Zahlen, Themen, Trends – 2019/20 –

Medien Aus Themen werden Trends. Ein Rückblick auf 2019.

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Was 2019 beschäftigt hat und 2020 aktuell bleibt: Rückblick und Ausblick in kleinstmöglicher Auswahl ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit.

Zahlen

Auch von 2019 wird es heißen: Die Tagesschau ist die Nachrichtensendung, die jeden Tag 85 bis 90 Prozent der Bundesbürger nicht gesehen haben. Denn wie schon 2018 haben auch 2019 im Schnitt „nur“ 10 Millionen eingeschaltet. Bei einer Bevölkerung mit 83 Millionen sind das ca. 12 Prozent.

Darauf hinzuweisen ist wichtig, weil viele Politiker, Entscheidungsträger u.a. sich an vermeintlichen „Leitmedien“ orientieren, die angeblich große Bedeutung haben. Das ist klar zu relativieren! Das Gemeinte wird noch deutlicher, wenn man sich z.B. die Verkaufszahlen der Zeitung DIE WELT anschaut. Diese betrugen 2019: 117 000 (2012: 250 000). Zum Vergleich: Die Regionalzeitung Hannoversche Allgemeine hat eine Auflage von 140 000 Stück.

Die Zeit des Medienumbruchs (manche sagen Medienkrise) ist also noch nicht vorbei.

Themen

Zu Themen, die 2019 eine große Rolle spielten, zählt der Digitalisierungshype. Besonders die zahlreichen Datenskandale sind zu erwähnen.

Weitere Themenfelder, die teilweise verstärkt aufgegriffen wurden, sind die Klassiker Spiritualität und Sinnfragen, wie z.B. beim Dortmunder Kirchentag.

Übrigens: Laut Shell-Jugendstudie 2019 sind „eine vertrauensvolle Partnerschaft (94 Prozent) und ein gutes Familienleben (90 Prozent)“ wichtige Werte. (Also eine ganz andere Themen- und Prioritätensetzung als in vielen Medien, Filmen oder manchen kirchlichen Gemeinschaften und Gruppierungen traktiert.)

Trends

Die excellenten und wichtigen Analysen von Shoshana Zuboff zum „Überwachungskapitalismus“ sind spätestens zum Jahreswechsel 2019/20 ein absolutes Trendthema.

Ein „Megathema“ des Jahres 2019 war die geplante Einführung von 5G. Hier ist in Freiburg auf erfreuliche und vorbildliche Weise ein erster Austausch zwischen Bevölkerung und Lokalpolitikern in Gang gekommen, der auf andere Regionen auszustrahlen beginnt. Auch dieses Thema wird 2020 hochaktuell bleiben. Wie in Freiburg hat jüngst in Dresden eine Bürgerpetition ein wichtiges Quorum erreicht: Die Petition wird im Januar überreicht.

Ein weiteres Thema, das auch in 2020 Trend bleiben dürfte, ist die Aufarbeitung der genannten Medien-, Relotius-, Vertrauens-, Reportage- und Formate-Krise. Vertrauen ist meist schnell zerstört und nur langsam neu aufgebaut. Es ist wohl mindestens mit 2 bis 5 Jahren, wenn nicht 10 Jahren zu rechnen, bis die Medienwelt hier wieder in Ordnung kommt.

Die oben erwähnte WELT-Auflage von 117 000 Stück entspricht: 0,140964 Prozent an der Gesamtbevölkerung.

Dass andererseits das Medium „Zeitung“ nicht an und für sich in der Krise ist oder sein muss, zeigt das Beispiel der ZEIT. Denn deren Abonnentenzahl ist zwischen 2001 und 2019 von 250 000 auf 350 000 gestiegen (die verkaufte Gesamtauflage, also inkl. Kioskverkäufen, beträgt: 500 000).¹ Der Freitag hat die Druckauflage zwischen 4/2008 und 1/2019 von 15 000 auf 30 000 glatt verdoppelt.

¹ Es wäre vermutlich übertrieben, diesen Anstieg der Verkaufszahlen auf eine einzelne Ursache zurückzuführen. Auffällig ist aber schon, dass die ZEIT z.B. das einzige oder eines der wenigen Medien ist, das mit der damaligen Einführung der wöchentlichen Rubrik „Glauben und Zweifeln“ Akzente gesetzt hat. (Auch wenn die Inhalte aus einer „lehramtlichen“ Perspektive bestimmt nicht immer als „astrein“ zu bezeichnen sind, finden sich doch zumindest immer wieder Themenaspekte, die ein entsprechendes Zielpublikum ansprechen können.) Da in Deutschland auch 2019 über 50 Millionen sich institutionell – und nicht-institutionell – im Dunstkreis von Kirchen und religiösen Gemeinschaften aufhalten, könnte es durchaus sein, dass davon 3 oder 4 auch ein Abo der ZEIT „gelöst“ haben!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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