Der Beitrag wurde bei novolist.hr. veröffentlicht. Eine vollständige Übersetzung habe ich in deutschsprachigen Medien noch nicht gefunden. Der ganze Text ist zu lang für meine z.V. stehende Zeit, von daher die wesentlichen Passagen:
>> Wir müssen die Gefahr der Faschisierung erkennen, die sich in Kroatien entwickelt und wir müssen uns ihr entgegenstellen. Wir müssen sagen: Es ist genug, so geht es nicht weiter – wegen der gefallenen Kämpfer des antifaschistischen Widerstandes, wegen der Opfer des Faschismus, wegen uns, die heute leben und wegen derer, die nach uns kommen. Die Nachkommenden verdienen Besseres als das was ihnen geboten wird.
Der Trend mit dem Nazi-Faschismus zu kokettieren, ist seit den ersten Tagen des unabhängigen Kroatiens mit einem dünnen und gleichzeitig durchsichtigem Schleier der Relativierung des kriminellen Charakters der Ustascha und seinem Para-Staat bedeckt….
Der Faktor der Homogenisierung wurde in dem ursprünglichen Faschismus gefunden. Er wurde in der nationalen und religiösen Intoleranz, in der nationalen Engstirnigkeit gefunden, in einem Nationalismus, der in Chauvinismus und Rassismus mündet, der keine Meinung neben jener der aktuellen Regierung duldet. Intoleranz gegenüber Anderen und Andersdenkenden fand seit den ersten Tagen (der kroatischen Unabhängigkeit_ Anm. MM) seinen Ausdruck in der physischen Liquidierung dieser Menschen. Der Krieg hat eine kriminelle ´Elite´ geschaffen, mit der wir es noch heute zu tun haben.
Kroatien wünschte sich die Mitgliedschaft in der EU und UN. In den ersten 10 Jahren hat die Internationale Gemeinschaft Druck auf Kroatien ausgeübt, sich den Standards der demokratischen Länder anzupassen.
In dieser Gesellschaft der rudimentären Demokratie – eine bessere Bezeichnung habe ich nicht – in dieser Gesellschaft, in der bei der Anwendung von Gesetzen zuerst darauf geachtet wurde, welcher Nationalität die Täter und welcher die Opfer angehören (diese Praxis besteht noch heute) ist ein offenes weites Feld für den Handlungsspielraum für historische Revisionisten, für all jene, die selbst Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg unverdeckte Ambitionen zeigten, die Geschehnisse zu verzerren.
Sie agieren, und so agieren sie auch heute, anhand des Bildungssystems - unnötig zu unterstreichen dass dieses dieser Politik entspricht- , ihrer eigenen Veröffentlichungen und durch die Medien.
Auf einmal haben wir neue Wahrheiten über den 2. Weltkrieg erfahren, über die Ustascha und deren Regierung, in der die kroatische Kultur aufblühte und in der nur Feinde des Staates gesetzlich verfolgt wurden. Einigen war es auch nicht fremd, sich damit zu brüsten, wie wir – Dank der Ustascha – Verbündete des 3. Reiches waren.
Die Renaissance der Ustascha
Vergessen wurden die Rassengesetze, die unmittelbar nach Machtübernahme der NDH in Kraft traten, vergessen wurde, dass sich in den über 60 Lagern eine Vielzahl von Frauen, Kindern und Alten befanden – waren das alles Staatsfeinde? Und natürlich wird vergessen, dass Terror, Massaker, Vertreibung und Verhaftung seitens der Ustascha ggü. Serben, Juden, Roma und Kroaten begannen, bevor sich ein Widerstand bildete...
Über Jasenovac und der Schwarzen Legion bestehe genügend Dokumente und jeder, der an meine Definition ´Schlächter´ zweifelt, kann sich diese Dokumente anschauen. Das sind authentische Dokumente und keine Interpretationen historischer Ereignisse. Doch alles was bis 1990 galt, sollte auf einmal nicht mehr wahr wein. Alles Lüge und ´kommunistische Propaganda´.
