Ende der „sanften Bräuche“?

Portugal Seit einigen Monaten zeigen sich Richter und Staatsanwälte erstaunlich aktiv. Dem durch und durch korrupten System droht der Absturz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 05/2015
Korruption in Portugal: Zeit, die Brände zu löschen
Korruption in Portugal: Zeit, die Brände zu löschen

Foto: Patricia de Melo Moreira/AFP/Getty Images

Das Land der sanften Bräuche, país de brandos costumes: So sahen Portugiesen ihr eigenes Land bisher. Politiker, Beamte und Geschäftsleute konnten straffrei die öffentlichen Kassen und Unternehmen plündern, nichts passierte. Doch die letzten sechs Monate künden vom möglichen Ende der parlamentarischen Kleptokratie.

Seit Mitte 2014 macht sich ein Widerstand bemerkbar, der das Land von innen revolutionieren könnte. Ein wenig ist es so wie 1974, als Militärs von mittlerem Rang, die capitães de Abril, die Macht an sich rissen, das Volk sich anschloss und die Nelkenrevolution die Diktatur hinwegfegte. Diesmal sind es nicht Offiziere, sondern Richter und Staatsanwälte, die das Blatt wenden wollen. Sie gehen den Mächtigen an den Kragen.

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