Alle reden vom absehbaren Ende der Pandemie, alle hoffen auf einen möglichst steilen Verlauf des Wiederaufschwungs, der nach der Krise kommen muss. Was sonst wäre ideal? Im Ökonomen-Jargon wird das „V-Kurve“ genannt. Nun sieht es so aus, als könne die Volksrepublik China vorlegen und schneller als andere Nationen in einen Modus des Wachstums zurückkehren. Für die Chinesen ist das nicht nur wegen der ökonomischen Kennziffern beruhigend. Sie genießen heute schon wieder ein Leben, das an die Normalität vor der Corona-Krise erinnert. Es wird gefeiert, gereist, in Metropolen Hotels, Restaurants und Bars ein Besuch abgestattet. Das gilt selbst für die Millionenstadt Wuhan, in der noch vor einigen Monaten das Leben abhandengekommen schien.
China hat als erste Großmacht den Absturz seiner Ökonomie während der Monate eines strikten Lockdowns durch ein beschleunigtes Wachstum kompensiert. Mehr als das, in erstaunlich kurzer Zeit ist diese Volkswirtschaft zurück auf dem Wachstumspfad. Im ersten Quartal hatte das Staatliche Amt für Statistik einen Rückgang von 6,8 Prozent bilanziert – der erste seit 1992. Wer sich nach diesem Einbruch die Zahlen im Oktober vergegenwärtigt, der kann nur staunen. Die Industrieproduktion stieg um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die Einzelhandelsumsätze wuchsen um 4,3 Prozent. Sie sind nun drei Monate hintereinander im Plus, freilich weniger als erwartet, doch dürfte sich das in der kommenden Zeit ändern.
Die Weltwirtschaft schrumpft
Die Anlageinvestitionen verzeichnen ebenfalls einen Zuwachs, 1,8 Prozent für die ersten zehn Monate, vor allem im primären Sektor, im Bergbau und in der Landwirtschaft, dazu in allen Hightech-Branchen. Diese Wachstumsraten zeigen die deutlich ausgeprägte V-Kurve. Auch die Ausfuhren haben zugelegt, und das weit mehr als erwartet bei einem Plus von 13,2 Prozent, verglichen mit dem Vorjahr. Da die Importe zuletzt deutlich schwächer zunahmen – im Oktober um 4,7 Prozent –, steigt der chinesische Außenhandelsüberschuss entgegen den Planungen weiter an. Dafür offenbart ein anderer Indikator, dass Chinas Industriepolitik anschlägt. Bereits im dritten Quartal dieses Jahres hat das Land durch ein um 4,9 Prozent gewachsenes Bruttoinlandsprodukt (BIP) den Wirtschaftseinbruch vom Frühjahr ausgeglichen. Dies fällt umso mehr ins Gewicht, als nach den jüngsten Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) die gesamte Weltwirtschaft 2020 um beachtliche 4,4 Prozent schrumpft. China sorgt für die signifikante Ausnahme und kann als einziger Staat der G20-Gruppe damit rechnen, dass dieses fürchterliche Jahr mit einem Zuwachs zu Ende geht. Umstritten ist nur, wie hoch der letzten Endes sein wird. Schätzungen reichen von 1,9 Prozent (IWF) über 2,0 Prozent (Weltbank) bis zu 2,1 Prozent, wie sie die Schweizer Großbank UBS prognostiziert hat.
Für das kommende Jahr werden wieder gewohnt hohe Wachstumsraten erwartet, ob mit oder ohne statistische Tricks. 2021 feiert die regierende KP Chinas ihren 100. Geburtstag und dürfte auf eine glänzende Bilanz bedacht sein. Die Partei war Ende Juli 1921 von sechs (oder sieben) Genossen und dem Vertreter der Kommunistischen Internationale (KI) in Schanghai gegründet worden. Erwartungen, dieses Jubiläum erfolgreich zu begehen, bedient nicht zuletzt der IWF, der für das kommende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 8,2 Prozent rechnet.
