Eine grüne Maske als Protest

Corona Die gestrigen Verschärfungen wirken willkürlich, doch sie folgen einem System. Es gibt drei Mechanismen, die dem Angstszenario nutzen - oder dem Protest.

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„Eine ganz wichtige Botschaft heißt: Die Bundeswehr hat noch Möglichkeiten“, betonte die Bundeskanzlerin auf ihrer Pressekonferenz am 9. Oktober, nachdem sie sich mit den Bürgermeistern der größten deutschen Städte besprochen hatte. Das Thema der Gespräche waren neue Maßnahmen gewesen, die die Städte aus Infektionsschutzgründen erlassen sollten. Und die Sache mit den Soldaten war der Kanzlerin so wichtig, dass sie gleich mehrfach darauf hinwies.

Deutschland steht also vor einer erneuten Verschärfung der Corona-Politik. Das deutete sich bereits in den vergangenen Wochen an, als die Erkältungssaison begann. Die Atemwegserkrankungen steigen an, befinden sich aber laut dem aktuellen Wochenbericht des GrippeWeb (ein Projekt des Robert Koch Instituts) "in einem jahreszeitlich üblichen Bereich". Auch die Arbeitsgruppe Influenza des Robert Koch Institut bewertete die epidemiologische Lage als "bundesweit recht stabil."

Die Bundeskanzlerin jedoch interpretierte die steigenden Zahlen anders: "Die zweite Welle ist absolut da."

„Am Rande der Nicht-Mehr-Kontrollierbarkeit“

Die Kanzlerin fand die Situation besorgniserregend und verortete das Problem am 9. Oktober in den Ballungsräumen. „Wir alle spüren ja, dass die Großstädte, (...), jetzt der Schauplatz sind, an dem sich zeigt, ob wir die Pandemie in Deutschland so unter Kontrolle halten können, wie es uns ja monatelang gelungen ist, oder ob uns diese Kontrolle entgleitet.“

Besonders im Fokus stand Berlin, frisch gekürtes Risikogebiet, dessen Bewohner nicht mehr ungetestet in Deutschland reisen dürfen. Bayerns Ministerpräsident Söder verschärfte den Ton weiter, als er behauptete, Berlin befände sich "am Rande der Nicht-Mehr-Kontrollierbarkeit.".

Davon fühlte sich Bürgermeister Müller ungerecht behandelt, immerhin hatte sich seine Landesregierung schon ordentlich ins Zeug gelegt: Sperrstunde ab 23h, bei Verstoß drohen Gastronomen 5.000 Euro Strafe bis hin zu dauerhafter Schließung. Selbst nachts im Freien dürfen nur maximal fünf Personen zusammenkommen.

Allein die Berliner Verschärfungen betreffen mehrere Grundrechte, unter anderem die Berufsausübungsfreiheit, die Versammlungsfreiheit, die Reisefreiheit und die freie Wahl des Aufenthaltsortes. Doch der Bundeskanzlerin reichen diese Freiheitseinschränkungen nicht aus. Sie findet: "Die Ansagen von uns sind nicht hart genug."

Deshalb lud sie die Ministerpräsidenten am 14.10.2020 zum Corona-Gipfel ins Kanzleramt und drängte auf weitere Eingriffe in die bürgerlichen Freiheiten, die nun bundesweit gelten sollten. Das Ergebnis: Die Ausweitung der Maskenpflicht, noch strengere Begrenzungen der Zusammenkünfte, die selbst in Privaträumen gelten sollen, eine Sperrstunde für die Gastronomie und drohende Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum.

Die Schuldigen

In ihrer Pressekonferenz am 9. Oktober kündigte die Kanzlerin auch an, warum es zu neuen, noch strengeren Maßnahmen kommen würde. In diesem Zusammenhang spielt der Fokus auf die Ballungsräume eine Rolle, denn dort befinden sich viele Menschen auf engem Raum. Dass es dort zu vermehrten positiven Testungen kam, lag demnach am Fehlverhalten vieler Menschen. Insbesondere die jungen Leute, die feiern würden und sich zu sorglos verhielten, trügen die Schuld an der Ausbreitung. Sie habe zwar Verständnis, aber die jüngeren Menschen sollten doch einmal darüber nachdenken, was ihnen jetzt am wichtigsten sei. Ihr Verhalten sei entscheidend im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung und auf die Frage, ob die Schulen weiterhin geöffnet bleiben könnten. Und sie trügen auch Verantwortung für die Gesundheit ihrer Familien, insbesondere der Großeltern.

