Was habe ich gesehen?
„Bayern München : Manchester United“ (2010), Laufzeit: 90 min.
Warum habe ich es gesehen?
Ist kein Film, ich weiß – aber aus aktuellem Anlass musste ich in die Kneipe. Und bei Gott: es war ein Krimi!
Wo habe ich es gesehen?
In einem Irish Pub in Winterthur; einer, nun ja, Stadt in der Nähe von Zürich. Also viele Briten und viele Schweizer und keine Bayern-Fans.
Worum geht es?
Es war das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions-League, was wir älteren Fans immer noch Pokal der Landesmeister bezeichnen. Geladene Partie: Kriselnder Wannabe-Groß-Verein (Bayern) ohne ihren Zauberlehrling (Robben) gegen kraftstrotzende Kompaktfußballer (Manchester) mit einem Büffel in Hochform (Rooney). Und dann schwang da noch viel „Hintergrund“ mit (1999), wie der Psychoanalytiker sagen würde.
Wie war es?
Das Spiel entwickelte einen Grad an Ernsthaftigkeit und hatte herzattackenartige Plotwendungen, wie ich sie nicht mehr allzu oft in meiner Zeit auf diesem Planeten erleben möchte. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Nach wenigen Sekunden hatte Rooney das 1:0 erzielt; und Bayerns Traum vom Halbfinale war weiter weg als mein Jugendtraum, einmal für Bayern zu spielen. Dann musste man 60 recht ereignisarme Minuten durchstehen, in denen ich zum ersten Mal Verständnis für die Vorurteile der Amerikaner hatte, die Fußball als langsam und ereignisarm beschreiben. Manchester musste nicht und Bayern konnte nicht. Dann machte der Manchester-Trainer etwas, über das er wohl noch einige Zeit nachdenken wird: Er wechselte zwei (mittelmäßige) Offensivkräfte ein für zwei gestandene Defensivkräfte. Das ist so, als würde man ein Red Bull trinken, bevor man schlafen geht. Ich denke, Ferguson machte das aus Liebe zum Sport. Denn was dann kam, war toll: ein lächerlich getretener, aber teuflisch abgefälschter Ribery-Freistoß landete im Tor, es stand 1:1 und das Spiel wurde schnell wie Eishockey. Kopfball ManU an die Latte, Gegenstoß Bayern über Gomez, Rooney allein gegen vier Bayern; hin, her, hin, her. Tolles Spiel. Ich will wie gesagt nicht mit Details langweilen, aber in der 92. Minute kam ein Kroate aus der rechten unteren Ecke in den Bildschirm gerannt, hat dem besten Linksverteidiger der Welt (Evra) den Ball vom Fuß genommen und ihn nach einer wirklich abgezockten Körpertäuschung ins Tor geschossen. Der Mann heißt Olic. Ich wünschte er wäre der Vater meiner Kinder.
Was bleibt:
Und ich wünschte, dass Filme ähnlich spannend und überraschend wären wie Fußball.
Was sehe ich als nächstes?
De ofrivilliga. (Die Unfreiwilligen).
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