Die Internationale Gemeinschaft war erstaunlich ruhig und zeigte keinerlei Reaktion auf die Renaissance der Ustascha und der Relativierung der Verbrechen des Nazi-Faschismus und dessen Helfern. Auf die Frage: Warum?, ist die Antwort sehr einfach. Weil alles und jeder als gut befunden wurde, der radikal mit der sozialistischen Vergangenheit gebrochen hat. Weil jeder willkommen war, der sich als Antikommunist legitimierte…In der neukomponierten Version der kroatischen Geschichte werden all diejenigen, die nach 1945 gesetzlich belangt wurden, als Opfer des kommunistischen Regimes klassifiziert…
In den vergangenen 25 Jahren wurden Dank krimineller, rechter Kräfte auf der politischen Bühne, einen Großteil der Medien, der politischen Macht – aktiv oder passiv, der Katholischen Kirche und gewissen Kreisen aus dem Ausland mehrere Generationen junger Menschen zerstört. Das sind Menschen, die morgen das Ruder Kroatiens übernehmen werden.
Mit welchem Wissen, mit welchen Ideen, mit welchem Blick auf die Welt?
In die Position von Entscheidungsträgern kommen Indoktrinierte und Gehirngewaschene, vollgestopft mit Lügen aber auch Hass gegen alle, die diese Lügen zu widerlegen versuchen. Es kommen die ´Bereit für ihre Demokratie´ ( Anm. MM: ´Für Führer und Heimat bereit´ war ein Slogan der Ustascha-Faschisten), und sie werden überzeugt sein, dass sie eine Demokratie mit den klassischen faschistischen Mitteln und Möglichkeiten verteidigen. Wir gehen heute äußerst leger damit um, dass in Buchhandlungen und Kiosken eine Vielzahl von Büchern und Publikationen vorzufinden sind, in denen es einzig und allein darum geht, die Geschichte des Nazi-Faschismus und der kroatischen Variante, der Ustascha, zu revidieren und zu rehabilitieren.
Es stellt sich nicht nur keiner die Frage, wer all diese günstig zu kaufenden Bücher und Publikationen finanziert, sondern auch nicht, warum einige darunter staatlich subventioniert werden, nicht nur von der HDZ sondern auch von der SDP (Sozialdemokratische Partei Kroatien). Wir stellen uns blind auf die Mitteilungen, die über dem kleinen Bildschirm ausgestrahlt werden und immer mehr die Sprache des Hasses gedeihen lassen, so wie in den 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts. Beachten Sie wer in den TV-Studios eingeladen wird und wer nicht, dann wird Ihnen einiges klar.
Die Masken sind gefallen
Seit dem Präsidentenwechsel der Kroatischen Republik ist der aggressive Auftritt der Rechten, die nicht einmal mehr ihre profaschistische Färbung versteckt, noch aggressiver, noch offener, noch verbrecherischer. Die Masken sind gefallen und wer heute nicht sieht, wie die Dinge stehen, wird es nie sehen. Oder er wird sie erst sehen, wenn es zu spät ist.
Die Bemühungen während meiner beiden Präsidentschaftsmandate, den Antifaschismus als Fundament der kroatischen Gesellschaft zu manifestieren ist seit 2010 offensichtlich zusammengefallen. Die diesjährige Wahl wird in die Vergangenheit führen. ..
Die Europäische Union ist auf der Idee und Notwendigkeit aufgebaut, einen effektiven Mechanismus zu entwickeln, der eine Wiederholung von Weltkrieg und Holocaust verhindert. Diejenigen, die heute ihre Politik (Anm. MM: der EU) diktieren, haben das offensichtlich vergessen, oder sie tun so als ob sie das vergessen haben. Es scheint, als würden sie es genießen im Osten, d.h. in Russland wieder den Feind zu sehen. Eine der zuverlässigsten Voraussetzungen für faschistische Entwicklungen ist die Schaffung eines Feindes und die Mobilisierung gegen ihn.
Die aktuelle kroatische Regierung ist in dieser Situation überfordert und weiß sich nicht zu positionieren.
Wie sich die nächste Regierung positionieren wird, wissen wir. (Anm. MM: damit ist der Regierungswechsel durch die HDZ gemeint, der möglicherweise dieses Jahr stattfindet)…<<
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Zum Schluss appelliert Mesic an alle Einzelnen und nichtstaatliche Vereinigungen, sich den faschistischen Tendenzen zu widersetzen. Erstaunlicherweise spricht er direkt die ´Radnicka Fronta´ an, eine relativ neue Bewegung, die sich selbst als ´kroatische Syriza´ bezeichnet.
