Es kommt kein Trost

Theater Karl Schönherrs „Glaube und Heimat“ mochten auch die Nazis. Michael Thalheimer gräbt es wieder aus
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2019

Im ersten Bild ist schon das ganze Werk des Regisseurs enthalten. Ein riesiger Quader rotiert auf der dunklen Bühne, schiebt sich durch dichten Nebel, angetrieben von einer verborgenen Mechanik. Es dröhnt düster, unheilschwanger, unheilig. Und dann: ein Schrei! Alt-Rott, ein betagter Bauer, lehnt an der Steinwand, hält die Arme ausgebreitet wie Christus. Aber er schreit nicht gen Himmel, brüllt nur vor Schmerzen. Ein Bader lässt ihm gerade das Wasser aus dem Bauch.

Der Mensch, wie er hier auftritt, ist den Mechaniken der Welt nicht gewachsen. Er findet in sich keine Kraft, den Mächten zu begegnen, die ihn bestimmen; er windet sich nur durch sein Leben hindurch, bis es endet. Bei Alt-Rott ist der Tod abzusehen. Noch zwei Wochen bis zum letzten Schnaufer gib