Ein Marxist als Papst?

Religion Diego Siragusa erkundet, wie marxistisch der Fels ist, auf dem Rom heute steht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2019
Alle Seelen fliegen hoch
Alle Seelen fliegen hoch

Foto: Vincenzo Pinto/AFP/Getty Images

Die beiden auf den Seiten 136 und 137 nebeneinander abgebildeten Fotos gehören zu denen, die mehr sagen als tausend Worte. Rechts Johannes Paul II., wie er am Flughafen der Hauptstadt von Nicaragua den Pater Ernesto Cardenal, Minister der sandinistischen Regierung und wichtiger Vertreter der Befreiungstheologie, mit erhobenem Zeigefinger ermahnt. Es ist eine widerliche Szene: Cardenal, ein Greis mit weißem Bart und Haupthaar, kniet vor dem Papst und schaut demütig zu ihm auf, sein Mund ist zum Lächeln verzerrt, indes der harte Herrenmensch über ihm seine Macht ausspielt und auskostet. Das Foto links zeigt denselben Papst, wie er neben dem chilenischen Mörderdiktator Pinochet auf dem Balkon stehend irgendwelchen Massen zuwinkt, die man nicht sieht. Beide lä