Stipe Mesic ging in seinem Beitrag auch auf die faschistischen Tendenzen in anderen Ländern ein, die Übersetzung bei sputniknews.com ist korrekt:
>>Als Beispiel verwies er auf die Aufmärsche der Waffen-SS-Veteranen in der lettischen Hauptstadt Riga. „Sie schreiten mit ihren Orden und Bannern stolz durch die Stadt. Es ist ihre Zeit!“, so Mesić. „In Deutschland wäre so etwas unvorstellbar, zumindest jetzt nicht. Aber Kanzlerin Merkel schweigt zu den Ereignissen in Riga – ebenso wie der französische Präsident Hollande und der Herr des Weißen Hauses Obama.“
„Sie übersehen den Neofaschismus in Europa und weigern sich dabei, nach Moskau zu reisen, um den 70. Jahrestag des Sieges über den Faschismus zu feiern“, so Mesić weiter. In Moskau werde der Sieg über ein Regime gefeiert, das den größten Teil der Welt erobern wollte und nur mit gewaltigen Opfern der Sowjetunion gestoppt werden konnte.<<
Weiterlesen: http://de.sputniknews.com/politik/20150420/301991126.html#ixzz3XzF4Ae47
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Als ich gestern den Beitrag von Stipe Mesic las, war ich äußerst überrascht _ weniger über den Inhalt sondern wer derart deutliche Worte über das faschistische Gedankengut in der kroatischen Gesellschaft und Politik findet. Niemand anderes als Mesic hat nach der Zulassung des Mehrparteiensystems im damaligen Jugoslawien 1989 zusammen mit Franjo Tudjman die Partei HDZ (Kroatische Demokratische Union) gegründet. Die HDZ war von Beginn an rechtsnationalistisch geprägt und trat für die Unabhängigkeit Kroatiens aus der jugoslawischen Föderation ein. Das Pikante an der Geschichte ist, dass Mesic Sezessionsbewegungen in einem Staat unterstützte, dessen Präsident er war.
Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt: Die Unabhängigkeit Kroatiens wurde insbesondere auf Druck der damaligen Kohl-/Genscher-Regierung von den meisten EU-Staaten anerkannt, worauf nicht nur der Zerfall Jugoslawiens eintrat sondern ein äußerst gewaltvoller Bürgerkrieg ausbrach.
Bereits unter der Präsidentschaft von Franjo Tudjman entwickelte sich die Renaissance der faschistischen Ustascha in Kroatien. Symbole, Währung , Lieder dieser Ära wurden genauso wiederbelebt wie die Revision über die Gräueltaten der Ustascha im 2. Weltkrieg. Stipe Mesic distanzierte sich zwar teilweise davon und trat 1994 aus der HDZ aus, doch ein Bewusstsein über die mögliche Entwicklung der Geister, die er rief, konnte seinerzeit nicht vernommen werden. Das Gleiche gilt auch für alle EU-Regierungen, allen voran Deutschland, die in unverantwortlicher Weise rassistische und extremistische Politiker im ehemaligen Jugoslawien protegiert haben.
Hätte Mesic seine aktuelle Mahnung vor 20 Jahren formuliert, hätte er seinem Land und deren Bürgern einen effektiveren Dienst erwiesen. Ob er dann dennoch Präsident hätte werden können, steht ggf. auf einem anderen Blatt.
Anyway: Es ist gut und wichtig, dass er mit seinen Beobachtungen und Befürchtungen an die Öffentlichkeit geht.
Kommentare 11
Als Einstieg zum Thema empfehle ich "Deutschland und "seine" Kroaten" von Ulrich Schiller, Donat-Verlag.
Es stimmt, daß Mesic als führendes Mitglied der HDZ mitverantwortlich für den Nationalismus war. Seit Austritt aus der HDZ erfolgte aber noch mitten im Krieg (sowhl mit Rest-Jugoslawien als dem Bosnienkrieg), und war Folge der fortschreitenden, kaum mehr verborgenen faschistischen Tendenzen in der HDZ, ob bei Methoden des Kriegen, der Beeinflussung der Medien, oder dem historischen Bezügen zum NDH-Staat und Ante Pavelic. 1994 Tudjman & Co. sich entgegenzusetzen war in Kroatien kein Peanuts. Mesic wurde vom Saulus zu Paulus - und in den 10 Jahren seiner Präsidentschaft hat er sicherlich mehr für Völkerverstädnigung, Frieden und Antifaschismus getan als in seiner kurzen HDZ-Zeit. Das wird ihnen der linkeste Kroate bestätigen.
Das traurige und erschüttende an Kroatien anno 2015 ist, daß man eben unter Mesic schon glaubte, den HDZ-Faschismus überwunden zu haben. Aber mit dem Faschismus ist es wie mit dem Schimmel: Ist es nicht getilgt, kommt es und verbreitet sich wieder...
