Aspekte von Weihnachten

Kolumne An der glanzvollsten Zeit des Jahres ist besonders der katabatische Charakter bemerkenswert.

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Nun ist sie also, wie alle Jahre wieder, plötzlich da: Die Weihnachtszeit, glanzvoll, überraschend, im Supermarkt, am Weihnachtsstand. Überbordend voll wie die Regale ist Weihnachten. Es gibt so viele Aspekte an Weihnachten, dass es schier unmöglich ist, alle aufzuzählen:

Die Philosophen sinnieren über das Allgemeine und das Besondere. Die Literaten freuen sich an der Verwandlung des verbitterten Onkel Scrooge (Charles Dickens, Weihnachtslied). Theologen schlendern über den Christkindlmarkt, genießen den Glühwein, die idyllische Stimmung, die Musik.

Das Fest der Feste

Weihnachtszeit ist Feierzeit. Einfach so. Zeit des Zusammenseins und der Familie. Des Friedens und der Hoffnung. Fest der Liebe. Fest des Fests. Von allen Aspekten von Weihnachten ist besonders das Katabatische bemerkenswert.

Geschenke

Das erste, was vielen zu Weihnachten einfällt, sind die Geschenke, die man bekommt und die man andern macht. Was für eine schöne Einrichtung.

Groß und Klein

Weihnachten ist eine besondere Zeit für groß und klein. Und Weihnachten selbst ist klein und groß zugleich. Immerhin wird da gesagt, dass das Unendliche, Große in einem ziemlich kleinen Mensch konkret und greifbar wird.

Rauscheengel, Kerzendampf, Zimtgeruch

Weihnachten ist ja auch deshalb die Zeit der geheimnisvollen Vorbereitungen, himmlischer Gestalten, Rauscheengel. Große Kinderaugen voller Neugier, unvoreingenommener unbefangener Freude. Rund um den Globus ist das Getrippel und Getrappel kleiner Kinderfüße in der Weihnachtszeit besonders federnd und besonders aufgeregt.

Kitsch und hohe Kunst

Streusel-Kekse, grüne Bäume neben Rattanmöbeln, Strohsterne. Ist da nicht viel Kitsch dabei? Naja, mag sein, vielleicht so viel, wie alles und eines jeden Leben ja auch öfters einmal schwankt zwischen Kitsch und hoher Kunst...

Plötzlich ist es hell

Tatsächlich geschieht besonderes. Während in vielen Weltanschauungen der Mensch sich mühevoll den Weg zu einer Gottheit hocharbeiten muss, ist an Weihnachten die Bewegung umgekehrt. Nicht von unten nach oben – anabatisch – führt der Weg, sondern von oben nach unten (Vom Himmel hoch…), also katabatisch. (Nicht der Mensch wird Gott, oder muss Gott werden, sondern Gott wird Mensch, lautet dazu der theologische Satz.)

An Weihnachten klärt sich deshalb Entscheidendes für das Gottesbild und für das Menschenbild.

(Ein naher Gott, kein ferner Gott: Ein menschlicher Gott, und nicht ein unmenschlicher.)

Die Weihnachtszeit öffnet und hält offen: Es gibt im Leben mehr (und Wichtigeres) als das leicht Verrechenbare.

Und: Es gibt den besonderen Moment. Den es auch zu feiern gilt. Hohe Zeit. Festzeit: Mitten in der dunklen Jahreszeit wird es hell.

Alle Jahre wieder - Himmlische Geschichten

Was wäre auch das Leben ohne solche Lichtpunkte? Oder wenigstens ohne Aussicht darauf? Das institutionalisierte Weihnachtsfest ist eine wunderbare Rückrufaktion dafür, um sich für diese Lichtmomente up-to-date zu halten.

Friede

Es gibt diese anrührende Geschichte, dass im 1. Weltkrieg an Weihnachten mitten auf dem Feld die verfeindeten Soldaten innegehalten und miteinander Weihnachtsfrieden gefeiert haben. Auch heute wird in manchen Konflikten wenigstens eine „Weihnachtspause“ eingelegt.

Das löst noch nicht unbedingt die Konflikte. Aber gibt immerhin eine Atempause. Ganz konkret. Das kann schon viel sein – und Hoffnung auf mehr und weiteres geben.

Hoffnung

„Hoffnung aber bewahrt davor zu resignieren“. Wer Weihnacht feiert, feiert Hoffnung.

Besinnlichkeit und Feier

„Besinnliche Weihnachtszeit“ wünscht man sich mancherorts.

(Muss ich wirklich feiern? Knurrt Onkel Scrooge. Mit wie viel Freude, Andacht, Ernst, Muße, Neugierde oder Unvoreingenommenheit soll ich denn schon feiern? Hmm, vielleicht, könnte man sagen, gerade mit so viel an Hoffnung, Friede, Liebe, Feier... dir gelegen ist?)

Weihnachten ist auch die Zeit der großen Spendenbereitschaft.

Fest des Zusammenseins und der Familie - Das himmlische Kind

„Gott wird Mensch. Ein Kind.“ (Concretum universale)

Nichts steht so sehr für Freude, Hoffnung, Zukunft wie ein Kind. Nicht zufällig gilt Weihnachten als das Fest der Familie.

(Und der Gottesdienstbesuch? Nun ja, das setzt natürlich einen besonders feierlichen Akzent. Und man feiert in einer noch größeren Gemeinschaft. Auch nicht schlecht.)

Fest aller Feste

Fehlt noch ein Aspekt? Sicher. (Welche?) Viele. Das Fest der Feste ist eben nicht so schnell auserzählt… Schöne Feiertage!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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