An dem Argumentationsmuster der Bundesregierung, das seit dem Panikpapier aus dem Innenministeriumbekannt ist, hat sich offenbar nichts geändert. Nun sind es nicht mehr die Kinder, die für das Leben ihrer Großeltern verantwortlich sind, sondern die jüngeren Menschen, die es noch wagen, sich mit Freunden zu treffen. Wenn es zu Schulschließungen oder einem zweiten Lockdown käme, sei es ihre Schuld.

Die Botschaft dieser Pressekonferenz war jedenfalls deutlich: Die Kanzlerin ist besorgt, wie unvernünftig sich manche Bürger verhalten. Nur deshalb ist sie gezwungen, allen strengere Regeln aufzuerlegen, damit es nicht noch schlimmer werde. Denn es ist schon schlimm. So schlimm, dass Sperrstunden nicht reichen. Dass Reiseverbote nicht reichen. Dass Kontaktbeschränkungen nicht reichen. So schlimm, dass die Soldaten helfen müssen.

Die Lage in Zahlen

Wer sich die Pressekonferenz am 9. Oktober oder die von gestern Abend ansah, konnte kaum anders reagieren, als beunruhigt zu sein ("Die Lage ist fast ein bisschen gefährlicher als im Frühjahr"). Doch bis auf komplizierte Berechnungen der „Corona-Ampeln“ (Inzidenzen, R-Werte), nannte die Kanzlerin kaum Zahlen. Um aber das Geschehen einordnen zu können, sind aussagekräftige Daten nötig. Das sind gerade nicht die Zahlen über „Neuinfektionen“, da der PCR-Test keine Aussage darüber treffen kann, ob ein positiv getester Mensch tatsächlich ansteckend ist.

Der Chefarzt der Berliner Lungenklinik Emil von Behring, Prof. Dr. Torsten Bauer, schlug daher vor, die Corona-Maßnahmen an der Zahl der tatsächlich Erkrankten zu orientieren. „Wir als Ärzte glauben natürlich, es zählen nur die, die wirklich krank sind. Und das sind letztendlich die, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.“

Laut dem Divi-Intensivregister Divi-Intensivregister lagen am 14.10.2020 in ganz Berlin insgesamt 57 Menschen wegen einer Covid19-Erkrankung auf einer Intensivstation. Wenn 57 schwererkrankte Menschen eine Stadt mit über drei Millionen Einwohnern an den Rand der Kontrollierbarkeit bringen, müsste einiges im Gesundheitssystem schief laufen.

Wachsende Zweifel

Wahrscheinlicher ist eher, dass die relevanten Daten zu den Corona-Erkrankungen in einem krassen Missverhältnis zu den politischen Reaktionen stehen. Diese Einschätzung hatte sich in den letzten Monaten langsam verbreitet, ausgelöst durch Entwicklungen auf vielen Ebenen. Die Sterbefälle und die schweren Verläufe verharrten seit Mitte April auf einem niedrigen Niveau, während die tiefgreifenden Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf ökonomischer, sozialer und psychologischer Ebene unübersehbar wurden. Mehrere Juristen gründeten die Stiftung Corona Ausschuss und veranstalteten öffentliche Anhörungen von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen, die große Zweifel am Kurs der Bundesregierung aufwarfen. Auch in den Leitmedien tauchten vereinzelt kritische Berichte auf. Und es gab zahlreiche Menschen, die sich einfach ihres gesunden Menschenverstandes bedienten.

