So richtig tiefrot ist er schon lange nicht mehr, dafür wird der Ferne Osten jetzt grün. Genauer, China wird grün, und das in rasantem Tempo. Bis 2060 sollen dort Ökonomie und Gesellschaft klimaneutral sein, hat Staatspräsident Xi Jinping während der auf Mai verschobenen Tagung des Volkskongresses verkündet. Schon vor 2030 werde man den Scheitelpunkt der Emissionen erreichen, danach würden sie sinken und spätestens 2060 bei Netto-Null ankommen. Ein Paukenschlag, ein Wendepunkt für die internationale Klimapolitik, wenn man bedenkt, dass Chinas diesbezügliche Ankündigungen bisher stets zurückhaltend ausfielen, dafür aber regelmäßig erfüllt worden sind, und das oft vorzeitig.
Momentan steht das Land noch für 28 Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes. Würde Chinas Wirtschaft tatsächlich klimaneutral, dürfte das unserer Zivilisation 0,2 bis 0,3 Grad des erwarteten globalen Temperaturanstiegs ersparen. Es könnte reichen, um im 21. Jahrhundert unterhalb der Schwelle von 1,5 Grad plus zu bleiben. Mindestens ebenso wichtig ist der politische Effekt: Allen Bremsern und Zauderern wird ihr Lieblingsargument genommen, was können wir schon tun in Deutschland oder Europa? Es wird doch alles sofort durch die Chinesen mit ihrem unverschämten Wachstum zunichtegemacht. Was aber, wenn China vorangeht und so alle anderen unter Druck setzt?
Da sich Xi Jinping weit aus dem Fenster lehnt, muss er sich der Unterstützung in Staat und Gesellschaft sicher sein, wenn Klimaschutz nicht allein für einzelne Unternehmen, sondern ganze Regionen bindend ist. Es braucht ein entschiedenes Handeln wie zu Beginn des Jahres, als klar war, dass die Verbreitung des Coronavirus auf Wildtiere zurückging. Umgehend wurde es für illegal erklärt, einen derartigen Tierhandel zu betreiben, ohne Rücksicht auf Händler und ihren Gewinn. Schließlich sind in China die Herren der Märkte nicht die Herren der Welt, sondern private Interessenten von begrenzter Relevanz.
Wieder atmen in Peking
Jahrzehntelang diente China etlichen EU-Staaten wie den USA als Müllkippe, wenn gegen Devisen Millionen Tonnen an Abfällen dorthin exportiert wurden. Damit ist inzwischen Schluss, es gibt keine solchen Einfuhren mehr, stattdessen Recycling, auch um die Abhängigkeit von Rohstoffimporten drastisch zu vermindern. Man wird sich erinnern an Bilder aus Peking und anderen Großstädten. Wochenlang konnte man die Sonne nicht sehen vor lauter Smog, die Augen tränten, es kratzte im Hals. Alle Welt lief mit Masken herum, lange vor Corona. Unter der Luftverschmutzung litt die gesamte Bevölkerung. Heute ist das anders, der Himmel über Peking wieder blau, und man kann frei atmen, da sich die Luftqualität vieler Metropolen enorm verbessert und die Zivilgesellschaft gewaltig dazugelernt hat. Die Stadtbürger lassen sich Smog und Lärm, die sie noch vor wenigen Jahren fast widerstandslos hinnahmen, nicht mehr bieten. Chinas Städte werden grün, und nicht nur sie. Die Volksrepublik betreibt derzeit das weltweit größte und ehrgeizigste Aufforstungsprogramm in den Nadelblattwäldern im Nordosten, um die Lärchenbestände wie Schottischen Kiefern zu erhalten, ebenso in den südöstlichen Provinzen Fujian und Zhejiang, wo der Regenwald geschützt wird. Während in Brasilien und Kalifornien die Vegetation verbrennt, während sie in Europa vielfach verdorrt, wächst sie in China dank eines Programms, das gleichermaßen darauf zielt, die Wüsten zurückzudrängen, während überall sonst die „Verwüstung“ der Erde voranschreitet.
