An Fronleichnam hat Jesus nichts gemacht. Den Tag legten die Christen auch erst 1264 fest, genauer gesagt, Papst Urban, der vierte. Es wird wahrscheinlich so gewesen sein, dass von der Fastenzeit vor Ostern noch viel Schmuck, Weihrauch und Süßigkeiten übrig geblieben waren. Damals war das ja mit der Fastenzeit ganz streng geregelt. Da gab es kein Glockengeläut, kein Blumenschmuck, nichts Süßes und null Alkohol, nichts, was die Seele in der eh dunklen und eiskalten Jahreszeit erfreuen konnte.
Kein Wunder, dass die Leute damals, nach dem harten Winter, so viel wie möglich feiern wollten. Viele waren damals unfassbar dankbar dafür, dass die graue Zeit endlich vorbei war. Deshalb bauten sie an Fronleichnam vier Altäre, einen für den Segen vor Or
gen vor Ort, einen für eine gute Ernte (endlich war die ekelige Kohlsuppenzeit vorbei), den dritten für alle Menschen vor Ort und den vierten für die ganze Welt. Oder waren es die Altäre für die vier Evangelisten oder die vier Himmelsrichtungen? Ist ja eigentlich auch egal, Hauptsache feiern.Und dann hatten sie sich gedacht, wieso sollen wir diesen Tag in der Kirche verbringen? Da waren wir doch den ganzen Winter schon drin. Lass uns doch einen Zug durch die Gemeinde machen. Damit das feierlicher und frommer klang, nannten sie den Umzug Prozession. Es wurde richtig auf die Pauke gehauen. Mancherorts wurden riesige Blumenwagen gebaut und die Kinder durften Blumen und bestimmt auch Süßkram werfen. Da ja damals viele Leute in die Kirche gingen, war das natürlich ein großes Hallo beim Umzug. Die Menschen schmückten ihre Häuser, die auf dem Umzugsweg standen und standen am Wegesrand und riefen die Namen derer, die beim Umzug mitliefen. Da wurde auch der ein oder andere Schnaps getrunken.Prozession statt KarnevalKein Wunder, dass eine der ersten Prozessionen dieser Art in St. Gereon in Köln stattfand. Eine wunderbare Kirche, die selbst bei meinen atheistischen und kirchenfernen Leuten, immer für Begeisterung sorgt. Ein Besuch dieser Kirche, die vor mehr als 950 Jahren geweiht wurde, lohnt sich. Am besten geht man im November hin, wenn der leitende Kölner Innenstadtpfarrer Dominik Meiering zusammen mit den orientalischen Gemeinden einen Gottesdienst der Solidarität und Ökumene feiert.Ich schätze, dass auch die erste Prozession in Köln stattgefunden hat, weil wahrscheinlich mal wieder der offizielle Karneval abgesagt wurde. Die Lück in Köln wussten sich schon immer zu helfen. Also, wenn dann die Prozession losging, läuteten alle Glocken in den Dörfern und Städten. Damals war das ja so, dass die Leute nach den Glockenschlägen der Kirchen lebten. Wenn die ersten Glockenschläge ertönten, standen sie auf, beim zwölften Glockenschlag stand das Mittagsessen auf dem Tisch und abends um 18 Uhr mussten die Kinder vom Spielen draußen nach Hause gehen. Heute beschweren sich viele über das Gebimmel, wahrscheinlich wäre es auch besser, die Glocken würden um 22 Uhr ertönen, damit die Leute wissen, dass sie jetzt ihr Bier austrinken und ins Bett müssen.Bei den Prozessionen damals waren in den Städten tausende Menschen dabei. Vorne wurde die Monstranz mit einer Hostie getragen. Das ist so etwas wie die Meisterschale der katholischen Kirche. Darin war das Brot, was die Kirche Hostie nennt. Praktisch Jesus, der deutsche Meister der Kirche. Ist ja klar, dass man den Meister vorne wegträgt. Da wird dann nicht der VfL Bochum bejubelt, besungen und mit Sekt und Fiege überschüttet, sondern Jesus, der König der Christen.Brückentag erfundenDas muss ein tolles Fest gewesen sein und ist es immer noch. Aber damals gab es ja nicht so viel zu feiern, es gab noch nicht so viele Eventagenturen, das war dann auch ganz schön anstrengend. Alle hatten sich total verausgabt, weil niemand genau wusste, wann die nächste Party steigt, und sie waren platt nach der Feierei, deshalb wurde der Brückentag erfunden. Als dann die evangelische Kirche kam, haben die Fronleichnam abgelehnt, mit der offiziellen Begründung, der Tag komme ja in der Bibel nicht vor. Also, ich glaube, Gott findet das immer super, wenn wir ihn feiern und außerdem sind er und sein Sohn auch große Fans davon, wenn wir Menschen einfach mal glücklich sind.So, jetzt geht es bald schon in die Sommerferien, die hat der Staat eingeführt, weil ihm aufgefallen war, dass es erst mal keine kirchlichen freien Feiertage mehr gibt, ich melde mich im Herbst zurück.