie man es so kennt von Wahlversprechen - existieren dann aber trotzdem weiter unabhängig von Politik und Wirtschaft.
Dass diese Strömungen in der OECD-Welt gegenüber der Restwelt am erfolgreichsten sind und deswegen deutlicher sichtbar, liegt an Infrastruktur und sonstigen Vorteilen der westlichen Welt.
Warum de kalte Krieg noch nicht beendet ist?
Weil heue noch "die Russen kommen", wenn irgendwo ein Hubschrauber fliegt, ein Panzer fährt oder sonstwie was militärisches. Diese Phrase ist als satire unterwegs. Und wie Satire wirkt, wissen wir (leider zuweilen nicht genau genug).
Jedenfalls ist dei Generation, die schon vor 1989 halbwegs bewusst gelebt hat, noch nicht senil oder dement. Und so ist dieser kalte krieg nicht ausgestorben. Aber seit 5 Jahren brennt fourciert eine Elite dieser Jahrgänge aus - allerdings möglicherweise nur im Westen, woraaus folgt, dass Russland weiterhin stark und selbstbewusst sein kann - auch ohne Anschluß an die vermeindlichen Weltbeherrscher.
Eine Frage ist es tatsächlich, ob es eine hemisphärische Frontlinie braucht (Ost/West etwa). Mir ist dazu einiges schon durch den Sinn gegangen.
Sogesehen haben wir aber in den letzten 20 Jahren eine neue Frntlinie ideologisch aufgepflanzt bekommen. Das wären die religiösen Fundamentalisten - allerdings im Szenario der Moslems / des Islams. Hiesige waren damit wenig intendiert. Es scheint also tatsächlich immer diese eine Frontlinie geben zu müssen, damit die zum Frieden nötige Hegemonie in den Reihen erzeugt wird. Und es ist interressant, dass es gerade nach dem Ende des kalten Krieges wieder die religiöse Ebene wurde. Wobei auch gemutmaßt werden kann, dass es sich unterschwellig um rassistische Frontlinien handelt - weil in der Hauptsache nur der Islam in Nordafrika, naher und mittlerer Osten intendiert gewesen ist. Als ob da noch ne alte Rechnung offen sei, die immer unterschwellig schwehlt.
Was die Ukraine betrifft, kann man des Friedens wegen ein deutliches zeichen setzen. Und zwar von allen Seiten aus. Nämlich ohne, dass man weiß, wer es gewesen, eine deutliche Bekundung (in Form einer Trauerfeier und Appelierung an Freidlichkeit) dass die vielen Toten um den 20. Februar herum ein nicht akzeptables Geschehen gewesen war.
Wir können davon ausgehen, dass dieses Datum mit dem Geschehen letztlich alle derzeitigen Begebenheiten verursacht hat.
Das Ganze sollte hochoffiziel und international politisch organisiert werden. Inklusive Russland und USA. An den Reaktionen auf eine solche Einladung kann man sicher gut erkennen, wie sie dazu stehen und was zu erwarten sei.
Die Einladung muß sicher von der Ukraine kommen.
Das Ganze ist nicht nur ein Werbegag für Frieden, sondern auch ein Zeichen an die Bevölkerung der Ukraine - die nämlich ist derzeit ganz sicher sehr verwirrt und belastet, was zu weiteren Problemen führen wird können.
Wenn uns was an Europa und seinen Werten liegt, ist es eine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Ukraine/Bevölkerung sich wieder mit sich versöhnt und versucht zu vergessen, was geschehen ist.
Frieden schaffen
«Die Friedensforschung ist von der Ukraine-Krise überrascht worden. Ihr fehlt die Verankerung in der Gesellschaft»
Wenn die friedensforschung von den aktuellen Ereignissen in der Ukraine überrascht wurde, frage ich mich:
Ja, wo laufen die denn, wo laufen die?
Die Analyse des 1. Weltkrieges gehört sicher nicht zur Friedensforschung, sondern zur Geschichtsforschung.