Dieser bemerkenswerte Wandel kam nicht über Nacht. Er ist Resultat eines langen Lernprozesses. Noch vor 20 Jahren wurde in Peking über Umweltprobleme geklagt, aber unter Verweis auf eine lokale oder regionale Verantwortung wenig unternommen. Inzwischen ist allen klar, dass es damit nicht getan ist. Folgt daraus, dass China den Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft und den Umstieg in eine klimaneutrale Produktions- und Lebensweise bewältigt? Dafür spricht zumindest, dass bisher dieser Vertragsstaat allein seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 anstandslos erfüllt hat. Ausschlaggebend ist der Rückgriff auf Umwelttechnologien, bei denen chinesische Unternehmen heute schon führend sind, weil sie mit vollem Einsatz auf Innovationen setzen und über die Produktionskapazitäten verfügen, davon Gebrauch zu machen. Aber noch hängt die Wirtschaft des Landes an der Kohle, an Öl und Gas, noch werden in Provinzen wie Zhejiang Kohlekraftwerke gebaut, seit 2019 fünf an der Zahl, die als fossile Meiler auf eine Kapazität von zusammen 7.960 Megawatt kommen. Offiziell gelten diese Objekte als Energieerzeuger auf Zeit, die im Moment auch dazu dienen sollen, die Corona-Folgen für die Wirtschaft einzudämmen. Spätestens 2021 soll Energiegewinnung durch Kohle auf unter 60 Prozent sinken und die aus Erdgas die Grenze von zehn Prozent nicht überschreiten.
In Deutschland wird der Kohleausstieg, wenn er je gelingen sollte, mehr als 30 Jahre in Anspruch nehmen, die Chinesen wollen den Abschied von Anthrazit und Weichbraunkohle in fünf Jahren vollzogen haben. Die Voraussetzungen dafür sind insofern günstig, als Energiekonzerne und deren Lobbyisten auf die chinesische Wirtschaftspolitik traditionell wenig Einfluss haben. Auf jeden Fall wäre der schrittweise Verzicht nicht nur auf Kohle, sondern auch auf Gas und Erdöl die Befreiung von Abhängigkeiten. Rohstofflieferanten wie Russland, aber auch OPEC-Staaten wie Saudi-Arabien würden an Bedeutung verlieren.
Für Alternativen sorgt die Solartechnologie, deren Produzenten in China nicht nur weltweit führend sind, sondern im eigenen Land aus dem Vollen schöpfen. Auf den Dächern von Peking, einer Metropole mit 22 Millionen Menschen, wird heute bereits mehr Solarstrom erzeugt als in ganz Deutschland. Dazu entstehen Windparks in der Küstenregion am Ostchinesischen Meer. Ärger mit Widerständlern, die Umweltschutz bzw. erneuerbare Energien ganz passabel finden, solange davon ihre Datschen nicht gestört werden, kennt man in China kaum. Wo Konflikte gären, wird nach Kompromissen gesucht. Lokal und regional ist dieses Regime eben keine Kommandowirtschaft, eher eine ziemlich dezentral gestrickte Verhandlungsökonomie.
