Reden, nicht schreien

Covid In der Corona-Krise ist es um die Debattenkultur schlecht bestellt. Hören wir auf zu drohen, zu beschimpfen, zu geifern und Menschen, die anders denken, lächerlich zu machen!
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2022
Reden, nicht schreien

Illustration: der Freitag

In einer westdeutschen Großstadt: Impfgegner hatten zur Kundgebung aufgerufen, Impfbefürworter wollten dagegen protestieren. Wir, die wir das Ganze als Passanten beobachteten, konnten in dem Handgemenge, das rasch entstanden war, nicht mehr erkennen, wer zu welcher Fraktion gehörte. Die eine Gruppe beschimpfte die andere als Faschisten, die anderen ihre Gegner als Nazis. Darunter geht es in Deutschland nicht mehr. Wer die absolute Deutungshoheit für sich beansprucht, befindet sich im verbalen Krieg. Auch die politische Elite mischt mit. Sie trägt damit zur Verunsicherung, Ängstlichkeit und, ja, Spaltung der Gesellschaft bei.

Was meint ein Bundeskanzler genau, wenn er sagt, es dürfe keine roten Linien mehr bei der Pandemie-Bekämpfung geben? Will er das