Chinas Partner
Freihandel In Asien ist fortan für einen weitgehend störungsfreien Warenaustausch der Volksrepublik China gesorgt. Der am 15. November geschlossene Freihandelspakt mit den zehn ASEAN-Staaten, dazu Japan, Australien, Südkorea und Neuseeland, garantiert regionalen Handel mit gesenkten Zöllen und verifizierbaren Standards. Das als Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) bezeichnete Abkommen regelt neben dem Warenverkehr den Transfer von Dienstleistungen, die Vergabe von Investitionen, Fragen von Telekommunikation und Urheberrechten. Im davon erfassten Wirtschaftsraum leben 2,2 Milliarden Menschen, die für ein Drittel des globalen Bruttosozialproduktes und 29 Prozent des Welthandels aufkommen. Nach acht Jahren intensiver Verhandlungen hat dieses Übereinkommen allein deshalb eine große strategische Bedeutung, weil es China im Handelskonflikt mit den USA stärkt.
Wie war es möglich, dass sich diese Volkswirtschaft so rasch und so gründlich erholt hat? Warum schaffen es die Chinesen weitgehend allein, eine V-Kurve hinzulegen? Es gibt dafür eine Reihe von Gründen. Die Regierung hat dank drastischer Maßnahmen die Pandemie rasch unter Kontrolle gebracht. Ein Hin und Her, wie es sich im chaotischen Wirrwarr der Regeln und in den konzeptionellen Defiziten in Europa niederschlägt, wurde vermieden. Die Bevölkerung, die von der Pandemie im Januar/Februar mitten in der wichtigsten Ferien- und Reisezeit des Jahres heimgesucht wurde, hat sich extrem diszipliniert verhalten. Und das, obwohl das Quarantäne-Regime hart war, sehr viel härter als alles, was bisher in Spanien, Frankreich, Österreich oder auch Deutschland verfügt wurde.
Chinas V-Kurve ist außerdem das Resultat einer Wirtschaftspolitik, die anders als noch vor zehn Jahren direkt auf die Förderung der Binnenwirtschaft und die Restrukturierung der eigenen Industrie abzielt. Längst haben die Wirtschaftsplaner eine Abkehr von Exportorientierung und Billigproduktion für den nordamerikanischen und EU-Markt befürwortet und fanden Gehör. Worauf man sich besann, das war die Produktion von hochwertigen Hightech-Produkten für den nationalen Markt.
Mit dem vorherigen wie dem jetzt anlaufenden Fünfjahrplan bis 2025 wurde die Befreiung von Exportfesseln vorangetrieben. Der Wirtschaftskrieg von Donald Trump wirkte als zusätzlicher Katalysator. Mittlerweile wollen die Chinesen ihre Chips selbst produzieren, statt sie aus den USA einzuführen, und bauen im landesüblichen rasanten Tempo geeignete Produktionsanlagen auf.
Um Handel mit zuverlässigen Partnern zu treiben, bietet sich einmal mehr der asiatisch-pazifische Raum an. Mit dem gerade abgeschlossenen Freihandelsabkommen RCEP (siehe Kasten) verfügt China nun über die erwünschte, langfristig tragfähige Basis. Maßgeblicher Effekt des Agreements wird sein, dass sich die Liefer- und Wertschöpfungsketten verkürzen. China, längst kein Dumping-Produzent mehr, kann vieles in Nachbarländer verlagern oder hat das schon getan. Nicht zu vergessen ist bei alldem die Initiative der Neuen Seidenstraße „One Belt, One Road“, die über Asien hinaus den Nahen und Mittleren Osten sowie Europa, aber nicht die Vereinigten Staaten erreichen soll.
Die Plankommission, die Zentralbank wie auch das Finanzministerium in Peking haben enorme Devisenbestände aufgerufen, um dieser Strategie gerecht zu werden. Es wird geklotzt, und das zielgenau. Was an Investitionen aufgebracht wird, geht hauptsächlich in die Schlüsselsektoren, weil China von Innovationen des Westens unabhängig werden will. Deshalb wird die eigene Forschungsbasis in sämtlichen Hightech-Sektoren ausgebaut, ebenso die Hochschulen und Universitäten. Pro Jahr verlassen im Augenblick mehr als 4,5 Millionen diplomierte beziehungsweise promovierte Ingenieure diese Bildungsstätten, darunter Massen von IT-Spezialisten.
Und Kapital fließt reichlich, denn China fährt eine Doppelstrategie. Die Integration der Kapitalmärkte im Land korrespondiert mit einer vorsichtigen Öffnung hin zu den internationalen Finanzmärkten. Neue Anleihen im Wert von einer Billion Yuan (etwa 125 Milliarden Euro) hat der chinesische Staat gerade auf den Märkten platziert. Das ruft in Erinnerung, dass China gegenüber dem Rest der Welt nach wie vor Nettogläubiger ist und seine Anleihen reißenden Absatz finden. Von damit finanzierten Krediten profitieren jetzt auch kleinere Unternehmen, die ihren Anteil daran haben, dass die Zahl der Haus- und Wohnungseigentümer im Lande wächst.