Laden statt tanken
In Sachen E-Mobilität ist man ebenfalls erheblich weiter als Europa. Wieder so eine harte Selbstverpflichtung: Zwar wurde noch kein verbindliches Datum für das Ende von Autos mit Verbrennungsmotoren festgesetzt, dafür gelten Quoten für alle Autobauer und -verkäufer im Land, die Jahr für Jahr zulasten der Verbrennungsmotoren steigen. Bis 2035 soll der Anteil der Elektrofahrzeuge auf mindestens 50 Prozent gestiegen sein. Wobei die Regierung für die E-Autos nicht mehr die Kraftstoffersparnis, sondern die gesamte Kohlendioxidbilanz in Rechnung stellt. Schon heute gibt es über eine Million Ladestationen, weit mehr als in jedem anderen Land der Erde, ein stetig erweitertes Netz. Und die Autobauer ziehen mit, auch die deutschen stellen in China inzwischen Elektrofahrzeuge in Massen her und halten sich an vorhandene Quoten. Offenkundig funktioniert, was die Automobilkonzerne in Deutschland nach Kräften verschleppen und behindern. Hat es damit zu tun, dass sie sich in der chinesischen Diaspora einem schlüssigen Gesamtkonzept unterordnen müssen? Und der Vorrang für die Eisenbahn – in Zukunft die Magnetbahn – gilt in der Volksrepublik ohnehin. Dank des mittlerweile hervorragend ausgebauten Netzes von Hochgeschwindigkeitszügen, die alle Großstädte des Riesenreichs verbinden, ist die Eisenbahn im Inlandsverkehr attraktiver als das Flugzeug. Von der Straße auf die Schiene, in China klappt das. Wo es nicht geht, wird umgerüstet, von Lastkraftwagen mit Verbrennungsmotor auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb. Die weltweit größte Flotte von Elektro-Lkw und -Bestellbussen fährt auf Chinas Fernverkehrsstraßen.
Xi Jinpings Ankündigung folgte auf eine Reihe von Konferenzen mit den Spitzen der EU. Auch die deutsche Kanzlerin war dabei. Ein deutliches Signal, dass China mit den Europäern in der Klimapolitik an einem Strang ziehen will. Von den USA ist einstweilen nichts zu erwarten.
1,1 Billionen
Strategie Präsident Xi Jinping hat 2013 das Programm einer „Neuen Seidenstraße“ verkündet. Das Projekt zielt darauf, durch massive Investitionen in die Infrastruktur den Wirtschaftsaustausch zwischen China und anderen asiatischen Staaten wie Europa und Afrika zu fördern. Chinesisches Kapital floss seither in die Modernisierung der Häfen in Rotterdam, Antwerpen, Montoir-de-Bretagne, Marseille, Bilbao, Valencia, Piräus, Malta und Tanger. Davon profitiert haben Airports in Frankfurt-Hahn, Toulouse und Tirana. Zum Testgelände für diese Strategie wurde der Westbalkan, u.a. durch Vorhaben wie die Schnellbahn von Belgrad nach Budapest. Bisher sind für Projekte in 60 Staaten Ausgaben von 1,1 Billionen Dollar veranschlagt, aufgebracht über den Seidenstraßen-Fonds, die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank und die New Development Bank der BRICS-Staaten.
Kommentare 25
hm, das sind vollmundige ankündigungen.wenn sie denn am ende tatsächlich der realität entsprechen, gut.
china hat i.d. vergangenheit zu niedrige zahlen bzgl. iheres co2-ausstoßes angegeben, es gehen immer noch neue kohlekrftwerke ans netz.
ankündigungen und auch (co2/methan/usw)zahlen von diktaturen sind mit vorsicht zu genießen, denn es gibt keine instanz, die das überprüfen kann.
China als neue ökonomische Weltmacht ist wahrscheinlich eher in der Lage dem Kapitalismus noch eine Chance zu geben als die alten, absteigenden Mächte.
Das er also der chinesische Expansionismus. Und wie gefährlich der ist. Weiteres kann bei Wolfram Elsner nachgelesen werden.
Ich habe da mal eine Frage. Angeblich soll die VR China die Staaten im Zusammenhang mit den Projekten der Seidenstraße (Belt and Road Initiave) in die Überschuldung treiben. Geht es dabei vielleicht darum, dass diese Staaten sich jetzt nicht mehr für Waffenkäufe verschulden können?
Seit kurzem erst befasse ich mich intensiver mit China und bin von der Dynamik der Entwicklung dort sehr beeindruckt. Ja, es gehen noch Kohlekraftwerke ans Netz. Deshalb spricht China auch davon, den Scheitelpunkt erst 2030 zu erreichen. Aber welches Land hat ersthaft das Ziel ausgerufen, bis 2060 Klimaneutral zu sein?