Insgesamt schien die Stimmung im Laufe der Sommers bis hinein in den Oktober allmählich zu kippen. Die Einschränkungen konfrontierten die Menschen mit immer neuen Belastungen. Kinder klagten über Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, gleichzeitig kursierten an den Schulen Hygienepläne, nach denen die Lehrer aus Infektionsschutzgründen nicht mehr zur ersten Hilfe verpflichtet sind. Restaurantbesuche können mit Bußgeldern enden, wenn die Gäste nicht bereit sind, ihre persönlichen Daten anzugeben. Und manchmal waren es auch ganz persönliche Erfahrungen, die stärkere Zweifel schürten. Wenn die Freundin bei einer Umarmung in Tränen ausbricht, weil das seit Monaten niemand mehr gemacht hat.

Die Flucht nach vorne

Währenddessen gingen der Regierung die Argumente aus. Selbst bei einer ständigen Ausweitung der Tests blieb es ein mühsames Unterfangen, positive Testergebnisse zu generieren. Der Anteil an positiven Ergebnissen blieb bei etwa einem Prozent und weiterhin innerhalb der statistisch zu erwartenden Fehlerquote. Es schien, als warte die Regierung regelrecht auf die Erkältungssaison, um bei jahreszeitlich bedingt steigenden Werten (und gleichzeitig immer noch leeren Krankenhäusern) das Bedrohungsszenario wieder zu verstärken.

Anfang Oktober war es dann soweit: In einer Flucht nach vorne präsentierte die Regierung ihre drakonischen Maßnahmen, die einmal mehr an Evidenz und Verfassungskonformität vermissen lassen.

Warum sollen Gastronomen nun Daten erheben, die sie gar nicht abfragen dürfen? Wieso stellt das Virus ab 23 Uhr eine Bedrohung dar, aber nicht vorher? Auf welcher wissenschaftlichen Basis steht die Einschränkung der persönlichen Begegnungen auf fünf Menschen? Warum betrifft das auch Zusammenkünfte im Freien, wo doch das Robert Koch Institut feststellte, dass Übertragungen im Freien überhaupt keine Rolle spielen?

Darf die Regierung den Alkoholausschank verbieten, allein aus der Vermutung heraus, angetrunkene Menschen könnten sich nicht mehr strikt an Regeln halten, deren wissenschaftliche Evidenz weiterhin nicht bewiesen ist und die – laut dem früheren Verfassungsrichter Papier - verfassungsrechtlich fragwürdig sind?

Auf den ersten Blick wirken die Verschärfungen daher unsinnig und willkürlich. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sie gerichtlich gekippt werden. Doch in der Logik der Regierung und ihrer Berater ergeben sie durchaus einen Sinn, denn sie bauen auf drei Mechanismen auf, die bislang gut funktioniert haben. Alle haben den Sinn, das Bedohungsszenario aufrechtzuerhalten.

Die Sichtbarkeit

Der eine betrifft die Sichtbarkeit der vermeintlichen Gefahr. In einer Pandemie, in der nur sehr wenige Menschen überhaupt erkranken, muss die Bedrohung anders vermittelt werden.

Das Mittel zum Zweck ist daher die Schaffung von Bildern, die nicht ohne Grund an Katastrophenfilme erinnern. Die Masken funktionieren genau in diesem Sinn, denn sie verändern das Bild des öffentlichen Leben massiv. Es ist nicht mehr möglich, ein paar Brötchen zu kaufen, ohne mit der vermeintlichen Bedrohung konfrontiert zu werden.

Die Maskenpflicht macht die Krise sichtbar: Wenn sich alle Menschen vermummen, muss es wirklich schlimm sein. In diese Richtung zielt auch der Einsatz des Militärs: Wenn Soldaten in den Städten präsent sind, erinnert das an Bilder aus dem Krieg.

Omnipräsent

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die Omnipräsenz der Gefahr. Die Ausnahmesituation kriecht in jeden Winkel des Alltags und es nicht möglich, sich ihr zu entziehen. So funktioniert auch die Idee einer Vor-Quarantäne, die Professor Drosten ins Spiel gebracht hat. Demnach sollen sich die Leute präventiv isolieren, bevor sie möglicherweise gefährdete Angehörige treffen. Ein Kind darf dann nicht mehr zu Oma und Opa, weil es in den Tagen vorher noch die Schule besucht hat. Immer mehr alltägliche Entscheidungen sollen mit Blick auf die vermeintliche Gefahrenlage getroffen werden, die in alle Lebensbereiche Einzug erhält.

