Was lese ich da? Auf einem beliebten und noch immer angesehenen Nachrichtenportal? „Frauen träumen von Kleidung und von Emotionen, Männer von Sex“. Das zeige eine Bilanz des Mannheimer Schlafforschers Michael Schredl. Er weckt seine Probanden nachts und lässt sich Auskunft über ihre Träume geben. Mal abgesehen von der durchaus interessanten Frage, wie man sich Menschen, die so etwas freiwillig mitmachen, vorzustellen hat; abgesehen auch von der Tatsache, dass besagte Bilanz sich im Wesentlichen auf jahrzehntealte Erhebungen stützt und demnach alles andere als neue Untersuchungen oder bahnbrechende Ergebnisse liefert, staune ich. Denn ich habe vergangene Nacht schon wieder von Sex geträumt.
Probandin im Schlaflabor
Ich nenne keine Namen, außer meinen eigenen, ja, ich war auch dabei. So geht es Nacht für Nacht, ach was, es reicht ein kurzes Mittagsschläfchen. Kaum schlafe ich, träume ich. Von Sex. Und zwar derart, dass ich darüber erwache. Manchmal ungläubig, manchmal angeekelt, fast immer verwirrt. Bis zu zehn Mal schrecke ich nachts auf – während andere, wie mein Mann, seelenruhig durchschlafen. Morgens bin ich völlig ermattet und bewegungsunfähig. An Sex mag ich dann meistens gar nicht mehr denken. Bis ich wieder einschlafe …
Wesentlich mehr als die Traumerzählung bleibt der Forschung nicht, um den Inhalt der im Schlaf auftretenden Erlebnisse, Bilder und Vorstellungen zu analysieren. Und das Erzählen steht zur Wahrheit in einem schönen, aber äußerst komplizierten Verhältnis. Was würde ich Herrn Schredl antworten, wäre ich Probandin in seinem Schlaflabor und würde mitten in der Nacht von ihm persönlich geweckt?
Hallo? Ja? Ich bin’s, der Schredl. Was haben Sie denn da gerade geträumt? Ich …! – Soll ich wirklich? Selbstverständlich. Es ist einigermaßen, nun ja, es ist … Ich höre. Ich habe von Sex geträumt. Das kann nicht sein, Sie sind eine Frau. Ach so, ja! Stimmt, ich glaube, ich habe gar nichts, nein, warten Sie, jetzt fällt es mir wieder ein: Ich war einkaufen.
Männer sind schlechtere Schläfer
Dem Bericht des Nachrichtenportals zufolge übrigens erinnern sich Frauen häufiger und besser an Träume als Männer, das könne daran liegen, dass sie schlechter schliefen, meist aufgrund eines schnarchenden Partners. Den habe ich nicht, mein Mann schläft ruhig. Dafür habe ich eben diese Träume, die mir den Schlaf rauben. Fazit: An Tiefschlaf ist für Frauen offenbar nicht zu denken. Für anregende Träume braucht es den zum Glück aber auch gar nicht.
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