Inzwischen habe ich einiges über China gelesen und gelernt. Das Wichtigste: Die eurozentristische Brille absetzen. Die Fakten des Artikels kann ich im Wesentlichen so bestätigen. Allein, es ist schwer Informationen über das Land zu finden. Zu viel wird in unseren Mainstream-Medien verschwiegen. Es ist beängstigend, wie fast geschlossen einseitig und faktenarm über China berichtet wird. Der freitag gehört neben der "jungen welt" und, mit Abstrichen, dem nd zu den wenigen Medien, die sich um faire Berichterstattung bemühen.
Eigentlich ist es egal, ob die "zahlen" ganz genau sind oder "ganz richtig" rapportiert werden, entscheidend ist: die Chines*innen machen ihr ding! Darauf können wir uns verlassen.
Worauf wir uns nicht verlassen können, sind wir selbst bzw. diejenigen, die uns regieren.
Hierzulande wird bislang nur getrickst und gefeilscht und alles möglichst weit nachhinten (am liebsten auf den sanktnimmerleinstag) verschoben.
In der zwischenzeit machen die "(braun)kohleländer" mit den sturkturhilfemitteln von 41 mrd. alles, nur keine zukunftsfähige sturkturanpassung. Im osten (Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt) dienen diese mittel einfach als ersatz für die auslaufenden solidarfonds. Dh. es werden laufende ausgaben genauso bezahlt wie das abwaschen der Naumburger Doms, damit er (als weltkulturerbe) als (benzin)tourismusmagnet neu erstrahlt.
Es ist höchste zeit, dass wir aufhören dieses, "unser" ding zu machen!
Dazu ein ganz guter Beitrag im "nd" von heute.
Sehr schöner Artikel. Ich freue mich, mal was positives über China zu lesen abseits der Propaganda in den Haupt-Medien die das Land immer als Bedrohung, nie als Vorbild sehen.
Ja, aber die Menschenrechte?
->Im Westen sitzen auch Journalisten hinter Gitter (Assange). Die Moralkeule kann man nicht mehr schwingen, nach den unsäglichen Regime Change Kriegen in den letzten Jahren...China macht so was (bisher) nicht.
Ja, aber die Umwelt?
->Die Chinesen werden es schneller hinkriegen als der Westen mit seinen Kleptokratien und Industrie-Lobby-hörigen Regierungen die bei dem Thema noch viel mehr bremsen. Wegen den "Arbeitsplätzen" natürlich...siehe SPD und die "Kohle".
Ja, aber die Meinungsfreiheit?
->Wird bei uns auch jedes Jahr schlechter....siehe neue Gesetze zu "Upload"-Filter und immer wieder Vorratsdatenspeicherung, "hate speech" ist jetz kriminell, was auch immer das sein soll....mehr Befugnisse für Geheimdienste usw...wohin die Reise geht ist abzusehen.
Danke für den Hinweis. Sehr spannend. Habe gerade eine Broschüre zum Seidenstraßen-Projekt gelesen. Da bleibt einem wieder mal die Luft weg: Karin Kulow: China neues Seidenstraßen-Projekt. ISW Spezial Nr. 32.
Überhaupt finden sich auf den ISW-Seiten einige Beiträge zu China.
"fast alle Banken sind in Staatsbesitz…"
Dies ist vielleicht der entscheidende Faktor, da so der Staat der einzige Akteur ist, der Geld aus dem Nichts schöpfen kann. In "US vs China Housing…and Those Millennials" sagt Michael Hudson: "Die Schulden werden den staatlichen Banken geschuldet. Eine Regierung kann tun, was die USA nicht tun können. Die Regierung kann Schulden erlassen, zumindest diejenigen, die sie sich selbst schuldet, ohne eine politische Gegenreaktion auszulösen. Wenn ein lebensfähiges Unternehmen zu viele Schulden gemacht hat, kann die Regierung ihm vergeben. Das ist besser, als wegen der Schulden eine Fabrik schließen zu lassen oder zu erzwingen, dass sie an eine räuberische Vermögensverwaltungsfirma verkauft wird, wie es in den Vereinigten Staaten geschieht. Das ist der Vorteil eines öffentlichen Kredits, und deshalb sollten Kredite öffentlich sein. So war es in Babylonien. Die Herrscher konnten im 3. Jahrtausend und 2. Jahrtausend v. Chr. ständig Schulden streichen, weil die meisten Schulden dem Palast oder den Tempeln geschuldet waren. Die Herrscher strichen sich selbst die Schulden."
