Makel als Aufruhr

Eigensinn Sechs Jahre nach der Schau „Geschlossene Gesellschaft“ in Berlin zeigt in Halle jetzt „Ins Offene“, wie es mit der Fotografie im Osten ab 1990 weiterging
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 29/2018

Eine Köchin. Sie steht da, gerade, hochgewachsen, körperlich präsent, schaut den Fotografen an, schaut uns an, selbstbewusst, ruhig abwartend, sie nimmt sich nicht zurück, biedert sich aber auch nicht an. Eigentlich: stolz! Aber voller Unruhe: Was wird jetzt kommen? Das Foto ist nur einige Monate nach dem spielverderberischen Auftritt von Heiner Müller auf der sonst so euphorisch gefeierten Großdemo vom 4. November 1989 aufgenommen worden. Müller verlas da einen Aufruf zur Gründung freier Gewerkschaften, in dem Arbeiter über ihre Zukunftsaussichten sprechen: „Die nächsten Jahre werden für uns kein Zuckerschlecken.“ (…) „Entlassungen drohen. Wir sollen die Karre aus dem Dreck ziehen.“

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