Dabei zahlt sich der Aufbau von Verkehrs-, Kommunikations- und Energieinfrastruktur erst jetzt richtig aus, sei es bei der Eisenbahn, bei Kabelnetzen oder Stromtrassen. Gefragt sind nicht länger billige, unqualifizierte Arbeitskräfte, im Gegenteil. Verfolgt wird eine Politik der Qualifizierung und der steigenden Löhne. Zum ersten Mal in der Geschichte der Volksrepublik gilt ein umfassendes Arbeitsrecht, um Arbeitskonflikte zu vermeiden beziehungsweise zu befrieden. Unter diesen Umständen hat sich die Zahl der Wanderarbeiter halbiert. Es wird mehr Wert auf steigende Arbeitsproduktivität statt auf billige Massenarbeit gelegt. Mit einem Wort: China wird produktiver, reicher, innovativer, grüner. Noch einmal der IWF: Nach dem World Economic Outlook 2020 habe die Volksrepublik die USA bereits abgehängt, sie sei nicht länger Nr. 2 der Weltwirtschaft.
Kommentare 26
Bitte anschauen: https://www.arte.tv/de/videos/087956-000-A/arten-retten-gegen-das-grosse-verschwinden/
Wie bitte? Wo sind den die Millionen Sklavenarbeiter - u.a. die Uiguren - die die Billigproduktion von allerlei Waren gewährleisten? Wo ist die grassierende Umweltzerstörung in der VR China? Wo ist die Missachtung der Arbeitnehmerrechte? Und kann denn eine neue Seidenstraßezu etwas anderem dienen als gelbe, aggressive, unzivilisierte Massen an die Grenzen der Wphlstandszone EU zu schwemmen? Wie kann Krätke ignorieren, dass gelbe Kommunisten nichts anderes als eine Bedrohung der westlichen Wertegemeinschaft sein können?
Welch ein Bild zeichnet der Krätke da. Eine auf hohe Produktivität und wissenschaftliche Expertise gegründete Wirtschaftsstrategie der KP Chinas kann doch garnicht sein. Was erzählt uns denn die veröffentlichte Meinung da alltäglich? Die werden doch nicht einfach immer wieder denselben alten Stand der Erkenntnis reproduzieren, den sie vor zwei Jahrzehnten erarbeitet haben. Kann es etwa sein, dass es einfach ihre Inkompetenz ist, dass sie von der Notifizierung des RCEP (nach achtjährigen Verhandlungen) "überrascht" wurden?
Sollte die EU etwa mit den RCEP-Staaten und Russland Verhandlungen beginnen, um zu sehen, ob ein eurasisches Freihandelsabkommen möglich ist, bevor Donald Trump 2024 wieder zum US-Präsidenten gewählt wird?
China, die (noch) Werkbank der Welt, hat m. E. einfach dasselbe erkannt, wie Donald Trump: zuhause isst man am besten! So hat das fünte Plenum des 19ten Zentralkomitees der KP z. B. gerade beschlossen, unabhängiger vom Export zu werden und den Fokus der Wirtschaftspolitik im Rahmen des 14. Fünfjahresplanes auf die Binnenwirtschaft zu richten. Was im Westen verpönt ist, stellt sich als eine der ganz zentralen Stärken Chinas heraus: die Fünfjahrespläne sind lediglich Ausdruck einer Politik, die auf lange Sicht hinaus plant. Im Westen wird von Wahl zu Wahl gedacht und gehandelt, bzw. von einem Quartalsbericht zum Nächsten. Fünfjahrespläne übernahm China in den 1950er-Jahren von der Sowjetunion.
„Das neueste Plenum in Peking beriet nicht nur den Fünfjahresplan 2021-2025, sondern setzte ganz im Sinne der rollenden Planung auch ein längerfristiges Ziel bis zum Jahre 2035. Bis zu diesem Zeitpunkt soll sich China von einem jetzt "moderat wohlhabenden Land" hin zu einer "modernen sozialistischen Gesellschaft und Kultur" entwickeln“, wie der in China lebende Journalist Peter Achten schreibt. Dabei spielt auch die technologische Unabhängigkeit eine ganz zentrale Rolle.
