Post-Possen

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Post-Possen

Foto: Imago/Dean Pictures

Die Absonderlichkeiten des Lebens lauern im Alltag. Immer aufs Neue haben wir Veranlassung zum Staunen.

Die Deutsche Post bzw. ihr Paketableger DHL wollte ein Päckchen zustellen. Mittlerweile kommt bei uns die Post so spät am Nachmittag, dass man glauben könnte, es handele sich schon um die verfrühte Zustellung für den nächsten Tag. Aber egal.

Eines schönen Freitag-Frühabends fand ich eine Benachrichtigung in meinem Briefkasten. Man hätte versucht, eine Sendung zu liefern, aber niemanden angetroffen habe. Obwohl meine Frau die ganze Zeit über zu Hause war. Vielleicht hatte der Zusteller ja noch was vor an dem Tag oder die Klingel klemmte. Egal.

Die Sendung läge zur Abholung durch mich bereit. Und zwar ab Samstag zwölf Uhr in der für mich zuständigen Postfiliale. Ein solche ist ja mittlerweile ein Geschäft, welches die Angelegenheiten der Post mit anbietet. Was den Schluss nahelegt, man könnte Postalisches nebenbei erledigen. Auch egal.

Samstag-Mittag, nicht vor zwölf Uhr, konnte ich also das Paket oder was immer man mir zuschicken wollte, in Empfang nehmen. Nicht etwa, dass die dienstleistungsfreudigen Menschen des gelben Unternehmens eine weitere Zustellung versuchen würden. Das kann man nicht verlangen. So etwas tun nur Konkurrenzunternehmen des gelben Riesen. Er selbst ist dafür viel zu groß, behäbig und langsam, wie dicke Bären eben sind. Auch das ist mir mittlerweile egal.

Ich könne also ab zwölf Uhr am Sonnabend meine Sendung abholen. In der Zeile unter dieser guten Nachricht las ich die Öffnungszeit, die samstäglich für Postkunden anberaumt ist: neun bis zwölf Uhr. Das erstaunte mich nun allerdings doch ein wenig. Bitte nicht vor Zwölf kommen, es ist aber nur bis zwölf geöffnet. Da mir das Zeitfenster arg schmal erschien, ging ich nicht hin. Schmale Fenster sind bei meiner Körperfülle ungesund. Langsam war‘s mir nicht mehr egal.

Also am Montag in der Postfiliale. Ich legte meine Benachrichtigung vor und erwartete meine Postsendung. Aber zu früh gefreut. Zunächst wollte die freundliche Filialistin meinen Personalausweis sehen. Es könnte ja schließlich jeder meine mir zugedachte Sendung abholen wollen. Nachdem ich meinen Ausweis hervorkramt hatte, wurde der ausgiebig studiert. Das ist das gute Recht der nicht mehr beamteten Postbeamtin, das ist Vorschrift und das ist gut so.

Was mir allerdings zu denken gab, war folgendes: Unzählige Male schon stellte mir die Deutsche Post und deren verwandte Tochter Sendungen zu, indem sie selbige in meinen Briefkasten zu pressen und zu quetschen versuchte. Dass die Ausmaße der Sendung die des Kastens weit übertraf, war mit gesundem Augenmaß sofort feststellbar. Trotzdem wurde die Zustellung offenbar als Erfolg verbucht, wenngleich zwei Drittel der Sendung aus dem Briefkasten herausragten. Jeder Spaziergänger mit halbwegs unlauteren Absichten hätte das Zustellgut an sich nehmen können. Von Einflüssen durch Regen und sonstige Umweltbedingungen ganz abgesehen. Es könnte ja auch mal etwas Nässeempfindliches in der Kleinsendung enthalten sein. Solche Gedanken beunruhigten aber offenbar den Logistikmitarbeiter in keiner Weise. Zugestellt ist, wenn ein unbeträchtlicher Teil im Kasten klemmt und es nicht herausfällt. Ganz ohne Personalausweis, ohne Gesichtskontrolle und ohne Garantie.

Auf seiner Internetseite wirbt das Unternehmen DHL damit, der Testsieger im Bereich Paketdienste zu sein, was Versand, Service und Preise betrifft. Dazu gratuliere ich herzlich. Wenn das so ist, dann möchte ich den Service der anderen Dienstleister gar nicht kennenlernen.

Der wäre mir dann auch egal!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Matthias Stark

Autor von Lyrik, Prosa und Essay

Matthias Stark

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