„Eine Geschichte Russlands“ von Orlando Figes: Im Körper des Zaren

Rezension Aus Orlando Figes' Buch „Eine Geschichte Russlands“ lässt sich allzu sehr ein westliches Überlegenheitsgefühl herauslesen. Lesenswert ist der Text des britischen Historikers dennoch
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 47/2022
Wladimir der Große (978/980 – 1015) musste mal entstaubt werden
Wladimir der Große (978/980 – 1015) musste mal entstaubt werden

Foto: Sergei Bobylev/Itar-Tass/Imago Image

Das neue Buch von Orlando Figes, der an der University of London lehrt, heißt im Original The Story of Russia, was ein durchaus doppeldeutiger Titel ist: Geschichte Russlands, aber auch Russland als Story, als Plot. Und so ist es auch gemeint. Figes setzt gleich damit ein, dass der russische Präsident Wladimir Putin 2016 auf dem Platz vor den Kreml-Mauern ein Denkmal des Großfürsten Wladimir (978/980 – 1015) enthüllte, genannt Wladimir der Große, der Heilige, jenes Herrschers der Kiewer Rus, der sich 988 mit der byzantinischen Prinzessin Anna vermählte, dafür taufen ließ und damit die Christianisierung der Rus einleitete. In „Putins System“, schreibt Figes dann, werde „der Diskurs der Politik durch Vorstellungen von der V