Träumereien

Kunst Gedanken zur Ausstellung von Gudrun Stark

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Eingebetteter Medieninhalt

Kunstmalerin Gudrun Stark in ihrer Ausstellung "Träumereien"

Wer kennt sie nicht, die Träume. Das Wort „Traum“ wird auf zwei unterschiedliche Arten benutzt. Das Wörterbuch definiert es als im Schlaf auftretende Abfolge von Vorstellungen, Bildern und Ereignissen. Dabei werden die Erlebnisse vom Tage in oft surrealer Weise verarbeitet. Interessant ist, dass sich Frauen offenbar deutlicher an das Geträumte erinnern als Männer. Diese Träume vermögen schön und aufregend, aber auch schrecklich und angsteinflößend zu sein.

Schon Kindern sagt man, wenn sie ein wenig in Gedanken sind und sich ihrer eigenen Bilderwelt im Kopf hingeben: „Träume nicht!“. So, als sei das etwas, was sich nicht gehört, nicht in unsere von profanen Dingen beherrschte Alltagswelt passt. Sich Tagträumen hinzugeben, gilt als ausgemachte Zeitverschwendung unter den heutigen Bedingungen des Strebens nach Geld, Ruhm und Reichtum.

Um was für ein Vielfaches reicher sind aber jene Menschen, die in ihren Traumwelten zu leben verstehen? Hier spielt die zweite Definition vom Traum eine Rolle. Er gilt nämlich auch als sehnlicher, unerfüllbarer Wunsch. Und leben wir nicht in fatalen Zeiten, die geradezu nach diesen unerfüllbaren Wünschen schreit?

Unsere gegenwärtige Welt ist offensichtlich eine der scheinbar unauflösbaren Widersprüche. Der Dualismus von Arm und Reich, von Naturschönheit und Naturzerstörung, von konservativem und progressivem Denken beherrscht uns in Gänze. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Träume von einer besseren, gerechteren und friedlicheren Welt weitgehend geplatzt und Realitäten gewichen, die wir uns nie und nimmer vorzustellen gewagt hätten.

Wir Menschen haben den Planeten Erde in einem Maße verändert, dass die Folgen derzeit nicht abzusehen sind. Massives Artensterben, Klimaveränderungen in globalem Ausmaß, Hunger, Dürre und Wasserknappheit sind zu realen Szenarien geworden. Das alles geht einher mit kriegerischen Konflikten um Religion, Rasse und Ressourcen. Es steht zu vermuten, dass die in Zukunft zu erwartenden Veränderungen die Menschheit insgesamt vor Herausforderungen stellen wird, die wir uns in unseren schlimmsten Albträumen derzeit nicht auszumalen verstehen.

Von all dem erzählen die gezeigten Bilder in der Ausstellung. Sie entführen uns in Traumwelten, die wir manchmal erst begreifen lernen müssen. Sie erlauben dem Betrachter, sich zu verlieren und gleichzeitig zu sich selbst zu kommen. Der berühmte Traum von einer besseren Welt wird in den Bildern zur Verheißung auf das Kommende, das Unbekannte und letztlich Unergründliche.

Die Künste und mit ihr die Künstler sind verrückt genug, um uns alle in Welten zu entführen, die weit jenseits unseres Vorstellungsvermögens liegen und damit lenken sie den Blick zurück auf das Gegenwärtige. Malerei, Musik und Literatur vermögen es, uns in den Zustand einer poetischen Verzückung zu versetzen, die nötig ist, um Blicke über die Tellerränder verengter Weltsichten hinaus zu wagen.

Wenn wir aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft zu gestalten, dann gilt es, unsere Traumvorstellungen ernst zu nehmen. Sie sind das Einzige, an dem wir uns aufzurichten vermögen. Die Zukunft ist offen, wir haben die Chance, sie mit unseren Träumen füllen.

Traum

Die eine Blüte,
Lapislazuliblau,
Zart durchsonnt,
Symmetrisch vollkommen,
Wolke zugleich und Stein,
Hirn und Herz berührend,
Diese eine Blüte,
Sie blieb
Ein Traum.

Ausstellung „Träumereien“ mit Werken von Gudrun Stark im Rittersaal „Schloß Lohmen“ in Lohmen/Sa. vom 8. September bis Jahresende 2018.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Matthias Stark

Autor von Lyrik, Prosa und Essay

Matthias Stark

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden