Im Treppenflur begegnet ihnen eine alte Frau
Sie grüßen die Frau schweigt
Sie beeilen sich an der Frau vorbeizukommen
Als sie das dritte Stockwerk erreichen und sich zum Klingelknopf bücken
Lesen Sie auf dem Messingschild einen ihnen fremden Namen
Sie klopfen niemand öffnet sie rennen
Auch in den folgenden Stockwerken suchen sie den eigenen Namen vergeblich
Sie steigen bis an die Dachbodentür die Tür ist stets verschlossen
Hinter der Tür befinden sich Waschküche und Trockenboden
Hier hängt die Mutter die Wäsche auf hier hilft ihr der Vater beim Mangeln
Im mit Grünspan überzogenen Kessel wird Wäsche gekocht
Die Kinder sind nackt das Wasser ist heiß
Während sie hören wie die alte Frau die Treppe hinter ihnen heraufkommt
Stoßen sie ein Fenster auf und springen
Sie landen weich in aufgegrabener Erde
Sie fliehen verfolgt von den Rufen
Der alten Frau in die Stadt
Gretel
Erst sah man sie häufig
Nun sieht man sie nicht
Dann hört man sie würde sich stechen
Dann denkt man ich muss mit ihr sprechen
Dann stirbt sie im Schlaf mit verschmiertem Gesicht
An dem was sie nachts noch erbricht
Hänsel
Waden die dünn sind und rot
Die Hose ist blau
Lächelt nicht als eine Frau
Geld gibt
Pappschachtel auf dem Asphalt
vor ihm er kann nicht mehr stehen
Vierbeiner am Bank-o-mat
Kommen und Gehen
Michael Wildenhain ist 1958 in Berlin geboren. Nach einem Maschinenbaupraktikum und einem Wirtschaftsingenieur- und Philosophiestudium fand er den größten Erfolg im Schreiben von Romanen und Theaterstücken.
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