Der Atem wird zu Feuer

Elena Ferrante Nachdenken über Frantumaglia, das Werkstattjournal der Autorin der Neapolitanischen Saga
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Neapel ist einer der vielen Orte auf der Welt, in dem alle Faktoren vereint und ungestört herrschen, die Menschen in die Gewalt treiben. Doch Neapel ist auch eine Stadt von überwältigender Schönheit
Neapel ist einer der vielen Orte auf der Welt, in dem alle Faktoren vereint und ungestört herrschen, die Menschen in die Gewalt treiben. Doch Neapel ist auch eine Stadt von überwältigender Schönheit

Foto: Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

Das titelgebende Wort ist ein Neologismus, den Elena Ferrante ihrer Mutter zuschreibt. Im italienischen Wörterbuch gibt es frantumare als Verb, das ist „zersplittern“, ein daraus gebildetes Substantiv würde etwas wie einen Splitter- oder Scherbenhaufen in actu bedeuten. Man hat es einerseits mit kaum erträglichen Erinnerungs-Bruchstücken zu tun, „deren Ursprung schwer zu ergründen ist“, andererseits, wie die Romanautorin sagt, mit einer vulkanischen Hitze, einem „Magma“, das nicht nachhaltig erstarren will. Ferrantes Romanfiguren laufen wie mit nackten Füßen auf diesem unabgekühlten Fluss herum, was in alten Mythen und Märchen ihr Totsein oder ihre tödliche Bedrohung symbolisieren würde. Stilistisch