Lies mich, Baby!

Debatte Literaturkritik sei frauenfeindlich, meint der Hashtag #dichterdran und kontert. Aber ist nicht oft schon die Autoreninszenierung sexistisch?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 33/2019
Lies mich, Baby!

Mongate: der Freitag; Material: iStock

Es ist ein Was-wäre-wenn-Spiel, bei dem der Spieß umgedreht wird. Sprecherpositionen wechseln, es ist ein Maskenspiel, das den Parodierten zur Kenntlichkeit entstellt. Unter #dichterdran spielen es jetzt viele: schreiben über Schriftsteller, wie in der Literaturkritik über Schriftstellerinnen geschrieben wird. Das genderneutrale Passiv ist geboten, geht es doch nicht nur darum, wie Literaturkritiker (männlich) über Schriftstellerin (weiblich) schreibt. Frauen, die schreiben, werden oft an ihren schreibenden Männern gemessen. Simone de Beauvoir ist dann keine feministische Diskursbegründerin, sondern Sartres Gefährtin, Friederike Mayröcker nicht die Schöpferin hochkomplexer Sprachexperimente, sondern Gattin von Lyrikrampensau Ernst Jand