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Auch lesenswert sein Interview "Finance Capitalism vs Industrial Capitalism". Darin beschreibt er den grundlegenden Widerspruch, an dem der Westen zugrunde gehen wird, wenn das Finanzkapital nicht in die Schranken verwiesen wird.
die zivilgesellschaft und kritische medien (gibts beides, wenn auch i.d. minderheit).
mitunter sogar staatliche institutionen, das aber eher selten.
das alles wird in china komplett unterdrückt, ist quasi nicht vorhanden.
um das nochmal festzuhalten: die repräsentative demokratie ist für mich eher eine vorform der demokratie mit plutokratischen anteilen.
ebenso sind gewählte regierungen in unserem wirtschaftssystem zwischen steuern (kommen nur, wenn die wirtschaft floriert) und krediten (zinshöhe hängt vom florieren der wirtschaft ab) eingeklemmt und haben aufgrund dieser machtverhältnisse in vielen bereichen wenig spielräume.
aber es gibt spielräume und gegenstimmen werden eher selten weggesperrt (meist dann, wenn das privateigentumsdogma bedroht ist).
zum thema umweltzerstörung: mir ist völlig klar, dass die westlichen industrieländer ca. 80% der treibhausgase der letzten 150jahre zu verantworten haben. diese länder sind i.d. verantwortung, und sie kommen dieser verantwortung nicht nach. im gegenteil.
das sind aber alles trotzdem kein argument für diktatorischen staatskapitlismus.
2060 ist noch weit weg. Und im Moment werte ich Jinpings Äußerung zunächst als politischen Schachzug, um, wenn Biden es denn tatsächlich schafft, sich bei den Demokraten in ein gutes Licht zurücken.
Tatsächlich kann man im Moment noch nicht wirklich sehen wohin die Reise in China geht. Sie machen im Grunde im Moment alles, bauen sowohl viele Wind- und Solaranlagen, investieren in Forschung von Thorium und Fusionsreaktoren, und bauen Kohle- und Gaskraftwerke.
Bei den erneuerbaren Energien kämpft China mit ähnlichen Problemen wie Deutschland. Auch dort lässt sich der volatile Strom nur sehr schwer ins Netz integrieren. Es kann gut sein, dass China am Ende den nuklearen Weg geht, wenn sich der als gangbarer erweist. Oder doch am Ende zunächst bei der Kohle bleibt, wenn sich die anderen Wege als zu teuer erweisen.
Die Dynamik von Aufsteigerländern, wie England oder Deutschland im 19. Jahrhundert, oder Amerika im 20. Jahrhundert, ist ja immer ähnlich. Am Anfang gibt es eine enorme Dynamik, es wird Geld gedruckt und investiert wie wild. Doch irgendwann ist die Goldgräberstimmung vorbei und eine Phase harter Konsolidierung kommt. Das steht sicher auch China bevor. Ob in 5 oder in 50 Jahren, ist schwer zu sagen.
Eine andere schwierige Frage ist, ob die autoritäre Kultur in China (die ich nicht kritisiere, jedes Land hat das Recht zu sein wie es sein möchte) ökonomisch Fluch oder Segen ist. Im Aufbau von neuen Geschäftsfeldern scheint sich die rigide Hand bisher bewährt zu haben. Doch sind autoritäre Länder tendenziell anfälliger für Korruption, wofür es in der Geschichte viele Beispiele gibt, was sich irgendwann auch als lähmend erweisen könnte.
ich kenne mehrere (deutsche) menschen, die jahrelang in china gelebt haben.
was ich von ihnen höre, stimmt mich sehr nachdenklich.
und ziele aufrufen, das tun die westlichen umweltzerstörungsländer, in denen wir leben, seid jahrzehnten. interessanter ist eher, was dann am ende da ist, und vor allem auch, wie klimaneutral definiert ist. da gibts nämlich auch einige absurditäten.
