Kommt frau mit Flibanserin besser?

Sex & Co. .... Die paradiesische Zukunft könnte bald so aussehen, dass sich Flibanserin-angereicherte Frauen von Viagra-gestärkten Männern durch ... wie auch immer ... lassen.

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Eigentlich ist die Eingangsfrage schon falsch gestellt, denn Flibanserin lässt Frauen nicht besser kommen, sondern vermutlich überhaupt erst, wenn man bzw. frau es so sehen will. Wie die Sächsische Zeitung vom 6./7. Juni 2015 unter der Rubrik "Panorama" auf Seite 36 berichtete, hat die US-amerikanische Arzneibehörde FDA das Präparat, welches bei sexueller Unlust Abhilfe schaffen soll, zugelassen.

Das Ende der Migräne?

Millionen Frauen atmen nach der Flibanserin-Zulassung auf ... oder auch nicht. Denn der Satz "Sorry, habe Kopfschmerzen." zieht ab sofort nicht mehr. Schon gar nicht, wenn der Gatte dezent eine Schachtel Flibanserin auf den Nachttisch gelegt hat, denn die Pille muss abends vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Dann muss Ehefrau oder wer auch immer da durch. Wohl oder übel wird frau jetzt männlicher: besser schlechten Sex als gar keinen. Bisher konnte sie sich immer mit "Besser keinen Sex als schlechten" rausreden. Schluss mit unlustig.

Gibt es Nebenwirkungen?

Apropos "übel". Die Sächsische Zeitung zitiert auch die New York Times zwecks Nebenwirkungen. Eine davon ist Übelkeit. Hmm, ob nun Übelkeit beim Sex ohne Flibanserin oder mit? Die Entscheidung fällt frau da sicher schwer. Und was tut man(n), wenn frau kurz nach dem Orgasmus erst mal würgend auf die Toilette rennt?

Als eine weitere Nebenwirkung wird niedriger Blutdruck erwähnt. Tja, da wird der Pharmalobby schon was einfallen. Einfach ein Blutdruckmittel mitverkaufen – ganz simpel. Wäre ja nicht das erste Mal, dass man die Nebenwirkungen eines Produktes nicht sinnvoll für den Verkauf eines anderen einsetzen könnte.

Problematisch wird's allerdings mit der Nebenwirkung Schwindel. Wenn's einfach ein Kopfdrehen ist, kann sich frau damit beruhigen, dass der Sex gut war. Wenn er nicht so toll war, dann hat sie wenigstens nicht viel davon mitbekommen. Doch was, wenn Schwindel bedeutet: Lust ja, doch immer noch keinen Orgasmus? Muss frau dann weiterhin schwindeln?

Fragen über Fragen

Sei's drum, denn alle bisherigen Fragen waren harmlos gegenüber den schwerwiegenderen. Wie macht man das in der Partnerschaft eigentlich? Holt sich frau heimlich Flibanserin und lässt den Mann erst gar nicht wissen, dass sie sich etwas medikamentöse Unterstützung genehmigt hat? Was, wenn sie plötzlich geil wird und der Partner gar nicht weiß , was los ist? Oder wenn er sehr wohl weiß, was los ist, doch vom Sofa aus nur sagt "Nee, lass ma gut sein heute ..." ... und das "heute" bezieht sich auf jeden Tag?

Was, wenn frau die Sache dagegen offen anspricht und der Partner erst dadurch erfährt, dass sie eigentlich schon Jahre lang recht unlustig war? Dann geht die Sache vielleicht auch ohne Flibanserin? Schwierig wird's allerdings bei Partnern, die meinen könnten "Hmm, jetzt haben wir schon so lang keinen Sex mehr gehabt, da fangen wir doch nun auch nicht nochmal damit an, oder?"

Last but not least

Und über eine Sache hat sicher auch noch keiner nachgedacht. Was passiert mit den ganzen SM-Spielzeugen, die frau und man sich nach dem "50-Shades-of-Grey"-Hype zugelegt haben? Nimmt man die Kabelbinder dann doch wieder für die Gartenarbeit?

Und noch eine allerletzte Frage: steigert Flibanserin eigentlich die sexuelle Lust oder reduziert sie die Unlust?!?!

Egal, kommt Zeit, kommt Rat, kommt frau ...

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Geschrieben von

Michael Winkler, Dresden

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