Zwei Paar Flüchtlingsschuhe

Israel Mit „Am Scheideweg“ befreit sich Judith Butler vom Verdacht des Antisemitismus, überzeugt aber nicht ganz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2013

Aus zwei Quellen schöpft Judith Butler ihre Kritik an der Politik des israelischen Staates den Palästinensern gegenüber. Zum einen betont sie, dass dieser Staat nicht das Recht habe, im Namen „der“ Juden zu sprechen, weil solche auch in der Diaspora leben: nicht nur in Israel, sondern verstreut über die Welt. Zum anderen sei es gerade die jüdische Tradition, in deren Spiegel der israelische Siedlerkolonialismus als unmenschlich erscheine. Dabei denkt sie an Emmanuel Lévinas, Walter Benjamin, Hannah Arendt und Primo Lévi. In der Auseinandersetzung mit ihnen entwickelt sie ihre Position. Butler, selbst Jüdin, will zeigen, dass für die Genannten die Diaspora nicht bloß eine Lebenssituation war, mit der sie sich abfanden, sondern si