Was habe ich gelesen?
„Wild Justice – The Moral Lives of Animals“, Marc Bekoff und Jessica Pierce.
Seitenzahl: 188 Seiten.
Amazon-Verkaufsrang: 11.010 (der englischen Bücher; Verleger herhören: die deutschen Rechte sind offenbar noch zu haben).
Warum habe ich es gelesen?
Zur Vorbereitung auf ein Interview.
Worum geht es?
Tiere sind die besseren Menschen. Das, in etwa, behaupten auf 188 eng beschriebenen Seiten der große Zoologe Marc Bekoff (bekannt für seine Hundeliebhaber-Bibel „Das Gefühlsleben der Tiere“) und die Philosophin Jessica Pierce. Die beiden Wissenschaftler gehen mit detektivischer Akribie – Codewort: „Ein Stall für zwei“ – der These nach, dass Tiere nicht nur Gefühle haben, sondern auch Moral kennen. Sogar ein Gewissen haben sie. Sie seien keine triebgesteuerten Evolutionsmaschinen, die ihre eigenen Jungen fressen und nur am eigenen Überleben interessiert sind. Nein, sie sind in der Lage, Empathie, Loyalität, Selbstlosigkeit auszuleben, ja, sogar das selbst für Menschen nicht ganz einfache Demokratieverständnis scheinen sie zu kennen. Es geht um wildfremde Hunde, die sich gegenseitig helfen, ohne selbst davon zu profitieren, um Elefanten, die einen Behinderten in ihrer Gruppe quasi integrativ aufnehmen, oder um ein Gorilla-Männchen, das ein in seinen Käfig eingedrungenes Kind beschützt.
Was bleibt hängen?
Die Tierversuche, bei denen Tugend getestet wurde. Zum Beispiel dieser: Einer Ratte wird Futter hingelegt, aber jedes Mal, wenn sie davon isst, bekommt eine Ratte im Nachbarkäfig einen Stromschlag. Daraufhin verweigert die erste Ratte – obwohl hungrig – die Futterannahme.
Wie liest es sich?
Mittelmäßig. 50 Prozent des Buches sind wissenschaftliche Abklärungen, Rechtfertigungen und Diskurseinordnungen. Marc Bekoff, man merkt das in jedem zweiten Satz, will als Wissenschaftler ernst genommen werden.
Das beste Zitat?
„A female bat helps an unrelated female give birth by showing her how to hang in the proper way.“
Wer sollte es lesen?
Alle, die schon immer ahnten, dass Tiere die besseren Menschen sind. Nicht lesen sollten dieses Buch jene, die denken: Mein Lieblingstier ist Fleisch.
Was lese ich als nächstes?
Das Neue Testament.
Die Alltagslektüre: In seiner Kolumne unterzieht Freitag-Autor Mikael Krogerus jede Woche ein Buch einem persönlichen Lese-Check. Zuletzt: Tour de France, Band 6 der Asterix-Reihe, von Rene Goscinny und Albert Uderzo
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