Es ist leider ein allgemeiner Trend, dass die Verbrechen des Dritten Reiches bagatellisiert werden - auch bei uns in der Bundeswehr.
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59094
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59092
Liebe MyMind, Danke für das Aufmerksammachen und Übersetzen dieser wichtigen und interessanten Mesic-Äußerungen
Danke für die ergänzenden Informationen. Da haben Sie auch was für meine Bildung getan.
Ein guter Tip _ hier eine Rezension
Stipe Mesic war nicht nur Mitglied sondern Gründungsmitglied der HDZ und nicht frei von rechtsnationalistischem Gedankengut. 1992, also nur 2 Jahr bevor er aus der HDZ austrat, sprach er im Rahmen einer Veranstaltung der kroatischen Diaspora in Sydney so:
>>Im Zweiten Weltkrieg haben die Kroaten zwei Mal gesiegt und wir haben keinen Grund uns bei irgendwem zu entschuldigen. Es wird von den Kroaten gefordert, geht und kniet nieder in Jasenovac, kniet hier ... Wir müssen vor niemand niederknien! Wir haben zwei Mal gesiegt, und die anderen nur einmal. Wir haben gesiegt am 10. April (1941), als die Achsenmächte den kroatischen Staat anerkannt haben. Und wir haben gesiegt, weil wir nach dem Krieg wieder am Tisch der Sieger saßen<<
Ein Videomitschnitt dieser Rede wurde 2006 vom TV-Sender HRT ausgestrahlt, woraufhin drei Redakteure vorläufig suspendiert wurde. Das geschah unter der Präsidentschaft von Mesic.
http://www.heise.de/tp/artikel/24/24206/1.html
Den Paulus nehme ich ihm nicht so recht ab _ ich schätze ihn eher als instinktiven Machtpolitiker ein, der sich rechtzeitig in die für ihn jeweils günstigere Position begibt. Inwieweit er sich Tudjman & Co entgegengesetzt hat oder vielmehr nicht mehr mit ihnen mitmachen wollte, da er um den schwindenden Rückstand Tudjmans seitens einiger europäischer Regierungen wusste, ist Interpretationssache.
…und in den 10 Jahren seiner Präsidentschaft hat er sicherlich mehr für Völkerverstädnigung, Frieden und Antifaschismus getan als in seiner kurzen HDZ-Zeit.
In seiner HDZ-Zeit hat er _ MM nach _ gar nichts dafür getan, ganz im Gegenteil. Nennenswerte Verdienste in dieser Richtung während seiner 10-jährigen Präsidentschaft habe ich nicht mitbekommen _ Sie dürfen mich gern belehren welche die genau wären…
Das traurige und erschüttende an Kroatien anno 2015 ist, daß man eben unter Mesic schon glaubte, den HDZ-Faschismus überwunden zu haben.
Darf ich erfahren, wie Sie zu dieser Erkenntnis kamen? In dem oben verlinkten Artikel sind u.a. nur zwei Beispiele genannt, die Anlass zur Skepsis bieten. Wenn Sie die kroatische Sprache beherrschen, schauen Sie sich mal TV-Diskussionssendungen zu diesem Thema an.
Ihrem letzten Satz stimme ich voll & ganz zu.
Lieber Hans,
ja, die Äußerungen von Mesic sind wichtig (weswegen ich sie auch übersetzt habe) nur kommen sie MM nach sehr spät. Die besorgniserregenden, profaschistischen Entwicklungen in Kroatien sind nicht erst in den vergangenen vier Jahren _ sprich nach seiner Präsidentschaft _ entstanden, sondern haben eine lange Zeit der Kultivierung hinter sich, an der Stipe Mesic alles andere als unbeteiligt war Für sein Ziel eines unabhängigen Staates Kroatien nutzte er rechtsnationalistische bis profaschistische Kräfte, was er später tw. dadurch rechtfertigte, dass anders eine effektive Unterstützung & Mobilisierung für die Sezession schwieriger gewesen wäre. Ich glaube gern, dass er nicht wollte, dass sich der kroatische Nationalismus in die faschistische Richtung verselbständig, doch welche Vorstellungen & Illusionen hatte er, diese eingrenzen zu können, zumal er sich selbst auch eines gefährlichen Sprachgebrauchs bediente? Für Mesic waren damals wie heute die Serben an allem schuld, was er nach wie vor immer wieder beteuert & womit er die Kräfte, die er heute kritisiert immer wieder anfeuerte.