Die Einschätzung der Gefährdung hat sich demnach völlig entkoppelt von tatsächlichen Erkrankungen, sondern findet nur noch in fiktiven Angstszenarien statt. Das macht Kritikern der Maßnahmen die Argumentation sehr schwer, denn die Idee des „Es könnte ja sein“ schwebt über allem und treibt viele Menschen zu geradezu absurdem Verhalten. Obwohl beispielsweise Professor Streeck schon vor einem halben Jahr festgestellt hat, dass sich das Virus nicht über Gegenstände verteilt, werden in jeder Arztpraxis, in Geschäften und öffentlichen Einrichtungen tagtäglich Kugelschreiber desinfiziert.

Die Schuldverschiebung

Neben der Sichtbarkeit und Spürbarkeit gibt es einen dritten Mechanismus, der allzu wirksam ist, um die Befolgung der neuen Regeln zu erzwingen. Das ist die Schuldverschiebung.

Sie baut auf dem fiktiven Bedrohungsszenario auf. Denn so wird jeder, der sich nicht an die wissenschaftlich sehr fragwürdigen Regeln hält, zum vermeintlichen Gefährder, der anderen schadet. Die „Maskenmuffel“ oder „Maskenfalschträger“ tragen demnach Schuld, wenn die Infektionszahlen ansteigen. Und sie sind zusätzlich verantwortlich – so erklärt es die Bundeskanzlerin – wenn die Regierung deshalb die Maßnahmen verschärfen muss. Angegriffen wird also nicht mehr die Politik, die diese Verordnungen erlassen hat, sondern die vermeintlich uneinsichtigen, egoistischen Menschen, die sich dem „neuen gesellschaftlichen Konsens“ verweigern. Das ist eine Verschiebung der Verantwortung, die ungeheuer effektiv ist. Und ein erschreckend wirksames Mittel, um die gesellschaftliche Spaltung zu befeuern.

Man muss sich nur anschauen, wie heftig auf Twitter gegen Menschen gehetzt wird, die ihr Gesicht zeigen. Heimlich gemachte Fotos werden veröffentlicht und Schulkinder angestiftet, ihre Mitschüler zu denunzieren, die im Schulbus die Masken abnehmen. Kunden werden beim Geschäftsführer angeschwärzt oder Nachbarn dem Ordnungsamt gemeldet. Die Kontrolle der Mitbürger kennt überhaupt kein Limit mehr und macht auch nicht vor denen Halt, die aus medizinischen Gründen keine Masken tragen können.

Sündenböcke

Der gesamte Frust, die Verunsicherung und Angst vieler Menschen entlädt sich in dieser Aggression gegenüber anderen, denen ein Fehlverhalten unterstellt wird. In ihrer Pressekonferenz adressierte die Bundeskanzlerin nun einen eindringlichen Appell an jüngere Leute und konstruierte dadurch eine Verknüpfung zu dem Krankheitsgeschehen. Sie würden andere gefährden, indem sie leichtsinnig feiern würden. Wenn sich junge Menschen nun physisch – nicht online – begegnen wollen möchten, werden sie mit dem Vorwurf konfrontiert, sie seien der Grund, warum die Regierung nun Schulen und Geschäfte schließen müsse.

Mit ihrem direkten Appell rückte die Bundeskanzlerin eine Bevölkerungsgruppe in den Fokus, die in den letzten Monaten besonders belastet war. Schule geschlossen, Jugendclub dicht, keine Sportvereine, kein Musikunterricht. Kein persönlicher Kontakt zu Freunden, isoliert mit der Familie, überfordert durch das Homeschooling. Unklare Prüfungsbedingungen, geplatzte Praktika, verschlechterte Jobmöglichkeiten.

