Eigentlich ganz anders

Ritual der Woche Wer sich gute Vorsätze für das neue Jahr vornimmt, will sich nicht ein bisschen selbst verbessern. Dahinter steckt der tiefe Wunsch, seine Identität zu wechseln
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Vor einigen Jahren ließ ich mich bei einer Silvesterparty zu dem Neujahrsversprechen hinreißen, „nie mehr Alkohol zu trinken“. Die Lächerlichkeit meines Vorhabens wurde dadurch unterstrichen, dass ich während meines Ausspruchs auf einem Stuhl stand und in der rechten Hand ein Champagnerglas hielt. Eine in diesem Zusammenhang furchtbar sinnlose Geste.

Was ich eigentlich mit diesem Neujahrsversprechen sagen wollte, dämmerte mir erst viel später: Ich würde tatsächlich gerne nicht mehr trinken. Genauer: Ich würde gern nüchtern tanzen können. Mir ist völlig klar, dass ich das in diesem Leben nicht mehr erlernen werde. Aber ich würde es trotzdem gern können. Vielleicht wünsche ich es mir, weil es eine Zeit gab,