Gedanken am Altar der Wahrheit

Aufgefallen Ein moderner Opferstein

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„Wahrheit
Göttliche Pflanze du
vertreibst den Wahn
der Meinungen,
reinigst das Herz
von Leidenschaften.“

Diese Inschrift ist am „Altar der Wahrheit“ im Landschaftspark Seifersdorfer Tal zu lesen. Von diesem Denkmal wurde ich zu folgendem Gedicht inspiriert.

Vor langen Jahren gehauen,
Die Worte in rauen Stein.
Der Altar im verwunschenen Tale,
Soll der Wahrheit gewidmet sein.

Doch was alles, frage ich, wurde
Schon geopfert auf diesem Altar?
Umrankt ist er von den Lügen,
Die einstmals man hielt für wahr.

Im Mittelpunkt steht der Mensch,
Verkündet man damals der Welt,
Doch wie wir nun alle wissen,
Steht dort nur meistens das Geld.

Niemand habe die Absicht,
Eine Mauer zu bauen um die Stadt.
Auch das ein Opfer der Wahrheit,
Wie sich herausgestellt hat.

In Kriegen und nach den Wahlen
Stirbt die Wahrheit den leidigen Tod.
Versprechen werden gebrochen
Noch vorm ersten Morgenrot.

Auch Journalisten im Lande
Dienen vorrangig nur ihrem Herrn.
Reden von Freiheit der Presse, doch
Verschleiern die Wahrheiten gern.

Es gibt noch ganz andere Dinge,
Die eingeredet man uns hat,
Durch Privatisierung wird’s besser,
Mittlerweile hat das mancher satt.

Wir müssen betteln um Kuren,
Die Kassen geben kein Geld.
Ärzte sind jetzt Unternehmer,
Das will kein Mensch auf der Welt.

Tagtäglich wird uns geboten
Frei Haus ein Theaterstück.
Sie reden, schwafeln und streiten
Und nennen das dann Politik.

Vermutlich wird man in Zukunft
Ihn brauchen noch für lange Zeit.
Um auf dem Altar immer wieder
Zu opfern die nächste Wahrheit.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Matthias Stark

Autor von Lyrik, Prosa und Essay

Matthias Stark

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