PEGIDA ist OUT – Frau Töberich ist IN

Dresden Innerhalb von einer Stunde ließ die Investorin des Luxuswohnungsbauprojektes „Marina Garden“ fast 60 Meter des Dresdner Elberadweges wegbaggern.

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Endlich! Dresden atmet auf. Seitdem die Dresdner Montage von PEGIDA-Demonstrationen geprägt sind, gibt es klare Feindbilder in der Elbestadt. Auf der einen Seite alljene, die ein bisschen, ein bisschen mehr oder ganz gegen Flüchtlinge, insbesondere muslimischer Herkunft, sind. Und auf der anderen Seite, diejenigen die gegen erstere sind.

Doch damit ist jetzt Schluss. In die ausgetretenen Feindbild-Pfade trat spätestens gestern, kurz vorm 70. Jahrestag der Befreiung, die Investorin Frau Töberich. Sie selbst ist quasi das Oberfeindbild aller Naturliebhaber und Gentrifizierungsgegner – und das sicher auch nicht ganz zu Unrecht –, denn Frau Töberich investiert in Luxuswohnungen unter dem Motto "Unser schönes Dresden", kurz USD (nicht zu verwechseln mit USB, USA, UPS oder UBS!). Die Luxusobjekte tragen klangvolle Namen wie "Hafencity"* oder "Marina Garden". Bei letzerem sollen 180 Wohnungen für rund 50 Mio. Euro entstehen.

Nun gab es seit einigen Monaten Streit zwecks Bebauung, der gestern vorerst in einigen unschönen Szenen eskalierte. Frau Töberich hatte seit einigen Wochen angekündigt, einen öffentlich genutzten Radweg zu entfernen, der auf ihrem Baugrundstück läge. Gestern hat sie ihre Ankündigung wahr gemacht. Zwei Bagger kamen und zack, weg waren knapp 60 Meter Radweg**. Die gefühlten 1000, in guten Tagen 5000 Radfahrer, müssen nun erst einmal ein Stück über die Wiese fahren. Wie viele Frösche dadurch sterben werden, bleibt vorerst offen.

Hier gibt’s ein reichlich einstündiges Video (MoPo Dresden) von der Aktion zu sehen.

Einem Politiker der Grünen ging das Ganze offenbar so zu Herzen, dass er die Contenance verlor und Frau Töberisch eine Ohrfeige gab. Nun, ein Gentleman tut so etwas freilich nicht und Herr Ton hat bereits angekündigt, all seine politischen Ämter niederzulegen. Frau Töberich, die sich nach der Ohrfeige kurzzeitig in einem Krankenhaus aufhielt, will nun Strafanzeige erstatten. Es kann wohl ausgeschlossen werden, dass der Grünen-Politiker seinerseits Frau Töberich auch auf Körperverletzung hin anzeigen wird, weil ihm eventuell noch die Hand vom Schlag in Frau Töberichs konfliktgehärtetes Gesicht schmerzt.

Übrigens, unbestätigten Gerüchten zufolge, soll nächste Woche die Augustusbrücke gesprengt werden, weil ein unbekannter Schiffskapitän eines Luxusschiffes nicht drunter durchfahren kann. Einige Dresdner wollen sich das Spektakel angeblich von der Carola- und der Marienbrücke aus anschauen. Ein Wermutstropfen ist allerdings dabei: Es gibt kein Freibier!

Nun denn, es bleibt spannend in Elbflorenz ...


Hinweis - Nachtrag vom 09.05.2015:
* Bei dem ganzen Durcheinander kam auch ich durcheinander ... Die Hafencity ist ein Projekt von USD (Unser schönes Dresden). Marina Garden entsteht daneben unter Frau Töberichs Ägide.
** Wie sich herausgestellt hat, wurde auch noch das falsche Stück Radweg weggebaggert. Frau Töberich klärt darüber auf ihrer Facebook-Seite auf.
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Anbei noch eine lyrische Umsetzung des Themas :)

Der Radweg zu Dresden

In Dresden – da am Elbefluss –
Passiert seit kurzem großer Stuss.
Luxusheime soll'n entsteh'n –
Mit Wasserblick – Ach, Gott, wie scheen.

Doch die Stadtratsmehrheit meinte:
"Naja, nee, nee" ... und plötzlich keimte
In Frau Investors fixem Hirne
'Ne Idee mit Abrissbirne.

Okay, es waren Bagger nur,
Die hebelten 'ne Fahrradspur
Mal kurzerhand paar Meter weg
Verträge zähl'n, wenn Bau'n der Zweck.

Der Radweg wurd' zur Buckelpiste –
Ein Resultat vom Rechtsstreitzwiste.
Ach, Dresden, Dresden – Fahrrad-Lenz
Wie witzig ist doch Elbflorenz?!


Michael Winkler, Dresden, 08.05.2015

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