Im Zeitalter des Geistes

Pfingsten Einen guten Geist braucht jeder (ließe sich die Intention von „Pentekoste“ auf den Punkt bringen.)

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Manche sagen von sich, dass sie „Geist“ nicht bräuchten. Doch einer Mehrzahl ist er willkommen. Einmal hörte ich, wie einer zum andern anerkennend sagte: „Ja, du hast Geist!“ Im konkreten Fall war das beinahe augenzwinkernd gemeint der Erinnerung nach war der Anlass entweder das gelungene Nachvollziehen einer Wegbeschreibung oder das Verstehen einer Gebrauchsanleitung... , jedenfalls ist Geist hier deutlich positiv konnotiert.

Ein Fest des Geistes

Wenn mit Pfingsten also ausdrücklich ein Fest des Geistes im Kalender steht, hat es damit sicher seine Richtigkeit: eine höchst wichtige Erinnerung. Einen guten Geist (am besten einen gesunden) brauchen wir alle. Ohne Geisteswissenschaften geht es nicht (selbst nicht in der Technik, siehe Gebrauchsanleitung). Und ohne Geistesblitze oder Inspiration wäre selbst die Kunst unmöglich. Beim Geist geht es immer auch um Schöpferisches und Kreatives.

Geist (Gottes) in jüdischer Tradition

Ist es nach biblischem Bericht schon bei der Erschaffung der Welt der Geist, „smoke on the water“ (Gen 1,1f), der von Beginn an entscheidend beteiligt ist, so wird in jüdischer Tradition z.B. bei dem kleinen Propheten Joel für die Zukunft eine „Ausgießung“ des göttlichen Geistes über alle Menschen erwartet (Joel 3,1).

Für den jüdischen Briefeschreiber und Schriftsteller Paulus (gebürtig aus Tarsus), ein einflussreicher Theologe der Freiheit, ist es der Geist, der Freiheit schafft. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, schreibt er, sondern der Kraft und der Besonnenheit, einen Geist der „Kindschaft“: die sich vom Geist Gottes leiten lassen, die sind für Paulus „Kinder Gottes“.

Während an und in der (zurückliegenden und jeweils aktuellen) Geschichte vieles rätselvoll und unverständlich ist, erwartet oder feiert man mit Pentekoste (Pfingsten) so immer wieder neu, dass sich der Einsicht und Verstehen spendende Spirit einstellt (Wort und Geist gehören immer eng zusammen, sind eigentlich identisch). So liegt die „Schöpfung“ hinter uns, die haben wir ja bereits hinweg“, und auch die Zeit jener früheren „Verheißungen“ liegt hinter allen.

Es ist und wäre insofern also nun das Zeitalter des Geistes, der „Erfüllung“. Veni Spiritus der richtige Spirit möge sich (immer neu) einstellen lautet entsprechend die pfingstliche Festtags-Sequenz.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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