Der Friseur wird es richten

Vorschlag Über die Macht der Dummheit und die Dummheit der Mächtigen

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Da sitzt im fernöstlichen Nordkorea ein Mensch an den roten Knöpfchen, mit denen er Atomraketen in den Himmel schießen könnte und schwadroniert über deren Einsatz, als würde er über einen Sonntagsausflug reden. Hat der Mann den Blick auf Realitäten verloren? Wie kann ein Ländchen, das über ein Achtzigstel der Einwohner verfügt, einem etwa vierzehn Mal größeren Land wie den USA drohen, es zu vernichten? Kann der Kerl nicht rechnen? Oder rechnet er doch, nämlich mit der Besonnenheit und Weitsicht seines „Feindes“, die Lage nicht eskalieren zu lassen? Wobei von Weitsicht und Besonnenheit bei der derzeitigen Führung der Großmacht USA ja nun wirklich nichts zu bemerken ist.

Auch deren Machthaber, der glaubt, die Welt per Unterschrift und Dekret ändern zu können, lebt im Größenwahn. Wobei das Wort Machthaber sicher politisch unkorrekt ist, wird doch damit im offiziellen Sprachgebrauch stets nur der Oberchef der als „Feind“ eingestuften Anderen begriffen. Aber was sonst ist der Präsident dieses Weltpolizisten USA? Ein Macht- und Rechthaber mit merkwürdiger Frisur. Wobei letzteres auch für den Gegenspieler auf der anderen Weltseite zutrifft. Was wiederrum die Frage aufwirft, ob man von der Frisur auf die Geisteshaltung schließen kann.

Eigentlich wären sie lächerlich zu nennen und man müsste sie aus voller Kehle auslachen, diese Witzfiguren, die glauben, mal einfach so Kriege anzetteln zu müssen, um ihrer Ideologie, ihrem Wahnsinn und ihrer verqueren Weltsicht zum Sieg zu verhelfen. Ja, lächerlich, wenn es nicht so ernst wäre. Sagt denen niemand, dass es im Krieg niemals einen Sieger geben wird? Dass jede einzelne Waffe immer nur zur weiteren Eskalation beiträgt? Dass ein Atomkrieg, von wem auch immer angezettelt, niemals „gewonnen“ wird, dass dann alle nur verlieren werden? Hat auf diese schießwütigen Cowboys niemand Einfluss?

Während sich der eine als „gottgegebener“ Führer seines Volkes begreift, ungewählt und nicht abwählbar, wurde der andere in sogenannter freier Wahl auf den Chefsessel befördert, ohne die geringste Qualifikation für dieses Amt mitzubringen. Wenn Macht und fehlende Qualifikation zusammenkommen, man könnte letzteres auch als Dummheit bezeichnen, dann wird das Ganze brisant und gefährlich, brandgefährlich.

Der eine weiß gerade mal nicht, wohin sein Flugzeugträger unterwegs ist, der andere kann vor lauter Kraft kaum noch laufen und lässt eine Rakete nach der anderen testen, um der Welt zu zeigen, was für ein toller Typ er ist. Beide nehmen sich nicht viel: kraftmeiernde Kleinkinder, die glauben, Siegertypen zu sein. Diese mehr oder weniger schlecht frisierten Kerle aber spielen nicht mit Streichhölzern sondern mit Atombomben von unermesslicher Zerstörungskraft. Das ist ein Zynismus, dem die Welt unbedingt Einhalt gebieten muss, die Frage ist nur, wie?

Unsere eigene Regierung druckst sich ja derzeit sehr schön um einen klaren Standpunkt herum. Man will es sich mit den USA verständlicherweise nicht ganz verderben, weswegen ein klares Wort unter allen Umständen vermieden wird. Denn würde es ehrlich ausgesprochen, dann wäre man auf der anderen Seite des Atlantiks sicher ziemlich beleidigt. Und mit dem anderen Herren in Fernost ist ja wohl schon mal gar nicht zu reden. Die sich auf den Kommunismus berufenden Herrscher haben noch nie gern mit Andersdenkenden kommuniziert, was darauf schließen lässt, dass sie ihrer eigenen Ideologie nicht allzu sehr trauen.

Die Lage ist also vertrackt. Hier ein Vorschlag: vielleicht könnten die Herren ihre Friseure tauschen. Mit der Frisur des jeweiligen Gegners herumzulaufen wäre eventuell eine Chance, im anderen nicht nur den Feind zu sehen, den es um jeden Preis zu vernichten gilt. Möglicherweise hilft ja eine Veränderung auf dem Kopf, wenn es schon im Kopf nicht klappen will.

Im Anbetracht des Ernstes der Lage sollte nichts unversucht bleiben!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Matthias Stark

Autor von Lyrik, Prosa und Essay

Matthias Stark

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