Eine erste Ernte einfahren

Beobachtungen Die Weltsynode der Katholischen Kirche tritt in eine neue Phase.

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Nachdem bei der weltweit stattfindenden Synode in einer ersten Phase die sogenannten „Laien“ Gelegenheit hatten, ihre jeweiligen Beiträge einzubringen und kundzutun, (dafür war zunächst ein halbes Jahr vorgesehen, wegen Corona-Einschränkungen und der kurzfristigen Einberufung wurde eine Verlängerung bis August 2022 eingeräumt), beginnt demnächst die Phase, in der vor allem Bischöfe und die Beteiligten auf den jeweiligen Bistumsebenen am Zuge sind. Denn diese sollen das bis jetzt Gesammelte aufbereiten und so in den weiteren Synodenprozess einspeisen.

Dabei war die weltweite Synode von Anfang an so angelegt, dass es eigentlich jederzeit möglich ist erste „Früchte“ einzusammeln. Das ist ja das Besondere in der katholischen Kirche, dass ein Papst jederzeit von sich aus die Initiative ergreifen kann, z.B. mit einem motu propio, oder auf andere Weise, um Dinge aufzugreifen, anzuregen, neu zu regeln.

Was kö nnte also nun geschehen?

Manche kennen vielleicht noch die Zeit, als im Vatikan Zyklopen wohntenSie wissen schon, die einäugigen Monster, die selbst die größten Sagenhelden verspeisten heute ist das weitgehend passé, jetzt wohnen dort ausnahmslos umgängliche (wenn teils auch etwas 'ältliche') Herren: einer freundlicher als der andere.

Kurz: Es ist von dort nichts Besorgniserregendes zu befürchten.

Was aber Sorgen macht, sind teilweise die Bischöfe. Denn manche Bischöfe sind für die Abschaffung teils eingeschliffener Missstände, andere sind dagegen; es ist umstritten, was ein Missstand ist und so scheint die Lage in mancher Hinsicht unklar und verworren.

Ein Bischof soll ja ein Nachfolger der ersten Apostel sein, ja Nachfolger des Meisters selbst. Mehr noch: Er soll stellvertretend für diesen sprechen können, soll ihn repräsentieren.

So tritt die Frage in den Vordergrund: Was ist denn eigentlich dem Meister gemäß, also jenem Nazarener, der vor rund 2000 Jahren so viel galiläischen Staub verwirbelte, dass noch heute manchem davon schwindlig wird? Was kann Anspruch darauf machen, ihn authentisch zu vertreten? Authentisch sein „Repräsentant“ zu sein?

Jesus von Nazareth, so lassen die Quellen erkennen, war tief im Judentum verwurzelt. Sein Reden und sein Tun schöpfte ganz und gar aus der jüdischen Überlieferung.

Teils setzte er neue Akzente, verwob Neues und Altes zu dynamischer Inspiration.

Zu den großen Menschheits-Worten und -Themen, die in der christlichen Tradition mit dem „Menschensohn“ Jesus verbunden werden, zählen dann zum Beispiel „Vergebung“, „Frieden“ (Mt 5), „Nächstenliebe“.

Also ein anspruchsvolles „Programm“ für jeden Nachfolger. Auch die Großworte „Gerechtigkeit“ oder „Versöhnung“ ließen sich anführen. (Und einige mehr). Wie sind oder werden diese Werte, Normen und Setzungen in der heutigen Kirche präsent?

Bei der Beantwortung der Frage, was diesem Jesus von Nazareth gemäß ist, haben naheliegenderweise dann die schriftlichen Zeugnisse der ersten ein bis zwei Jahrhunderte besondere Bedeutung, wie sie in der Bibel zusammengefasst zu finden sind. Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass auch in späterer Zeit, beim weiteren Nachdenken, in besonderen geistigen Erkenntnissen oder geistigen Eingebungen weitere Klarheit über das Tun und das Sein des Nazareners sich einstellt und ergibt. Aber ohne Frage sind die biblischen Zeugnisse besonders nahe am ursprünglichen Geschehen und Ereignis, haben folglich besondere Aussagekraft.

Nun sind wir in Deutschland um auf die aktuelle Zeit zurückzukommen in einer historisch besonderen Situation! Denn hierzulande ist es das erste Mal so, dass in der 2. oder 3. Generation die biblischen Grundtexte unter katholischen Laien wie unter Klerikalen in größerem Maße und Umfang bekannt und verbreitet sind. Seit den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ist der Umgang mit dem biblischen Text in der Liturgie, und auch in persönlicher Lektüre, in Deutschland keine Seltenheit!

Die Voraussetzungen, dass in einem breiter angelegten synodalen Prozess die Frage, was zu Recht dem ursprünglichen Zeugnis, dem authentischen Bischofsdienst, der rechtmäßigen Repräsentation entspricht, sich in erhellender und aufhellender Weise klären kann, sind also hier besonders gut gegeben.

Anders ist das in Italien. Wo noch Papst Benedikt in einer Ansprache darauf dringen musste, dass jede und jeder zusehen möge, eine Bibel doch wenigstens zuhause im Regal stehen zu haben (von selber lesen war dabei gar nicht erst die Rede.) Auch Kardinäle oder andere „Vatikanisten“ kennen das Evangelium, horribile dictu, kaum im O-Ton! Neben den Italienern gilt das auch für sämtliche Kardinäle aus Tonga. Mit zu den wichtigsten Aufgaben in nächster Zeit zählt daher, wenn es jetzt darum geht, das Bischofsgemäße in der katholischen Kirche hervorzukehren, gute und adäquate Bibelübersetzungen in den jeweiligen Landessprachen nach Italien zu schicken. Bitte helfen Sie dabei mit.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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