Spätestens 2030 wird das Reich der Mitte vor den USA die grösste Volkswirtschaft der Welt sein. Zu den Top Five wird dann kein einziges europäisches Land mehr gehören, auch Deutschland, Frankreich oder England nicht. Entlang dieser Achse wird sich auch die Welt neu ordnen. Wie gleich dann alle Nationen sein werden, bleibt abzuwarten. Diese Frage wird nicht zuletzt auch im süd- und ostchinesischen Meer beantwortet werden.
Ich hatte schon geahnt, dass die satirische Absicht in meinem Beitrag nicht deutlich genug wird.
>>Zu den Top Five wird dann kein einziges europäisches Land mehr gehören, auch Deutschland, Frankreich oder England nicht.<<
Das ist so, aber ein Leben in Gesundheit/Wohlbefinden/Lebensfreude hängt nicht primär von der BIP-Zahl ab. Auch nicht von der Anzahl der Elektro-Strassenmobile, Smartphones, Modeklamotten oder sonstigem Klimbim.
Können wir lernen, statt auf von der Profitwirtschaft generierte Zahlen zu starren wie das Karnickel auf die Schlange, Wohlbefinden & Lebensfreude mit geringstmöglichem Material- und Energieaufwand anzustreben? (Das hiesse ja auch weniger Arbeitsstress und allein schon dadurch bessere Gesundheit).
Das sollten wir, ja. Der Kapitalismus ist in seiner heutigen Form zweifellos nicht mehr zukunftsfähig. Nur wird das nicht von heute auf morgen gehen. Und mit Rezepten aus dem späten, 19. Jahrhundert wird man auch nicht mehr viel bewirken können. Die grüne Revolution, wie sie von der Europäischen Union und Joe Biden angedacht, bzw. aufgegleist worden ist, ist doch schon einmal ein guter Anfang, finde ich.
Das stimmt sogar beides. Doch zuerst einmal plant China aktuell neue Kohlekraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 250 Gigawatt - das ist mehr als der bestehende Kohle-Kraftwerkpark der USA und Indiens zusammen.
250 Gigawatt Kohleenergie als Übergangslösung klingen aber nach recht viel, finde ich, item: Den Ausstieg aus der Kohle wird China nicht sehr viel schneller schaffen, als etwa Deutschland. Wer heute noch so viele Kohlekraftwerke plant und baut, weiss also ganz genau, wie wichtig eine weitsichtige Planung für so eine umfangreiche Änderung des Energiekonsums nötig ist. However: mit Kritik umzugehen, scheint nicht gerade eine Stärke Chinas zu sein, wie man auch an Ihren z. T. schnippischen Antworten merkt. Dabei sind bei Weitem nicht alle Kritiker China einfach per se abgeneigt, ganz im Gegenteil. Hier dürfte der Westen zur Abwechslung einmal China überlegen sein...
„...mit Kritik umzugehen, scheint nicht gerade eine Stärke Chinas zu sein,...“
Ist es Kritik gewesen vor ca. 20 Jahren als der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse als Umweltkatastrophe bezeichnet wurde, Menschenrechtverletzungen wegen der Umsiedlung von bis zu 4 Millionen Menschen behauptet wurden.
Probleme hat der „Drei-Schluchten-Staudamm“ am Jangtse nach seiner Fertigstellung bereitet. Erosionen und Dürren sind unterhalb des Staudammes aufgetreten. Das Politbüro der kommunistischen Partei der VR China hat, so wurde damals von Xinhua berichtet, sich mit den Problemen beschäftigt. Wahrscheinlich, ich als Laie kann das nicht abschließend beurteilen, ist der Damm zu schnell gefüllt worden wie GERD, der Grand-Ethiopian-Renaissance-Dam heute von Äthiopien gewünscht wird.
Nur nebenbei, als der Volkskongress Anfang der 90-ziger Jahre über den Bau des „Drei-Schluchten-Staudamm“ abgestimmt hat, haben über ein Drittel der Abgeordneten dagegengestimmt.
Heute, niemand diskutiert mehr über dieses Bauwerk, ist oberhalb des Dammes die größte Stadt der Welt, Chongqink, entstanden.
Natürlich hätte ich auch auf die Berichterstattung über Hongkong oder die Uiguren verweisen können. Den Shitstorm, der entstanden wäre, brauche ich nicht. Welche Stärken China hat, weiß ich nicht. Sie reagieren meistens pragmatisch.
