Die Kritik wird immer lauter

Abtreibung Grausam, inhuman und entwürdigend nennt ein UN-Bericht die Abtreibungsgesetze in Irland. Abbrüche sind nach wie vor nur erlaubt, wenn das Leben der Frau gefährdet ist
Ausgabe 25/2016
Protest für einen zeitgemäßen Umgang mit Abtreibung in Irland
Protest für einen zeitgemäßen Umgang mit Abtreibung in Irland

Foto: Charles McQuillan/Getty Images

Wie haben sich alle aufgeregt, als Donald Trump im März von sich gab, Frauen sollten bestraft werden, wenn sie abtreiben. Sogar Abtreibungsgegner waren empört. Frauen zu bestrafen, sei der falsche Weg, sagten selbst die Anhänger der Pro-Life-Bewegung. Trump revidierte seine Aussage später. Typisch crazy Trump, könnte man meinen, aber man sollte nicht vergessen: Es gibt immer noch Länder, in denen Frauen bestraft werden, wenn sie abtreiben. Irland zum Beispiel. Bis zu 14 Jahre Haft drohen dort auf Abtreibung – außer das Leben der Frau ist akut gefährdet.

Nun hat sich der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen zum Abtreibungsverbot in Irland geäußert und es in einem Bericht „grausam, inhuman und entwürdigend“ genannt. Konkret ging es um die Beschwerde einer Frau, bei deren Fötus in der 21. Woche ein schwerer Geburtsfehler festgestellt worden war, er wäre kurz nach der Geburt gestorben. Die Schwangere reiste nach Großbritannien, um dort abzutreiben, und kehrte schon zwölf Stunden nach dem Eingriff wieder zurück – einen längeren Aufenthalt und damit eine angemessene medizinische Betreuung konnte sie sich nicht leisten.

Seit 1992 erst ist es Irinnen erlaubt, für einen Schwangerschaftsabbruch ins Ausland zu reisen. Vorausgegangen war dieser Entscheidung der Fall einer suizidgefährdeten 14-Jährigen, die von ihrem Vergewaltiger schwanger war, aber trotzdem nicht für die Abtreibung nach England reisen durfte. Erst eine Entscheidung des Obersten Gerichts ermöglichte ihr die Reise. Amnesty International schätzt, dass pro Jahr 4.000 irische Frauen im Ausland abtreiben.

Eine Mehrheit für Reformen

Wer in Irland bleibt, muss austragen. Ungewollt schwanger, vergewaltigt, nicht lebensfähiger Fötus – egal. Ein trauriges Beispiel ist der Fall der Zahnärztin Savita Halappanavar, die 2012 nach einer Fehlgeburt an einer Blutvergiftung starb. Die Ärzte hatten sich geweigert, den sterbenden Fötus abzutreiben, solange sein Herz noch schlug. Schon damals wurde ein Referendum über das Abtreibungsgesetz gefordert. Jetzt, nach dem vernichtenden Bericht der Vereinten Nationen, werden die Rufe noch mal lauter.

Die Chancen, dass die Iren für eine Entschärfung des Abtreibungsgesetzes stimmen würden, stehen gut: 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung sprechen sich Umfragen zufolge für ein Recht auf Abtreibung bei Vergewaltigung, Inzest oder Lebensunfähigkeit des Fötus aus. Vielleicht hilft ja sonst die Drohung, dass Trump, wenn es mit der Präsidentschaft nicht klappt, nach Irland ziehen könnte. In das Land, das Frauen für Abtreibungen bestraft.

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