1973: Alles Platte

Zeitgeschichte Das SED-Zentralkomitee beschließt ein Programm, das den Wohnraummangel bis 1990 beseitigen soll. Kritik am rationellen Bauen beginnt auch in der DDR sofort
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2018

Wohnungen bauen, „so viel, so schnell, so gut und so billig wie möglich“, sei das Ziel, dem alles sich unterzuordnen habe – das ist das Erste, was Brigitte Reimanns Romanheldin Franziska Linkerhand von ihrem Chef im Baukombinat gesagt bekommt. Der Text des „Wohnungsbauprogramms der DDR für die Jahre 1976 bis 1990“, das Anfang Oktober 1973 vom SED-Zentralkomitee beschlossen wird, braucht sehr viel mehr Worte, um eine sozialistische Utopie zu formulieren: die Lösung der Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990. Dazu wird ein komplexes industrielles Programm entworfen, denn am Vorhaben, drei Millionen Wohnungen zu bauen, sind nicht nur das Bauwesen und die Baustoffindustrie, sondern auch der Maschinenbau, die Energiewirtschaft beteiligt. Letztli