China rotzt dem Covid zum Trotz und wächst dabei...was doch eigentlich zum Wohl der Weltwirtschaft gereicht, wo ist da das Problem? Woran das liegt? Kulturelle Überlegenheit, straffe politische Organisation und dem höflich rücksichtsvollem Verständnis Aller, diszipliniert, abstandhaltend seinen Nächsten (Atemschutz) mit Aerosolen nicht zu bedrängen...
>>Die grüne Revolution, wie sie von der Europäischen Union und Joe Biden angedacht, bzw. aufgegleist worden ist, ist doch schon einmal ein guter Anfang, finde ich<<
Zur EU bitte beachten, dass nichts gegen die ca. 30 000 Brüsseler Kapital-Lobbyisten entschieden wird. Und seit die EU-Kommission von Blackrock beraten wird, müssen sich die Lobbyisten gar nicht mehr sehr bemühen: Blackrock rationalisiert die government influence.
Zu Biden kann ich nicht viel sagen, ausser dass auch er keine grundlegenden Änderungen in der Kriegs- und Umweltpolitik bewirken wird. Ich denke, er wird sich dafür feiern lassen dass "obamacare" wieder in den vor-Trump-Stnd vesetzt wird und pro forma dem Parsiser Klimaabkommen wieder beitritt. Das war es dann aber auch mit Zugeständnissen.
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Die Fracker und "Kohlebauern" werden jetzt jedenfalls nicht an die Ketten gehängt, man muss sich ja jetzt um die Basis im Inland kümmern.
"Vorsicht vor den geschwätzigen Klassen."
Der Osten trifft den Westen.
Eine Diskussion darüber, wer wen wann und wo “wirtschaftlich überholt", ist Unsinn. Die Annahme eines wirtschaftlichen Wettlaufs zwischen Nationen ist Teil des nationalistischen, neoliberalen Geschichtenerzählens. Ein Teil der Wachstumsmärchens sozusagen.
Die Linke sollte vermeiden, in diese Falle zu tappen.
China hat beeindruckende Kulturen und eine lange Geschichte. Europa hat das auch.
Beide Kulturkreise haben einige sehr ernste Probleme; diese müssen viel besser analysiert, diskutiert und Lehren daraus gezogen werden.
Let’s talk about climate resilience. And what must be done urgently. Complementary and jointly.
Sprechen wir über Climate Resilience. Und was getan werden muss. Komplementär und gemeinsam.
Wir sollten einen solchen dialektischen Umgang von Personen erwarten, die in der Tradition von Marx stehen, unabhängig davon, auf welchem Teil der gemeinsamen Welt sie leben.
Respekt. Kritische Solidarität.
https://www.youtube.com/watch?v=5W92uxi9ZaQ
https://www.youtube.com/watch?v=8d9cD_Es9k4
Die Systemkonkurrenz läuft also. Aufgrund der chinesischen Art, an die Dinge heran zu gehen (Planung auf lange Sicht), mute ich hier China allerdings mehr zu, als dem Westen. Und nun wage ich mich zugegebenermassen auf ziemlich abschüssiges Gelände: der gegenwärtige Zustand der westlichen Demokratien- nicht der Demokratie als Regierungsform als solches- erweist sich meiner Ansicht nach auf dem Gebiet der Erneuerung zunehmend als Nachteil (Lobbyismus). Ausser man wäre auch in der EU und den USA bereit, denselben Weg wie die Schweiz (direkte Demokratie) einzuschlagen. Hier hat China‘s KP zweifellos einen Vorteil. Sie kann schneller und effizienter handeln.
Der ausufernde Lobbyismus ist die Archillesferse der westlichen Demokratien- und, was systemische Erneuerungen anbelangt, auf mittlere Sicht ein Nachteil gegenüber politischen Systemen, wie z. B. demjenigen Chinas.
Blackrock ist ein Vermögensverwalter, der zunehmend auch die sozialen Sicherungssysteme vieler westlicher Länder verwaltet. Das so viel geballte Finanzmacht ein ernsthaftes Problem darstellt, liegt auf der Hand. Wenn dessen Interessensvertreter in hohe Regierungsämter berufen werden (Friedrich Merz), dann ist das erst recht ein Problem. Ähnliches lässt sich ja erwiesenermassen auch von Goldman Sucks behaupten.
