Tschechien protestiert gegen Turow

Tschechien Turow kostet Tschechien 60 Millionen Euro

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Fast jeder in Polen kennt den Tagebau Turów, der das gleichnamige Kraftwerk mit Braunkohle versorgt. Viele Polen setzen große Hoffnungen auf ihn. Doch die Natur zahlt einen hohen Preis für eine gewisse Wurstigkeit der polnischen Regiereung. Nebenbei gesagt war im Jahr 2007 das Braunkohle-Kraftwerk Turów der größte Klimasünder in Polen und fand sich auf dem Platz acht unter den Top-Verschmutzern Europas.

Tschechische Umweltschützer schlagen Alarm wegen Braunkohleförderung im Tagebau Turów, der an der Grenze zu Tschechien liegt. Einem Bericht des Senders Radio Prag zufolge hat das tschechische Umweltministerium bei der Europäischen Kommission ein Gesuch um die Überprüfung der Erweiterung des polnischen Braunkohletagebaus eingereicht.

Die Wassergesellschaften der Reichenberger Region (Liberec) schätzen die Kosten für Schutz der Trinkwasser-Quellen auf 1,5 Milliarden Kronen (rund 60 Millionen Euro). Der Landkreissprecher Filip Trdl betonte, dass der Betrag tragende Kosten schon beinhaltet.

"Die Nordböhmische Wassergellschaft (Severočeská vodárenská společnost) bereitet Projekte für notwendigen Maßnahmen vor, und erwartet das Geld dafür vom Staat", sagte der Generaldirektor der wasserwirtschaftlichen Eigentumsgesellschaft Bronislav Špičák.

Dan Ramzer, der Vorstandsvorsitzende der Friedlandischen Wassergellschaft (Frýdlantské vodárenské společnost) erklärte, dass hunderte Familien keine Wasserversorgung haben. Sie beziehen ihr Trinkwasser aus eigenen Hausbrunnen. Das Problem besteht darin, dass einige von ihnen schon ausgetrocknet sind. In anderen sinkt der Wasserspiegel ab und beträgt im Durchschnitt nur ein paar Zentimeter. Erschwerend kommt hinzu, dass die Dürre-Perioden in der Region häufiger werden, die die Wasserversorgungsprobleme verschärfen, berichtet das tschechische Nachrichtenportal "Seznam Zprávy".

Laut Josef Datel, einem Experten des Forschungsinstituts für Wasserwirtschaft, sollen durch den Bergbau die Grundwasserquellen auf tschechischem Gebiet um 64 Meter gesunken sein.

Am 30. August 2020 fand an der deutschen, tschechischen und polnischen Grenze ein Protest gegen den geplanten Ausbau des Braunkohletagebaus Turów in Polen statt. Nahe des tschechischen Ortes Grottau (Hrádek nad Nisou) wollen mehrere hundert Demonstranten zu einem schnellen Kohleausstieg und einem Übergang zur reinen und nachhaltigen Energiezukunft in dem Dreiländereck beitragen.

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