Die Linke im Westen musste undogmatisch sein, um von Gorbatschow zu profitieren

Tabubrüche Im Westen verlor mit der Perestroika der Antisowjetismus an Zugkraft. Was fingen linke Parteien damit an?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2022
Nicht alle Linke waren gut auf Gorbatschow zu sprechen
Nicht alle Linke waren gut auf Gorbatschow zu sprechen

Foto: Vitaly Armand/AFP/Getty Images

Der erste Linke, der Michail Gorbatschows Machtübernahme begrüßte, war Rudolf Bahro im März 1985. Schon Anfang 1986 bezeichnete er ihn in einem Artikel der taz – anspielend auf Niccolò Machiavellis Buch Il principe (um 1513) – als den neuen Fürsten, der von der Spitze des sowjetischen Machtsystems aus alles zum Besseren wenden werde. Ein halbes Jahrhundert zuvor hatte Antonio Gramsci dasselbe Buch auf die kommunistische Partei bezogen. Die Anwendung auf eine einzelne Person, hinter der, wie sich herausstellen sollte, nicht einmal eine Parteiströmung stand, war kaum realistisch gedacht.

Für die westdeutsche und Westberliner Linke war Gorbatschows auf demokratische Erneuerung gerichtete Politik zweifellos eine Hilfe. Der Antikommunismus, der