Der Kapitalismus ist eine Bestie, die gebändigt werden muss- heute mehr, denn je. Ihn gleich ganz abzuschaffen, halte ich jedoch für falsch. Auch hier bietet sich China als mögliche Alternative an.
Warum glauben Sie, lebe ich in Asien? Allerdings erschreckt mich der rasante Niedergang des Westens immer mehr, weil er meine (geistige) Heimat ist. Man fühlt sich langsam fast seiner kulturellen Wurzeln beraubt. Beim Blick auf die USA packt mich manchmal fast das Grauen. Wie auch immer sich der Westen entwickelt- er ist und bleibt meine Heimat! Meine Zukunft liegt aber in Asien. Als Auswanderer würde man gerne auf ein intaktes Europa zurück blicken. Heimat ist ein wichtiger Begriff, wenn man im Ausland lebt, vor allem dann!
Wege zu einer nachkapitalistischen Ökonomie sind bekannt. Das grösste und seit 70 Jahren im Prinzipe erfolgreich wirtschaftende Beispiel ist Mondragón
Als Denkanstoss, nicht für 1:1 Kopie empfohlen. Das heisst, wir können eigene, europäische Wege entwickeln. Politischen Willen vorausgesetzt, der sich nicht auf lobbygeführte parlamentarische Demokratur verlassen mag.
Wehrter Herr WuMing,
ob die BRD zerfällt, zur EU transformiert oder vorher China (Wachstumskollaps) implodiert, vermag nicht der grösste Rechner der Welt zu prognostizieren und allein das Orakel der Wall Street deutet derzeit nicht auf einen wirtschaftlichen knock out hin.
Für Europa, speziell Deutschland läuft es besser als beim grossen Bruder übern Teich. Die leidgeprüfte europäische Seele hatte in seiner Geschichte Schlimmeres zu ertragen.
So ist es in unser aller Interesse mit Respekt und Wertschätzung diese schöne Welt zu bereichern und dazu laden wir Sie gerne ein...
@Wuming: Das chinesische Eisenbahnnetz gehört mittlerweile zu den Besten der Welt, das muss ich als Schweizer neidlos eingestehen. Das schweizer Netz gehört ebenfalls zu den Besten der Welt. Bislang haben nur wenige Nationen erkannt, dass die Bahn das Transportmittel der Zukunft ist, selbst in Asien. Sie sind chinesischer Staatsbürger? Also werde ich mich erst einmal an Sie wenden, wenn ich Fragen zu China habe. Wie gesagt, ich stehe China nicht unkritisch gegenüber. Aber die gegenwärtige Nachrichtenlage zu China in den westlichen Medien erinnert mich stark an die Zeit des Kalten Krieges: alle Seiten betreiben gleichermassen Propaganda. Aber man sollte die Gelegenheit nutzen, wenn man sich auf ungewohntem Wege (über China) informieren kann. Ich werde mich also an Sie wenden, wenn ich Fragen habe.
@Gelse: Sehr interessanter Link, danke. Der Genossenschaftsgedanke ist ja alles andere, als neu. Aber es gibt verschiedene Formen von Genossenschaften. In der Schweiz sind z. B. beide Grossverteiler Migros und Coop, genossenschaftlich organisiert. Die Genossenschaft ist in der Schweiz eine von vielen möglichen Rechtsformen, die ein (marktwirtschaftlich organisiertes) Unternehmen annehmen kann. Dabei spielen Steuern natürlich eine gewichtige Rolle. Trotzdem ist es interessant, dass auch die Mondragòn trotz ihres kommerziellen Erfolges nicht die Rechtsform einer AG oder GmbH angenimmen haben. Mir kommen jetzt in diesem Zusammenhanh noch die israelischen Kibbuz in den Sinn.
>>Trotzdem ist es interessant, dass auch die Mondragòn trotz ihres kommerziellen Erfolges nicht die Rechtsform einer AG oder GmbH angenimmen haben.<<
Das würde dem Gründungsziel einer Arbeiterkooperative widersprechen: Stimmrecht im Betrieb hat ausschliesslich wer dort arbeitet. Wer ausscheiden wollte, müsste seinen/ihren Anteil zurückgeben. Auch Vererbung des Anteiles ist in der Kooperative nicht möglich. Damit sind Einflüsse von dort nicht Arbeitenden ausgeschlossen. Genau das macht den Erfolg aus.
