Panne

Daten-Totalitarismus Der Jahresrückblick zur Digitalisierung fällt ernüchternd aus.

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Die Digitalisierung im Jahr 2018 ist eine einzige Panne. Wenn man Revue passieren lässt, was in den letzten zwölf Monaten an Datenskandalen öffentlich wurde, kann einem nur das Grausen kommen. Bei heute.de findet sich eine geraffte Übersicht: Wir lesen von Fehlern in Gesundheits-Apps, Lücken bei Kreditkarten, Löchern in Computerprozessoren. (Und die Aufzählung ist längst nicht vollständig.)

Lehrstück für die Totalitarismus-Forschung

Immer wieder wird gefragt, wie es zu den totalitären Strukturen in Nazi-Deutschland kommen konnte. Es war halt für viele sehr bequem, heißt es dann manchmal. Man profitierte. Es war ein schleichender Prozess. Warum sollte man Fragen stellen oder genau hinsehen, wenn man sich so große Vorteile davon verspricht?

Wer wissen will, wie leise Totalitarismus einzieht, auf welcher Seite er gestanden hätte, und heute steht, muss nur auf sein Smartphone sehen.

Jeder der Daten sammelt, sammelt für die Konkurrenz

Im Internet, am Laptop, im Smartphone tummeln sich die Datensammeldienste. Nicht erst Facebook oder Apps. Doch weil die Sicherheitslücken von „Meltdown“ und „Spectre“ bis heute nicht geschlossen sind, heißt das, dass potenziell jeder Kleinkriminelle und jeder Konkurrent recht einfach auf diese Datenbestände Zugriff erhalten kann. Als im Herbst öffentlich diskutiert wurde, dass das Speichern von Daten in der Cloud nicht sicher ist, wurde sogar die Wirtschaft unruhig.

Der Computer, der ohne Strom läuft, ist noch nicht erfunden

Doch der Computer, der ohne Strom läuft, ist noch nicht erfunden.

Strom jedoch hat mit Spannung zu tun. Spannung aber lässt sich messen. Daher lässt sich alles auslesen, was digital passiert.

Jeder Dienst der digitale Daten sammelt, sammelt darum für die Konkurrenz.

Allein bei Facebook gab es im letzten Jahr gleich mehrere Datenpannen, bei denen Datensätze in die Hände fremder Dienste gerieten.

Facebook kann man nicht mehr über den Weg trauen

Juristen beklagen, dass eine Aufarbeitung des Cambridge-Analytica-Skandals, in dessen Zusammenhang Wahlen und öffentliche Debatten manipuliert wurden, nicht stattgefunden hat. Stattdessen wurde jetzt bekannt, dass Facebook weiter munter Daten teilt mit zahllosen App-Anbietern. „Aus Versehen“ erhielten App-Dienste dabei sogar Zugang zu persönlichen Nachrichten, mit der Möglichkeit diese zu bearbeiten oder zu löschen.

Aus der Art und Weise, wie bei dem Unternehmen auf solche Skandale reagiert wird, geht nicht hervor, dass dort überhaupt auch nur ein Problembewusstsein dafür vorhanden wäre.

Stattdessen täuscht man die Öffentlichkeit sogar bei offiziellen Regierungsanhörungen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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