Und über all das – verlor die Politik kaum ein Wort. Wenn überhaupt die Lage der jungen Generation thematisiert wurd, dann ging es um Abschlussprüfungen. Aber ihr veränderter Lebensalltag und ihre Sorgen wurden nicht wahrgenommen. Sie fühlten sich nicht gesehen und nicht gehört, von ihrem Recht auf politische Teilhabe ganz zu schweigen. In der bundesweiten JuCo-Studie wurden sechstausend Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 30 Jahre zu ihren Erfahrungen in der Corona-Zeit befragt und das Ergebnis war deutlich: Verunsicherung, Ohnmacht und Ignoranz durch die Politik waren die großen Themen.

Diese jungen Menschen, die endlich ihre Freunde wiedersehen wollen, werden nun als Gefährder markiert. Gerade ihnen die Verantwortung zuzuschieben und sie damit zur Zielscheibe vielfältiger Aggressionen zu machen, ist ein besonders zynisches Manöver der Bundeskanzlerin.

Der Sinn der Verschärfungen

Zusammenfassend gibt es also drei Mechanismen, derer sich die Bundesregierung bedient und die die Zusammenstellung der neuen Regeln erklären: Die Sichtbarmachung der vermeintlichen Bedrohung, ihre Präsenz in alltäglichen Situationen und die Schuldverschiebung, indem bestimmte Bevölkerungsgruppen als Verursacher der Entwicklung und verantwortlich für politisches Handeln markiert werden. Alle Mechanismen werden sehr wirksam durch die Maskenpflicht bedient – nicht ohne Grund gehört auch eine Ausweitung der Maskenpflicht auf öffentliche Räume zu den beschlossenen Verschärfungen.

Masken und Infektionsschutz

An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass die Masken nicht wirksam vor einer Infektion schützen können. Die Viren sind kleiner als die Poren der selbstgemachten Masken, bei längerem Tragen sammeln sich Viren, Pilze und Bakterien und durch das ständige Auf- und Absetzen werden die Viren gestreut. Daher gibt es Anzeichen, dass mit Maske die Gefahr einer Infektion eher steigt. Deshalb begründete das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Einführung der Masken auch nicht mit einer Schutzwirkung ("in der Regel nicht nachgewiesen"), sondern mit dem „Bewusstsein für social distancing und gesundheitsbezogenen achtsamen Umgang mit sich und anderen“, das es zu schaffen gelte. Knackiger formulierte Österreichs Gesundheitsminister Anschober: „Natürlich geht es um den psychologischen Effekt“.

Diese Vorgehensweise hat bislang herragend funktioniert, denn sehr viele Menschen fühlen sich durch die Maske geschützt und reagieren ablehnend auf eine Diskussion über die Wirksamkeit dieser Maßnahme.

Das Dilemma der Maskenkritiker

Daher stehen Menschen, die die Pflicht zur Maskierung ablehnen, in einem Dilemma: Verweigern sie die Maske, werden sie zum Ziel heftiger Aggressionen und müssen damit umgehen, dass andere sich von ihnen gefährdet fühlen. Setzen sie eine Maske auf, um solchen Stress nicht auszulösen, machen sie ihren eigenen Widerwillen unkenntlich. Sie tragen bei zu dem Bild einer maskierten Gesellschaft. Sich einer unsinnigen und gesundheitsgefährdenden Maßnahme zu unterwerfen und das eigene Verhalten dadurch stark einzuschränken, erhöht wiederum den eigenen Stress. Körperliche Symptome wie Atemnot, Panikattacken und Ahnliches können sich dadurch verstärken.

Die grüne Maske

Ein Weg aus diesem Dilemma könnte sein, sich eine Maske in einer bestimmten Farbe aufzusetzen, um einerseits Kritik deutlich zu machen und andererseits keinen Stress bei anderen Menschen auszulösen.

Tragen Kritiker beispielsweise Masken in einem beruhigenden Grün in Abgrenzung zu der alarmistischen Stimmung, signalisieren sie ihrer Umwelt: Als empathischer Mensch respektiere ich eure Ängste. Wenn ihr euch sicherer fühlt, wenn ich mich maskiere, nehme ich darauf Rücksicht. Niemand muss Angst vor mir haben.

