Die geschundene Generation?

Zeitgeschichte Die Kriegskinder-Bücher von Sabine Bode sind vielgelesene Bestseller.

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Es gibt ja geheime Buch-Bestseller, die kurze Zeit im „Rampenlicht“ der Aufmerksamkeit stehen, dann aus den Rezensionsabteilungen verschwindenaber weiterhin enorm viel gelesen sind. Eines davon ist Die vergessene Generation von Sabine Bode. Die Taschenbuchausgabe liegt derzeit in der 38. Auflage vor.

Genauer müsste man von einer Bestseller-Trilogie reden. Denn nach der vergessenen Generation, ein Buch über die Kriegskinder der Jahre etwa 1927 bis 1947, folgte der Band über die Kriegsenkel - Die Erben der vergessenen Generation. Das Taschenbuch aktuell in 28. Auflage.

Und schließlich das Buch über die Nachkriegskinder - Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter (Taschenbuch immerhin in ebenfalls beachtlicher 13. Auflage).

Flucht, Bombennächte, Kontrollverlust

Es scheint also eine Thematik, die nicht wenige zum Lesen bringt. Man kann schnell erahnen, warum dem so ist.

Inhaltlich geht es um Erfahrungen von Flucht und Vertreibung. Von Bombenkrieg und Nächten im (Luftschutz-)Keller. Somit von massiven körperlichen und seelischen Misshandlungen, von Kontrollverlust.

Dann auch von der „Verarbeitung“ oder Nichtverarbeitung dieser schrecklichen Erfahrungen, dem Umgang damit, und der „Weitergabe“ dessen (bewusst oder unbewusst) an die nachgeborenen Generationen.

Die Bode-Bücher haben einige Diskussionen ausgelöst. Eigentlich und uneigentlich müsste jemand Sabine Bode für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen.

Eine nicht ganz triviale Beobachtung ist „nebenhin“, dass die Jahrgänge der Kriegskinder in etwa die Jahrgänge der späteren sogenannten „68er“-Generation sind. Was zwar gelegentlich ausgesprochen, aber nur eher verhalten andiskutiert wurde… Die drei Bode-Bücher sind gerade in einer Neuedition als Geschenkbuch erschienen, da ich keine Tantiemen beziehe, bin ich so frei, das zu erwähnen.

Es ließe sich noch eine ganze Reihe weiterer Bücher zum selben Thema nennen. Auf einer höheren Reflexionsebene geht es in den verschiedenen dabei „besprochenen“ Jahrgängen (also etwa von 1925 bis 1975, das ist zudem in etwa die Altersgruppe, die heute Wahlen maßgeblich entscheidet) auch immer wieder u.a. um Beschreibungen einer Mischung aus Angst und Mutlosigkeit, „Zukunftsängsten und einem extremen Sicherheitsbedürfnis“.

Ob mittlerweile der Umgang der verschiedenen Jahrgänge mit „ihren“ Erfahrungen und die Weitergabe an die Nachkommenden ein anderer ist?

Ob es denkbar ist, dass man Erfahrungen von Flucht, Vertreibung, von Bombenhagel irgendwann abschüttelt?

Ein Thema in den Büchern ist „Angst als Kontrollmittel“ in der Erziehung.

Viele Kriegskinder sagen aber auch, dass alles nicht so schlimm war.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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