Brachland ist eine feine Sache und wer in einem Ballungsraum lebt, weiß seine Existenz durchaus zu schätzen. Auch wenn in der wüsten Ödnis noch eine Vogelscheuche aus Rheinland-Pfalz und eine kahle, farblose Trauerweide aus Hamburg herumstehen: Es ist Zeit, diese Leerstelle zu besetzen.
Auch Leser mit schwach ausgeprägter Metaphoritis dürften bemerkt haben, dass es um die alte, anämische, platte und heruntergewirtschaftete Tante SPD geht. Eine Partei, die sich nur noch die Haftcreme der letzten Vor-Riester-Rentner in den Ortsvereinen zusammenhält. Die nicht nur im Bund, sondern auch in den Ländern die Gestaltungshoheit längst an die CDU/CSU abgegeben hat. Die mit den immer gleichen Gesichtern nicht einmal mehr versucht, etwas zu ändern, da alle Entscheidungs- und Bedenkenträger vor allem an ihre parteifinanzierten Arbeitsplätze denken. Denen 140, 150 oder 200 Jahre Parteigeschichte vollkommen schnurz sind oder nur als Vehikel zur Selbstberuhigung dienen – wir haben es doch immer wieder geschafft. Ja – aber nur wenn Ihr euch neues Personal und frische Ideen geholt habt.
Rupft die Vogelscheuche aus, fällt die Trauerweide
Anstelle Energie, Zeit und Geld in eine Sammlungsbewegung zu stecken, ob sie nun aufstehen oder hinsetzen heißt, liegt ein schmackhaftes Filetgrundstück direkt vor den Augen der stumpfen linken Gesellschaftsmehrheit: Anstelle den alten Laden SPD nun vollkommen abzureißen, sollte man ihn entkernen – und dann neu aufbauen. Mal so richtig Urban Gardening. Denn die Substanz der Idee der Sozialdemokratie ist immernoch solide und gut: Gerechtigkeit, auch wenn das Thema seit Schulz natürlich irgendwie einen Bart hat und nach Vertrauenslehrer riecht.
Solidarisch finanzierte auskömmliche Renten! Mitbestimmung auch für Geringverdiener und prekär Beschäftigte! Den Hartz-4-Komplex in die Luft jagen! Geld für Digitalisierung statt für Grenzzäune ausgeben! Mit der Braunkohlelobby und allen alten IG-BCE-Seilschaften die Gruben am Niederrhein verfüllen! Es gibt so viel zu tun, dass mir hier glatt die Ausrufezeichen und der Platz ausgehen!!!
Kapert die SPD
Stattdessen sich bei Tante Sarah und Onkel Oskar auf die Couch zu setzen und die Meckerecke nur noch zu vergrößern bringt doch nichts. Die SPD ist nach wie vor ganz gut finanziert und hat eine große Organisation – diese gilt es zu besetzen. Weg mit den saturierten alten Tanten und Onkels aus den Ortsvereinen, weg mit dem ganzen Ortsverein – hin zu einer schlagkräftigen, digitalen Massenbewegung. Ob das jetzt "In Marsch" heißt – was in Deutschland immer komisch klingt – oder irgendwie anders – ist egal. Die Menschen wollen Gerechtigkeit, sie kämpfen nur nicht dafür!
Alles, was bei der SPD nur irgendwie nach Schröder, Scholz und Nahles riecht: weg damit. Die Gremien in die Wüste schicken. Die Partei endlich wirksam für Migranten öffnen. Seilschaften abschneiden, den Seeheimer Kreis in die Spree schubsen, sich für Walter Riester und Gerhard Schröder entschuldigen, Wolfgang Clement nach Bayern expatriieren und vor allem Ralf Stegner im Ferienhaus von Johannes Rau auf Wangerooge internieren – ohne Kommunikationsmöglichkeiten, nur mit Meerblick und viel Zeit zum Gesichtszüge entspannen. Frank Walter kann ja in seinem Austragshäusel bleiben.
Stattdessen vielleicht mal wieder Rudolf Dressler einladen und fragen, wie man das früher einmal gemacht hat. Nobbi Blüm wäre sicher auch nicht abgeneigt. Klassische Sozialstaatsideen reaktivieren. Gute Sozialpolitik kostet auch gutes Geld – wir haben davon mehr als genug. Ran an den Spaten, ran an die Axt!
Kommentare 10
leider wird der alte rad-dampfer"SPD" noch
von frau schahles und herrn nolz gesteuert.
und einige smutjes wie herr kühnert haben die hoffnung,
steuermann/rudergänger zu werden.
auch gibt es noch einen senioren-volkssturm,
der sich von schönen erinnerungen nicht trennen möchte
(gibts in jedem partei-verein).
und den bayern-sozis reichen 12,3%,
um bei der (hopfen/hoffnungs-)stange zu bleiben,
auch wenn das malz schon verloren ist.
Wenn man mal die Geschichte der "S"PD von 1914 bis zur Agenda 2010 betrachtet, dann ist es doch erstaunlich, dass sie sich sol lange den Nimbus "irgendwie ein bisschen Arbeiterpartei" erhalten konnte. Der ist seit der "SPD/Grün Regierung nun halt doch mal verbraucht.
Sollten wir uns nicht besser auf die Instandbesetzung der Linken konzentrieren?
Ach ja, nun wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben, um den Duktus des Autors aufzunehmen. Mal sehen was das nun wieder wird.
Die Axt anlegen, um die alte SPD (vor 1914, vor Godesberg, vor der Agenda 2010) wiederzubeleben? Hübsche Parodie auf linke und andere SPD-Versteher.
Schöne Wirkung der in Gründung befindlichen Aufsteh-Bewegung, schon jetzt. Ja, Konkurrenz belebt … Die Idee ist nicht schlecht. Vielleicht sollte Frau Wagenknecht ihre 60 000 Mitstreiter - es werden sicher noch mehr - demnächst aufrufen in die SPD einzutreten um dem Vorschlag von @mvolkers zu folgen.
Da wäre ich nicht dabei: Ich war mal in der "S"PD, und nachdem mir angedroht wurde, mich über Bord zu werfen bin ich selber gesprungen habe schwimmen gelernt. Es gibt keinen Weg zurück.
Ja, war nicht ernst gemeint ich wollte mvolkers nur mal etwas ‚Angst‘ machen – und wenn er schon zum Kapern aufruft …;)
Ja, gemeinsam mit den Migranten twittern wir die alten Machteliten und Kader aus ihren Ämtern, bemächtigen uns der Parteikasse, lassen die Gewerkschaften rechts liegen, machen "Aufstehen" überflüssig und bauen mit Norbert Blüm und Kevin Kühnert den Sozialstaat auf!
Nee, eben nicht twittern. Eintreten. Stunk machen und unpopuläre Forderungen durchsetzen. Unpopulär heißt in den heutigen Parteien: Forderungen für Junge, Frauen und Migranten. Diese Dinge beschlussfähig machen, in der Partei nach oben schieben und irgendwann genug Druck erzeugen, dass sich Schahles, Nolz, Kloppermann, Stegi und Kalle L. aus Leverkusen Jobs in der Privatwirtschaft suchen müssen. Darum gehts.
In dieser Sammlungsbewegung kann sich doch sammeln, was die SPD kapern möchte. Andere darin bringen ihre LINKEn und GRÜNEn auf trab. "Sammlung is doch keene Partei", allerdings höchst verdächtig für ... . Das Ergebnis wäre die längst überfällige andere Politik, gestützt auf mehreren Parteien. Was ist schlecht daran? ATTACe!