https://norberthaering.de/oekologie/klimaneutralitaet-oekobluff/
allerdings gebe ich ihnen recht, dass die hiesige china-berichterstattung häufig ideologisch geleitet ist.
so richtig sehe ich allerdings nicht, was an einer staatskapitalistischen diktatur, die jegliche gegenstimmen unterdrückt und das effektivste digitale überwachungsnetz der welt aufbaut, vorbildlich sein soll.
zustimmung.
wem gehört huawei, die frage scheint nicht so eindeutig beantwortbar zu sein:
"Zur Frage "Wem gehört Huawei?" passt die Antwort: Den Mitarbeitern. Wobei die ganz konkretere Antwort dann doch etwas komplizierter ist, weil Huawei nun mal ein chinesisches Unternehmen ist.
Huawei wurde im Jahr 1987 von Ren Zhengfei mit einem sehr geringen Kapital gegründet. Laut offiziellen Angaben des Unternehmens besitzt Zhengfei heute ungefähr ein Prozent aller Anteile. Die Mitarbeiterzahl gibt Huawei mit insgesamt 180.000 Mitarbeitern an. Alle restlichen Anteile gehören den Huawei-Mitarbeitern mit chinesischer Staatsangehörigkeit.
Wie viele Anteile ein Mitarbeiter besitzt, hängt davon ab, wie lange er bei Huawei beschäftigt ist und welche Position er bei Huawei hat. Die Anteile können von den Mitarbeitern nicht veräußert oder weitergegeben werden. Von der Anzahl der Anteile leitet sich auch ab, wie fleißig ein Mitarbeiter ist und welche Sonderzahlungen im dadurch zustehen. Außerdem erhalten die Mitarbeiter auch Dividenden für ihre Anteile.
Neue Mitarbeiter erhalten zunächst keine Anteile, sondern erst nach einer gewissen Zeit. Verlässt ein Mitarbeiter das Unternehmen, dann muss er auch seine Anteile an das Unternehmen zurückgeben und erhält dafür eine Entschädigung.
Obwohl die chinesischen Mitarbeiter die Anteile an Huawei besitzen, haben sie kein direktes Mitspracherecht. So viel bekannt ist, wird von den Mitarbeitern ein Gremium gewählt. Die Personen, die zur Wahl stehen, sind vorgegeben. Bei der Wahl wird eine 115-köpfige Vertreterkommission gewählt, die wiederum den Vorstand und den Aufsichtsrat wählt.
Aufgrund der vielen Besonderheiten und Einschränkungen, handelt es sich also bei den Huawei-Anteilen, die die Mitarbeiter besitzen, nicht um Aktien, so wie wir sie kennen. Damit haben sie auch keinen direkten Eigentum an einen Teil des Unternehmens.
....
Im Ausland umstritten ist, wie hoch nun der Einfluss der chinesischen Regierung an den Entscheidungen von Huawei ist. Nach außen gibt sich Huawei immer als unabhängiges, privates Unternehmen, welches nicht mit einem typischen chinesischen Staatsbetrieb zu vergleichen sei. Andrerseits spielen aber auch Gewerkschaften in China eine einflussreiche und große Rolle, die direkt mit der chinesischen Regierung verbunden sind. Es gibt daher Vermutungen, dass die chinesische Regierung auf Huawei deutlich mehr Einfluss nehmen kann, als es Huawei nach außen hin zugibt"
quelle
https://www.pcwelt.de/news/Wem-gehoert-Huawei-eigentlich-die-Antwort-10642232.html
Hallo WuMing! Habe eine Frage, weil es mir scheint, daß Sie wissen, wovon Sie schreiben, ohne die Defizite in China zu verschweigen.Zeitweise kam und kommt mir der chinesische Kanzler vor wie ein Handelnder der berühmter werden will wie Ping .Wie gesagt, kommt mir so vor.Solange die chinesische Wirtschaft keine jahrelangen verlogenenen Flachzangen gebiert wie die Mitarbeiter der Autoindustrie in Deutschland,bin ich weniger skeptisch.Selbst in China musste die Gewissheit in die Hirne eingehen, daß nicht ewig die natürlichen Ressourcen sobehandelt werden dürfen, ohne daß die Physik zeigt, wie sie sich selber das Wasser abgraben. So jetzt die Frage-ist bekannt, wie weit die Kanzlerin mit ihrer Wirecardwerbetour kam und wie die chinesischen Zuhörer und Zuhörerinnen sich beeinflussen ließen, denn daß sie das getan hat, denke ich schon.( Zeitung, DLF,FREITAG ) Dankeschön für die Antwort
Sorry für Rechtschreibfehler etc.- manchmal sind die Finger schneller wie das Hirn.