Seit 1917/19 haben wir in wesentlichen Teilen Europas andere Gesellschaftsordnungen, als noch 1914. Eine irgendwie geartete Kontinuität kann es darum auch in der Friedensforschung nicht geben.
Eine Friedensforschung verstehe ich als ein Frühwarnsystem vor Konflikten, sonst sind die "Friedensforscher" keinen Pfifferling wert.
Nach 1945 hatten sich verschiedene Institutionen zum Frieden schaffen gebildet, in Europa war das der Europarat.
Abraham Lincoln sagte: "Es ist nicht gut, mitten im Strom die Pferde zu wechseln",
synonym: "Wir müssen an unserer Wahrheit festhalten, auch wenn alle Welt anderer Meinung ist, unsere eigene Meinung dürfen wir nicht aufgeben, um unser Ziel zu erreichen."
Die Polithansel der USA wollen eine Hegemonie aufrecht erhalten, die mit der Dominanz des US$ im Bretton Wood System entstanden ist; die Polithansel der EU haben ein vergleichbares System von festen Wechselkursen geschaffen, bei dem die größte Volkswirtschaft D, gewollt oder ungewollt, hegemonial wirkt.
Sowohl die hegemonialen Ansprüche der USA, als auch des Eurozentrismus fördern ein Geschäft, bei dem Russland als europäischer Faktor isoliert wird.
Europäische Interessen - so sehen das die meisten Bürger-Innen - werden nur mit einer wirtschaftlichen und friedlichen Verflechtung gefördert.
Das war der Zweck der Montan-Union, das war der Zweck der EWG und das war eigentlich auch der Zweck der EU.
Unsere Erfahrungen mit der ehemaligen Ost-Politik eines Willi Brandt sind dafür das historische Beispiel und daran halten wir fest, auch wenn die Polithansel ihr eigenes Süppchen kochen wollen; deren Zeit ist immer nur auf 4 Jahre beschränkt und beständig gegen die Meinung der Bürger-Innen kann man nur in einer Diktatur Politik machen.
Die bisherige Entwicklung in Europa hatte die EU zu dem befördert, was wir heute haben und was von vielen Kritikern als zu zentralistisch empfunden wird; den Europarat, der das eigentliche Forum für ganz Europa ist, hat die Expansion der EU bisher in die Defensive gedrängt - ich hoffe, das wird sich mit den Erkenntnissen aus dieser Ukraine-Krise ändern und ganz Europa wird ein gemeinsames Haus bauen, das regionale Wohnungen hat und eine unendliche, kulturelle Vielfalt.
Die politische Landschaft der Erde bildet ein chaotisches System, für das noch kein seltsamer Attraktor gefunden wurde. Von daher ist Friedensforschung nicht viel mehr als eine geringfügig ernsthaftere Variante der Kristallkugel-Prophetie.
Na also das Urteil scheint mir doch etwas übertrieben...
Nun ja, die Nagelprobe für eine Wissenschaft ist die Prognosefähigkeit. Ich sehe wenig bis nichts, was die Friedensforschung erfolgreich prognostiziert hätte. Erklären, warum die Dinge so sind, das ist ja ganz nett. Aber solange aus den Erklärungen nicht sicher entnommen werden kann, wie sie zukünftig sein werden, steht die Erklärungsmacht für das Vergangene und Gegenwärtige auf wackligen Füßen.
Wegen des Chaos sagt Dr. Kanzlerin ja auch:
Wo ich bin ist die Mitte.
Auf daß alles um sie kreise, so entsteht eine schön zentrierte Ordnung.
Dann wäre der Wille der Mächtigen der gesuchte Attraktor^^ kein Wunder, dass es an stringender Erklärungsmacht mangelt, bei all dieser Willkürlichkeit
Ich fürchte, die Willkür entspringt der Ratlosigkeit im Gezwitscher von allgemeiner Beliebigkeit; selbst wenn die Politiker-Innen würfeln, kämen statistisch bessere Ergebnisse zustande.