Eine empathisch orientierte Aufarbeitung & unabhängige Untersuchung der Vorgeschichte, die zu den Kriegen der 90er -Jahre führte, wäre gut & hilfreich, um extremistischen Kräften den Boden zu entziehen. Ich denke, die meisten Menschen dort würden dies begrüßen. Die meisten Politiker sicherlich nicht _ inkl. derjenigen aus Berlin, Washington, Riad, Teheran,Ankara …
Da gab es mal eine Geschichte mit einem Kaktus (Schwiegermuttersessel?) in seinem Amtszimmer mit Mesic. Ich krieg sie aber nicht mehr zusammen.
Egal, auf jeden Fall sind das gute Nachrichten aus Zagreb.
Insbesondere, wenn bekannt ist, in welchem nationalistischem Strudel damals ganz Yugoslawien steckte.
Viele Grüße
fos?
@"Darf ich erfahren, wie Sie zu dieser Erkenntnis kamen?" Ich habe in den Jahren 1996 - 2002 Kroatien sehr oft besucht, da ich im benachtbarten BiH lebte und arbeitete. Daher bezieht sich meine Wahrnehmung auf die Gespräche und die Stimmung vor Ort in jener Zeit.
@ Mymind
Eine andere Übersetzung von den Sputniks, gleicher Artikel, anderer Link, ist teilweise übrigens fatal übersetzt worden.
Was Sie schreiben über das Kroatien der 90er ist eben nur ein kurzer Ausschnitt, der den Faschisten gut in den Kram passt. Denn weder während des 2. WK, noch in den 90ern, siegten Kroaten. Das gesamte Kroatien im Jahr 1941 als faschistisch hinzustellen ist ebenso fatal.
Während Deutschland sein Übel selbst wählte, wurde in Kroatien darüber bestimmt. Die gemäßigten Kräfte, über die heute niemand spricht, wurden einfach entfernt oder umgebracht. Was sagen Sie einem Kroaten, der Freunde und Familienmitglieder verloren hat, weil sie Partisanen waren? Warum wird nicht erwähnt, dass Kroaten die erste Partisaneneinheit gründeten. Diese Ustasa Witzfiguren waren eine Scheinmacht, einfach lächerlich, was die sich einbilden.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Auch wenn ich an Stipe Mesic zweifle, finde ich es richtig, dass er es anspricht und vor allem auf die neuen Kräfte verweist. Er rächt sich, das darf nicht vergessen werden. Leider fällt es den Faschisten allzu leicht, sich als die Vaterländischen Helden darzustellen. Die Reaktion eines Ante Gotovina bei seiner Rückkehr wird in Kroatien von den Patrioten verschwiegen und im Rest der Welt von den Linken. Dabei muss endlich Schluss sein damit alles zu verklären.
Die Ereignisse der 90er Jahre liegen im Ursprung nicht an einem plötzlichen Aufkommen neuer und alter Faschisten. Die Lage ist viel komplexer. Weswegen Buchempfehlungen wie "Deutschland und seine Kroaten", geschrieben von einem Werhmachtssoldaten, der zweifelhafte Quellen anfügt, auch keine Hilfe.
Vergleicht man Kroatiens Rechte mit der in anderen EU Ländern, ist man als Kroatien-Skeptiker doch schwer enttäuscht. Trotzdem, die neuen Entwicklungen sind kein Grund zur Freude. Aber warum sprechen Sie nicht von den hervorragenden Linken in Kroatien. Von Miljenko Jergovic, Ante Tomic, Boris Dezulovic oder vom Erfolg der Band Dubioza Kolektiv? Sollten Sie an Geschichtsschreibung interessiert sein, also daran, dass Kroatien bloß nicht als Opfer-Staat davon kommt, dann sollten sie diese natürlich nicht erwähnen.
Geht es aber darum, dass Sie hier einen Artikel schreiben, weil Ihnen das Land, die Leute und die Zukunft am Herzen liegen, dann verstehe ich nicht, warum sie es dann einseitig tun.
Ich hoffe sehr, dass es Ihnen nicht darum geht, gewisse Parallelen aufzuzeigen zu heutigen Ereignissen. Denn dann wären sie in schlechter Gesellschaft: Bei Faschistenküssern wie Jürgen Elsässer, einer Helga Fuchs oder einem Alexander Dorin.