habe nie behauptet, dass im westen alles gut ist. die demokratie endet spätestens am sog. werkstor. wenn sie vorher überhaupt schon angefangen hat.
das macht mir allerdings die chinesische form der nationalen und internationalen machtausübung nicht sympathischer.
"Die Personen, die zur Wahl stehen, sind vorgegeben." > hm, kenn ich irgendwo her, ist in russland häufig auch so, allerdings bei der regierungswahl...weder russland noch china sind für mich vorbilder, allein schon die korruption in beiden ländern, die bis i.d. kleinsten gesellschaftlichen kapillaren durchdringt (z.b. werden nach information von freunden, die in beiden ländern gelebt haben, lehrer*innen bestochen für gute noten, und ärzt*nnen für gute behandlung), schreckt mich dermaßen ab. die findet hier zwar auch statt, aber hauptsächlich innerhalb der oberen 10%. persönlich ist mir das bisher nie begegnet.
ebenso der autoritäre führungsstil, sehr starker nationalismus, überlegenheitsvorstellungen, etc.pp.
all das gibt es in westlichen ländern auch, aber nicht in dieser intensität, zumindest der eigenen bevölkerung gegenüber. mannomann, dass ich nochmal anfange die westliche kultur zu verteidigen...hätte ich mir auch nicht träumen lassen.
aber am ende ist es eh wurscht, ob china 2060 klimaneutral ist oder nicht, bis dahin sind wahrscheinlich so viel zusätzliche treibhausgase in der atmosphäre, dass 2100 das vier grad ziel locker gerissen wird, denn wie sagte gerhard schick dieser tage hier im freitag:
"Nach einer Schätzung der Bank of England finanziert der globale Finanzmarkt derzeit eine Erderwärmung von vier Grad."
und auf diese finanzierung wollen alle ihren profit sehen, egal ob us-, eu- oder china-investoren.
Dann erst mal danke. Soll heißen,daß die Kanzlerin angehört worden ist und dann Pumpe.Denn mir ist nicht bekannt,daß sich China so verzockt hat,wie es dann passiert wäre.Die Beschreibung wäre von mir dann so ,,... abwartendes Zuhören und dann Prüfung mit allen auch illegalen Mitteln....''
Was ich für mich verurteile,ist, daß ebend auch der kluge Mediziner mit Denken in Zusammenhängen gestorben ist, ohne daß ihm Gehör geschenkt worden ist.Das ist ja keine erfundene Geschichte.