Gleichzeitig wäre es eine Möglichkeit, den Protest und Widerstand auszudrücken und sichtbar zu machen. Treffen sich Menschen mit grüner Maske, können sie sich schnell darauf einigen, die Dinger abzunehmen.

Eine grüne Maske würde den psychologischen Verwicklungen, die mit der Maske einhergehen, auf allen Ebenen begegnen. Zum einen unterläuft sie die Schuldverschiebung. Indem Grünmaskenträger anderen zuliebe eine für sie sinnlose Maßnahme durchführen, machen sie einen Schritt in Richtung der Maskenunterstützer. Dadurch wirken sie der gesellschaftlichen Spaltung entgegen.

Sichtbarer Protest im Alltag

Ihr Protest verschwindet nicht mehr unter der Maske, sondern wird im Gegenteil sichtbar, ohne mit irgendwelchen neuen Regeln in Konflikt zu geraten. In dieser gesellschaftlichen polarisierten Stimmung schafft eine grüne Maske einen Weg, die eigene Ablehung auszudrücken, ohne die Stimmung weiter anzuheizen.

Und ein letzter, wichtiger Aspekt: Die Maske ist zu einem ständigen Begleiter geworden und muss mehrmals täglich aufgesetzt werden. Diese ständige Auseinandersetzung mit der vermeintlichen Gefahr ist ein entscheidender Baustein in dem Bedrohungsszenario der Regierung. Genau das können Kritiker aber auch für sich nutzen: Wenn die Regierung und ihre Berater die Angst in den Alltag tragen, können Kritiker genauso ihren Protest in den Alltag tragen.

Schlussbemerkungen

Die grüne Maske ist ein Zeichen des Protestes, das ich deutlich definieren möchte. Damit die Idee nicht falsch interpretiert wird, schließe ich diesen Artikel daher mit einer persönlichen

Deklaration

Ich trage eine grüne Maske als Protest gegen die Corona-Maßnahmen.

Die Maßnahmen sind unverhältnismäßig und nicht zielführend. Sie richten mehr Schaden als Nutzen an.

Bei dieser Einschätzung berufe ich mich auf medizinische (Prof.Bakhdi, Prof. Reiss, Prof. Ioannidis, Dr.Wodarg, Dr.Köhnlein, Prof. Püschel, Dr. Reuther, Prof. Kämmerer, Prof. Cahill et al.), juristische (Stiftung Corona Ausschuss), psychologische (Prof. Ruppert, Prof. Maaz, Prof. Hüther, Dipl. Psych. Sternbeck, Dipl. Psych. Prousa, Prof. Schubert et al.) und kinderrechtliche (Prof. Klundt et al.) Expertise.

Ich fordere, dass die „epidemische Lage nationaler Tragweite“ sofort aufgehoben wird.

Ich fordere, SARS-COV2 nicht länger durch Freiheitsbeschränkungen zu bekämpfen.

Ich fordere die Gewährleistung der Grundrechte.

Mit meinem Protest grenze ich mich ausdrücklich nach rechts ab: Rassistische, faschistische und rechtsextreme Positionen sind unvereinbar mit dem Tragen einer grünen Maske. Die Reichsbürger-Bewegung und ähnliche Gruppierungen lehne ich klar und unmissverständlich ab.

Stattdessen plädiere ich für eine solidarische Gesellschaft, die schwächere Mitglieder schützt, ohne sie zu bevormunden.

Ich trage eine Maske aus Rücksicht gegenüber den Menschen, die sich dadurch geschützt fühlen, auch wenn ich die Maßnahme ablehne. Ich richte meine Kritik explizit an die Bundesregierung, deren Politik die Gesellschaft spaltet und Menschen gegeneinander aufhetzt.

Ich wünsche mir dagegen eine Gesellschaft, die nicht von Angst gesteuert ist.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Mona Pauly

Ökonomin und Politologin

Mona Pauly

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