Fakten, Fakes, Fiktionen: Die ungewisse Welt

Wahrheit, Fake, Fakten Ein ergebnisoffener Thread von Grenzpunkt 0 und Moorleiche für die Ewigkeit, mit der Bitte um aktive und konstruktive Mitarbeit.

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Da Grenzpunkt 0 und mich einerseits ein größeres Interesse an Erkenntnis und Wahrheit verbindet, uns aber andererseits verschiedene Einstellungen und Herangehensweisen in einzelnen Punkten trennen, dachten wir beide, dass sich die Sichtweisen gut ergänzen könnten. Wie Augstein und Blome, jeder darf sich aussuchen, wer wer ist.

Spannender wird es, wenn noch andere mitmachen. Hier schreiben viele kluge Menschen, da wird schon was draus werden.

Von Grenzpunkt 0 weiß ich nur, dass er irgendwas mit Statistik im Ingenieursbereich lehrt und ansonsten meint, die Welt nach Fakten auflösen zu können. Das ist ein bisschen polemisch, aber bei vordergründig drögen Themen kann man das warme Wasser der Emotionen ins Bad einlassen, für die Betriebstemperatur. Grenzpunkt 0 und mich interessiert das ohnehin brennend, das wird die Wärme hochhalten, zu hochkochen wird hoffentlich nichts.

Aber wie so oft, wird es da bereits haarig, denn was genau sind nun eigentlich Fakten? Und, stellt (oder schreibt) man alle Fakten neben einander, hat man dann eine korrekte Gesamtbeschreibung von Welt? Schwierige Frage, vor allem eine philosophische. Von mir weiß ich, dass da mal irgendwas mit Philosophie war, aber nichts, was irgendwie der Rede wert wäre, ansonsten unterstelle ich mir noch psychologische Neigungen.

Das passt mit der Welt der Wissenschaften und Statistiken immer nur begrenzt zusammen, darum müssen wir über vieles reden. Was Wahrheit ist oder sein könnte und woran man sie erkennt. Welche Rolle Redlichkeit in Forschung und Diskurs spielt und ob sie allein genügt. Was Statistiken uns zeigen können und was nicht. Was Logik kann und wo ihre Grenze liegt (was weitaus spannender ist als man denkt). Was die Wissenschaft und macht und kann und was nicht. Was überhaupt ein gültiges Argument ist und welches gleich in den Fleischwolf der Fehlschlüsse kommt.

Unter den Wolken

Was wir dabei jedoch nicht verlieren wollen, ist die Welt. Es geht also nicht darum, im siebten Himmel darüber zu diskutieren, ob es auch noch einen achten gibt, sondern den ganzen Kram auf die Erde zu bringen, also mit unserem Alltag und unserer jeweiligen Lebenswirklichkeit in Beziehung zu setzen. Das heißt, auch Fragen der Redlichkeit im Bereich alltäglicher und alltagsbezogener Wissenschaft, der Medizin und des Journalismus tauchen auf, sehr interessant ist auch die Rolle der Massenmedien. Niklas Luhmann hat sich weit aus dem Fenster gelehnt, als er sagte, dass wir alles, was wir von der Welt wissen, aus den Massenmedien wissen. Andererseits: Wer ist schon überall „vor Ort“? Und wenn man da ist, ist man dann gleich realistisch, weil man ja da ist, weil man ja sieht, wie es ist?

Oder könnte der Blick nicht auch verstellt sein, weil man nur sieht, was man sehen will, zwar mit eigenen Augen, aber dennoch vorgefiltert, eben durch die eigene Brille geschliffen aus Erfahrungen, Ideologie und Gewohnheiten? Radikaler Konstruktivismus heißt der Ansatz, der meint, die Realität könne man nie sehen, immer nur das, was Sinne, Weltbild und eigenes Gehirn zulassen. Man sieht also nur was man sehen will, selbst wenn man Augenzeuge ist. Stimmt das? Wie weit kann man das treiben? Und was daran ist dann wahr? Wie es ist mit der Objektivität? Und woran kann man Wahrheit eigentlich überhaupt erkennen? Woran Verschwörungstheorien? Kann man das überhaupt?

Fragen, die vermutlich ständig neue Fragen gebären, ganz organisch, ganz „weiblich“. Sprache und Kommunikation sind ohnehin immer ganzheitlich, alles hängt mit allem zusammen. Wir müssen also über alles reden. Das tun wir jetzt.

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