Unruhestifter Zinsen

Geldpolitik Der US-Notenbankchef Jerome Powell hat den Leitzins erhöht. Zum Unmut von Donald Trump
Ausgabe 01/2019
Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen hilft dem Dollar, seine Position als internationale Reservewährung Nr. 1 zu sichern
Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen hilft dem Dollar, seine Position als internationale Reservewährung Nr. 1 zu sichern

Foto: Spencer Platt/AFP/Getty Images

Unbeeindruckt von den Kriegstrommeln Donald Trumps hat die US-Notenbank Fed zum Jahresende einstimmig beschlossen, die Leitzinsen noch einmal anzuheben, auf 2,25 bis 2,5 Prozent, die vierte Zinserhöhung in Folge, die neunte seit Beginn der geldpolitischen Wende Ende 2015. Seinerzeit lag der US-Leitzins noch bei 0,25 Prozent. Dem sollen sich mindestens zwei Korrekturen nach oben für das neue Jahr anschließen. Womit absehbar ist, dass Ende 2019 ein Niveau von etwas über drei Prozent erreicht sein dürfte.

Obwohl sich in diesem Fall der Zinsschub langsamer als bisher fortsetzen würde, lautet die Botschaft an das Weiße Haus: Wir lassen uns nicht beirren. Donald Trump hatte ursprünglich das Ausscheiden von Janet Yellen als Bankpräsidentin kaum erwarten können und sie eilends durch einen Mann seiner Wahl ersetzt. Nur spurt dieser Jerome Powell nicht so, wie er soll. Er hat die Stirn, den geldpolitischen Kurs seiner Vorgängerin fortzusetzen und sich wenig um die Warnung des US-Präsidenten zu scheren, damit werde die Konjunktur abgewürgt. Die Fed besitzt stattdessen die Kühnheit, die Wachstumsprognose um 0,2 auf nun 2,3 Prozent für das anstehende Jahr zu senken.

Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen im laufenden Jahr hilft dem Dollar, seine Position als internationale Reservewährung Nr. 1 zu sichern. Im Blick auf die Weltkonjunktur, die sich allenthalben abschwächt, erscheint es sinnvoll, die geldpolitischen Zügel zu straffen. Offenbar hält man in der Fed die US-Konjunktur im Moment für robust, erwartet ein weiteres Sinken der Arbeitslosigkeit und eine niedrigere Inflationsrate in den nächsten zwölf Monaten. Eingeräumt wird allerdings, dass eine weltweite Rezession noch 2019 oder danach sehr wohl möglich ist. Die Fed setzt daher auch den Abbau ihrer Bilanzsumme durch den Verkauf von Wertpapieren in Höhe von bis zu 50 Milliarden Dollar pro Monat fort. Dahinter steckt die klar erkennbare Absicht, sich auf eine nächste große Krise einzustimmen.

Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank EZB, die auf ihrer Nullzinspolitik beharrt, hätte im Krisenfall nichts mehr entgegenzusetzen – die Fed schon. Natürlich schlägt die Zinspolitik in den USA direkt auf die Kurse an den Aktienmärkten durch, sodass die amerikanischen Börsen seit Monaten auf Talfahrt sind. Es kam kurz vor dem Jahreswechsel zu Kursabfällen wie bei der Finanzkrise 2007/08. In diesem schwärzesten Dezember seit 1931 verfielen nicht nur die US-Wertpapiermärkte, die übrigen Weltbörsen ergaben sich einem ähnlichen Abwärtstrend. Der Dow Jones Industrial Index sackte unter 22.000 Punkte und verlor am letzten Börsentag des Jahres noch einmal fast drei Prozent. Der japanische Nikkei Index notierte ein Minus von über fünf Prozent. Auch an den deutschen Börsen herrschten zuletzt weder Frohsinn noch Wagemut, nicht nur wegen der Fed, sondern ebenso wegen der von Donald Trump geschürten Handelskonflikte und des Haushaltsstreits in den USA.

Die EZB wird sich nun erst recht scheuen, aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik auszusteigen, wie das nach dem Ende der Amtszeit ihres Präsidenten Mario Draghi, der im Oktober gehen wird, denkbar schien. Der EZB-Rat hat sich noch nicht einmal zu dem Beschluss durchringen können, den Ankauf von Unternehmens- und Staatsanleihen endgültig aufzugeben. Man nimmt Rücksicht auf den Krisenfaktor Banken, die Staatspapiere halten, deren Renditen alles andere als sicher sind.

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