Was habe ich gesehen?
Heineken: Champions League Match vs Classical Concert (Real Madrid, AC Milan) (2009), Laufzeit: 5:06 min.
Warum habe ich es gesehen?
Ich wollte eigentlich über Sorcerer schreiben – toller Film, wirklich, aber dann schickte mir ein befreundeter Art Director einen Link zu einem kleinen Werbespot. Beim Freitag wird über Werbung gern aus einer ironischen Halbdistanz heraus berichtet. Das macht Spaß. An dieser Stelle aber möchte ich eine Ode an die Werbung richten.
Worum geht es?
Am 21. Oktober 2009 spielte Real Madrid gegen AC Mailand in der Champions League. Für Nicht-Fußball-Fans, das ist Sloterdijk gegen Honneth, Apple gegen Microsoft, Boeing gegen Airbus – kurz: gut gegen besser. Heineken, ein Bierhersteller, hat mit diesem Spot Fußballfans einen Streich spielen wollen. Man überzeugte diverse Professoren, Freundinnen und Arbeitgeber, ihre Studenten, Freunde und Angestellten zu überreden, am 21. Oktober nicht zum Match zu gehen, sondern ein klassisches Konzert zu besuchen. Niemand wollte, aber alle gingen mit… aber schauen Sie selbst:
Was bleibt? Gänsehaut.
Es ist viel geschrieben worden über die Sinnlosigkeit, die Stillosigkeit und die fehlende Effizienz von klassischer Werbung. Seit bald fünf Jahren macht das Wörtchen 2.0 die Runde, flankiert von den Gerüchten über virale Kampagnen und andere Worthülsen. Dieser fünfminütige Werbespot vereint alles, was man sich von einem Spot wünschen kann: witzige Idee, reale, nicht virtuelle Umsetzung, nur im Netz geschaltet, höchste PR-Wirkung, tolle Musik, Humor. Der Spot ist der Beweis dafür, dass Werbung Spaß macht, dass Werbung frech sein darf und doch klug sein muss. Am Ende vergisst man sogar, dass Heineken zu Anheusser-Busch gehört, der größten Brauereigruppe der Welt. Wie man vielleicht bereits weiß, schaue ich gern Fußball. Und Werbung. Hier ist eine Killer-Kombination aus beidem.
Diese Person wäre ich gern?
Cristiano Tonnarelli, Texter bei JWT/Italien, der Vater der Kampagne.
Das gefiel mir nicht:
Dass nicht ich die Idee dazu hatte.
Was sehe ich als nächstes? Raja 1918
Unser Kolumnist Mikael Krogerus sieht sich jede Woche einen Film an oder auch mal eine ganze TV-Serie. Vergangene Woche hat er 20 Stunden lang geschaut.
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