Karl Marx und die Bibel: Ist Arbeit besser als Geld?

Religion Der Religionskritiker und die heilige Schrift – kann das gut gehen? Kuno Füssel zeigt, dass Karl Marx die Bibel nicht zitiert, um sie abzutun, sondern um sich von ihr helfen zu lassen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 22/2022
Wo liegt die Schwäche der marxistischen Geldtheorie?
Wo liegt die Schwäche der marxistischen Geldtheorie?

Foto: Christian Ditsch/Imago Images

Karl Marx steht in der Tradition der jüdischen Propheten. Das behauptet Kuno Füssel, der in Deutschland wichtigste Vertreter der Theologie der Befreiung, und kann es auch plausibel machen. Schon die Äußerlichkeiten sprechen dafür: Beide Eltern von Marx stammen aus rabbinischen Familien; die Fülle von Bibelzitaten in seinem Werk ist unglaublich; und er tritt auch auf wie ein neuer Jesaja: scharfzüngig, unversöhnlich, die Apokalypse beschwörend (das Ende des Kapitalismus, ja der „Vorgeschichte“ der Menschheit). Füssel zeigt, dass Marx die Bibel nicht zitiert, um sie abzutun, sondern um sich von ihr helfen zu lassen. Seine Religionskritik gilt nicht der Bibel, sondern der Kirche und der kirchlichen Theologie.

Der Mensch, so Marx, se