Das ist im Prinzip klar. Der Spiegel hat übrigens 1974 unter dem Gründer Rudolf Augstein damit begonnen, Mitarbeiter am Unternehmen in Form der Spiegel-Mitarbeiter KG zu beteiligen. Es kann also durchaus auch kapitalistische Mischformen geben.
Hihi. Der war gut!
"der gegenwärtige Zustand der westlichen Demokratien- nicht der Demokratie als Regierungsform als solches"
Aufgepasst! Ein schlechter Zustand der westlichen Demokratien macht aus China auch keine Demokratie. Erst recht aber keinen Sozialismus!
China ist genau so kapitalistisch wie der hier gescholtene Westen. Es unterliegt daher dem selben Wertgesetz und wird zyklische Krisen hervorrufen - wahrscheinlich von nie da gewesener Tiefe. Und: es muss revolutionär gestürzt werden, damit Sozialismus entstehen kann.
>>Es kann also durchaus auch kapitalistische Mischformen geben.<<
Ob und auf welche Weise Lohnarbeiter an einem kapitalistischen Betrieb beteiligt werden hängt von Willen des/der Eigner/s ab. Eine Sperrminorität von 25 % + x oder gar Mehrheit ist in der Regel ausgeschlossen, der Spiegel ist eine Ausnahme. (Wie auch der Erfinder des Kronenkorkens, der nach Ablauf des Patents zu dem Schluss kam dass er nun reich genug ist und den Betrieb komplett den Arbeitenden überliess.)
Auch beim Spiegel ist denkbar, dass irgendwann Erben der privaten Hälfte ihren Anteil an einen Verlagskonzern verkaufen, der dann seinen Teil durch Investition zum Mehrheitsanteil ausweitet.
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Eine Mischform zwischen Arbeiterkooperative und Kapitalgesellschaft ist nicht möglich. Das demokratische Prinzip „das höchste Entscheidungsorgan ist die Mitgliederversammlung“ schliesst gleichzeitige Teilhabe betriebsfremder (nichtarbeitender) Eigner prinzipiell aus.* Auch dass die (für Alle gleiche) Beteiligung nicht handelbar ist schliesst Fremdbeteiligung aus. Mit Mondragón liegt der Beweis vor, dass demokratisches Wirtschaften ohne Privatinvestoren sehr gut funktionieren kann. Und sogar als Insel im privatkapitalistischen Umfeld die vom Umfeld erzeugten Krisen übersteht. Auf dieser Erfahrung lässt sich aufbauen, wenn nach Wegen zur Überwindung des Kaputtalismus gesucht wird.
*Denkbar ist, dass Leute, die die Einstandssumme (bei MCC-Kooperativen zur Zeit 15 000 €) nicht aufbringen, für begrenzte Zeit angestellt arbeiten und entweder durch persönliches Ansparen oder durch Arbeitsgutschriften die Vollmitgliedschaft erwerben.
Natürlich müssen auch Arbeiterkooperativen einer gesetzlichen Allgemeinwohlverpflichtung unterworfen sein. (Nicht wie im GG als „soll“-Bestimmung, die eine Regierung anwenden kann oder auch nicht, sondern als konkrete Pflicht.)
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Mondragón 2
Mondragón 3
"Machen sie doch in der BRD Revolution, da haben sie genug zu tun!"
Wundervoller Kommentar, @WuMing. Klasse.
On The Stork Tower.
王之涣 《登鹳雀楼》(Wángzhīhuàn “dēng guàn què lóu”)
白日依山尽,(bái rì yī shān jǐn)
黄河入海流。(huánghé rù hǎiliú)
欲穷千里目,(Yù qióng qiānlǐ mù)
更上一层楼。(gèng shàng yī céng lóu
"Sozialismus, inkl. Kulturrevolution hatte China schon."
Ach so. Sie glauben tatsächlich an die Mär vom sozialistischen China. Mit Verlaub, das ist drollig. Wie halten Sie's mit dem Osterhasen?
Einen dritten Weg kann es nicht geben. Das ist ja genau der Kern der sozialdemokratischen Degeneration.
Übrigens: Toll, dass Sie sich erbarmen, mir Anweisung zu erteilen. Sowas hat die Welt gebraucht! Es gibt einfach nicht genug Antikommunisten. Aber nichts für ungut: ich weiß dann ja, woran ich bin. :-)