Was kostet die Verlogenheit?

Politik & Medien _ Welchen Preis zahlen WIR dafür? Welchen Anteil haben WIR daran?

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Während Kerry bei seinem gestrigen Blitzbesuch in Moskau mit Putin & Lawrow eine neue Syrien-Konferenz beschlossen hat, gibt es nicht nur Verwunderung über dieses Szenario. War da nicht so eine ähnliche Veranstaltung in Genf im Juni 2012? Warum wurden die Ergebnisse & Vereinbarungen seinerzeit nicht weiterverfolgt?

Prompt kommen auch die Reaktionen derjenigen, die, bevor überhaupt ein Termin für diese neue Konferenz feststeht, wissen, dass diese nur scheitern kann. Wie Raniah Salloum ganz richtig feststellt:

Seit Genf ist nicht viel passiert, was die Aussichten auf Frieden in Syrien verbessern könnte. Im Gegenteil, die Chancen für einen diplomatischen Ausweg aus dem Syrien-Krieg sind seitdem noch schlechter geworden. Als sich die Diplomaten im Juni 2012 in Genf an den Verhandlungstisch setzten, tobte in Syrien ein brutaler, aber noch halbwegs überschaubarer Krieg. Rund 14.000 Menschen waren bis dahin getötet worden. Die Situation ist seither dramatisch eskaliert - auf beiden Seiten.

Allerdings klärt Frau Salloum nicht darüber auf, warum die Genfer Vereinbarungen nicht mal ansatzweise umgesetzt wurden. So wie seinerzeit die USA begründet sie das Fehlschlagen an der Assad-Frage & definiert damit den Schwarzen Peter im Sinne des westlichen Kartenspiel & nicht im Interesse der Vermeidung aufschraubender, unkontrollierbarer Gewalt, geschweige denn darin, die ansteigende Anzahl der Menschenopfer zu stoppen. Was bis vor ca. 20 Jahren in der internationalen Politik & deren Vermittlern einen Erfolg darstellte, z.B. wenn diktatorische Regime zu Gesprächen mit der Opposition bereit waren, wird dieser heutzutage als absurde Posse dargestellt, die in keinem Fall mitgespielt werden will, koste es was es wolle. Für alle, denen Frieden ein wichtiges Fundament der Zivilisation bedeutet & die Empathie für eine kriegsleidende Bevölkerung aufbringen können, ist eine derartig orientierte Haltung & unterstützende Berichterstattung ein Schlag ins Gesicht.

Von den regierenden Politkern hierzulande ist nur das übliche Blablabla zu hören. Die Presse, Online-Medien & Talk-Shows übernehmen mal wieder die weitergehende Meinungsmache. Anne Will ist selbstredend dabei. Nachdem sie sich vor knapp einem Jahr nicht zu schade war, ihre Sendung mit dem Thema: ´Assad tötet seine Kinder´ zu moderieren, lud sie heute Abend ein, um über die jüngsten israelischen Luftangriffe gegen Syrien zu diskutieren. Wie immer ufert eine Debatte in diesen Rahmen & ´geschulten´ Moderatoren aus, aber diesmal _ nicht wie immer _ war die Zusammensetzung so homogen, dass noch nicht mal der Anti-Gast, der den Zuschauern den Anschein einer ausgewogenen Auseinandersetzung suggerieren soll., wirklich wahrnehmbar war.

Somit potenzierten sich die haarsträubenden Statements: Jörg Armbruster, wieder genesen & das ist gut so, zeigte sein übliches S/W-Bild. Avi Primor, der früher bisweilen auch mal nachvollziehbarere Positionen bezog, war sich nicht zu schade, die Kommunisten im Spanischen Bürgerkrieg mit Al Qaida zu vergleichen. Wolffsohn zumindest so ehrlich bei den israelischen Angriffen den Iran als eigentliches Ziel zu benennen. Die beiden letzt genannnten bilden eine merkwürdige Korrespondenz zu der Überzeugung von Raniah Salloum, s.o. . Die immer betroffen wirkende, ´gutgläubige´ M-L Beck zückte die Srebrenica-Karte. & der Rest vom Schützenfest _ ach lassen wir das.

Neben der Wut steht die Erkenntnis, dass alles Gesagte für Viele sehr glaubwürdig klingt. Daneben steht die Ohnmacht & der Schwindel…Wie lange noch?

Wie lange noch geht es gut, mit ihm zu leben, bevor er uns um die Ohren saust?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

mymind

Die Wahrheit hat nichts zu tun mit der Zahl der Leute, die von ihr überzeugt sind...Paul Claudel

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