Meiner Meinung nach ist es fahrlässig gewesen, keine Aussage des Mediziners wahrzunehmen und so ist dann auch für mich auch das Sterben der ersten Pandemieopfer für mich fahrlässig. Jetzt zurück nach Deutschland. Ich betrachte die Unternehmungen der Regierung skeptisch-ja und es ist fahrlässig JETZT den Einbau der Lüftungsanlagen in Gebäuden zu diskutieren und nicht schon Diese eingebaut zu haben.Alle möglichen Pandemiker und Pandemikerinnen haben so oft von Aerosolen geredet inclusive Drosten, was macht Spahn hypt eine Warnapp, die aber was ist für mich-Rohrkrepierer.Gestern habe ich dazu im DLF ein paar Aussagen gehört.Schulen- streckenweise marode Bausubstanz,da geht nichts aber z.B. neue Seniorenheime werden gebaut, da ist es möglich,wenigstend für gute Umluft zu sorgen.Ich kenne ein Krankenhaus,da wurde im Neubau! die Klimaanlage weggelasssen- vor ca 7Jahren-im OP gibt es Eine-da konnten wir nur noch für Lüftung per Durchzug sorgen,sonst kollabierten die älteren Patienten in ihren Betten-überzogen ausgedrückt.Kontrollen am Bau- never, nicht mal der Neubau am Bahnhof wird überwacht,da haben die Bauarbeiter aus? keinen Helm auf und kriegen hoffentlich mehr wie ihren Grundlohn.Ich meine, Gesetze in Deutschland sind mitunter nur Papiertiger,gegen die der Einzelne klagen muss kann, billiger natürlich sind Sammelklagen.Zum Schluß noch-ich weiß natürlich nicht genau,wie weit sich Virenfilter einbauen lassen aber denke, in diesen Forschungslabors gibt es sie doch auch.Was habe ich hier mitunter für überzogen bezahlte Beamte, mich st... an,daß die Mitdenkenden unter den Tisch fallen und die angeblichen Spezialisten klugsch....am Schreibtisch.Ich bin der Meinung,daß hier im Land sehr oft der Bock zum Gärtner gemacht wurde,bis Dummheit-Faulheit-Ignoranz zu den Primärtugenden wurden.Das Starren auf Zahlen reicht nicht,das Denken in Zusammenhängen - das zeichnet Verantwortung aus und dann das Handeln danach.War jetzt der RUNDUMSCHLAG.
Eine besser fundierte Auseinandersetzung mit dem, was in China passiert, ist erforderlich bei den Linken in Deutschland und Europa.
Im Guten wie im Schlechten.
China wird eine tragende Rolle in der sich entfaltenden globalen sozialen und oekologischen Krise, im Zeichen des Klimawandels, spielen.
https://www.khmertimeskh.com/50775256/chinas-super-wealthy-got-1-5-trillion-richer-during-covid-pandemic-report/
Diese Diskussion ist eine der interessantesten und sachlichsten über China die ich seit langem gelesen habe. Wichtig bei der Beurteilng dieses Landes ist es vor allem, die eurozentristische Brille abzulegen. Dazu hier ein Beitrag zur chinesischen Kultur, der sehr viel Aufschluss bietet.
Leider hat @man.f.red Recht, in der bundesdeutschen Linken spielt das eine viel zu kleine Rolle und ist oftmals auch dort von Vorurteilen und westlichen Narrativen geprägt.
Schöne Geschichte. So einen Stammtisch hätte ich auch gerne ;-)
"Das neu entstehende Selbstbewußtsein zahlreicher Chinesinnen und Chinesen, das kann man als Nationalismus empfinden..."
historisch scheint mir das nicht neu entstanden, sondern stück für stück seit 1840 empfindlich gestört worden zu sein, seid den opiumkriegen. nun geht es zurück zu "altem glanz".
"Aber der chinesische Nationalismus ist in keiner Weise kriegerisch."
werden wir sehen, ich glaub nicht dran, aber lasse mich i.d. nächsten 50 jhren gerne vom gegenteil überzeugen. nationale interessen lassen sich durch riesige länder mit riesiger volkswirtschaft mitunter auch ohne kriege durchdrücken.
"Das man in China andere Vorstellungen von Demokratie hat als der Westen, ist bekannt."
mit demokratie hat das nichts zu tun, ist eine andere form von gesellschaftsordnung. kann mensch mögen oder nicht.
>>Das nutzt Jeff Bezos und Jack Ma allerdings nur dann etwas, wenn sie ihre Aktien verkaufen.<<
Abgesehen davon, dass steigender Aktienkurs die „Kreditwürdigkeit“ einer Firma erhöht: Der Konzern kann sich auch frisches Geld besorgen indem er neue Aktien ausgibt. Das hat gegenüber Krediten den Vorteil, dass auf Aktien keine Zinsgarantie gegeben wird: Wenn die Geschäfte schlechter laufen kann die Dividende mal sehr niedrig ausfallen.