Von zwei großen Frauen

Literatur Lesung in der „hochen Schule“ von Spremberg

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Eingebetteter Medieninhalt

Der Erwin-Strittmatter-Verein hatte geladen und viele, viele Interessierte kamen. Jedes Jahr um den letzten Tag im Januar herum, dem Todestag des Dichters Erwin Strittmatter, organisiert der Verein eine Literaturveranstaltung. Diesmal waren die von Film und Bühne her bekannten Schauspielerinnen Carmen-Maja Antoni und ihre Tochter Jennipher Antoni zu Gast im „Erwin-Strittmatter-Gymnasium“ in Spremberg. Sie wollten sich dem Thema „Von großen Männern und großen Frauen und umgekehrt“ widmen und annähern.

Die Vereinsvorsitzende Renate Brucke konnte in der ausverkauften Aula von Strittmatters „hochen Schule“ nahezu zweihundert Besucher begrüßen. Sie überreichte Carmen-Maja gleich zu Beginn zwei Exemplare der Anthologie „Von Bohsdorf nach Schulzenhof“, an der die Schauspielerin als Interviewpartnerin mitgewirkt hat.

Carmen-Maja Antoni hat als Ehrenmitglied des Vereins eine ganz besondere Verbindung zu Strittmatter, spielte sie doch in der Romanverfilmung „Der Laden“ unter der Regie von Jo Baier aus dem Jahre 1998 die Rolle der Großmutter von Esau Matt. Und ganz viele Zuschauer lieben sie für diese Figur, lieben ihre „Anderthalbmeter-Großmutter“ als einen ganz besonders schätzenswerten Charakter voller menschlicher Wärme. Auch in ihren sonstigen Rollen, deren Zahl stetig weiter zunimmt, verkörpert Carmen-Maja Antoni die ehrliche und aufrichtige Frau von nebenan. An der Seite von Schauspielerkollege Horst Krause, des Lehrer Rumposch aus der Laden-Verfilmung, führt sie uns seit vielen Jahren in die brandenburgische Provinz und zeigt uns ein Kleine-Leute-Leben, das wir zu kennen glauben.

Jennipher Antoni spielte sich an der Seite von Martin Benrath, des Kulka-Großvaters aus der Laden-Trilogie, sowie vieler weiterer, namhafter Schauspielerkollegen in die Herzen der Zuschauer. In zahlreichen Rollen war sie in Kino- und Fernsehfilmen sowie im Theater zu sehen. Die vielseitige Künstlerin, die auch Japanologie und Russistik studiert hat, Saxophon und Klavier spielt, reiten und fechten kann sowie fünf Sprachen beherrscht, ist auch als Synchron- und Hörbuchsprecherin bekannt und beliebt.

In Spremberg nun begeisterten die beiden Antoni-Damen ihr Publikum mit mal heiterer, mal frecher und manchmal auch nachdenklicher Prosa und Lyrik. Dabei verwendeten sie unter anderem Texte von Autoren wie Tucholsky, Kishon, Heym und natürlich auch von den Strittmatters. Die schon klassisch zu nennende Verwechslungsgeschichte zwischen Erwin Geschonneck und Erwin Strittmatter fehlte genauso wenig wie das Gedicht „Werte“ von Eva Strittmatter. So gewannen die beiden Akteurinnen die Herzen der Zuschauer im Sturm, beide Schauspielerinnen warfen sich gekonnt die Bälle zu und ernteten herzlichen Applaus.

Nach der fünfundsiebzigminütigen Veranstaltung war noch reichlich Gelegenheit zu Gesprächen und die Gäste konnten sich Bücher und CDs signieren lassen.

Die zwei gestandenen Schauspielerinnen lasen zwar über „große Männer und große Frauen“, aber ihrem Publikum lasen sie damit auch die Leviten. Wir Zuschauer konnten uns nämlich oft an die eigene Nase fassen, meinten die Texte doch manchmal uns alle.

Eine Leseveranstaltung, die viel Vergnügen bereitete und die noch lange nachklingen wird, erlebten wir doch hier zwei wirklich große Frauen!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Matthias Stark

Autor von Lyrik, Prosa und Essay

Matthias Stark

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden