Politische Förderung der AFD

Debatte um die AFD Was müsste psychologisch geschehen, das rechte Kleinparteien gefördert werden?

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Derzeit zeichnet sich eine Debatte ab in der die Konzepte „Armut“, „Chancenlosigkeit“, „Politikverdrossenheit“, „Neoliberalismus“, „neue Mitte“, „große Koalition“, „Denkzettel“, „Wutbürger“, „Nichtwähler“, „Demokratieverdrossenheit“, „Demokratiedefizit“, „Abgehängte“ und „Frustwähler“ zusammengefügt werden sollen.

All dies soll als Erklärung herhalten für den Aufstieg der AFD und anderer rechter Parteien in Europa. Dabei scheint es erst einmal ganz bestimmte Voraussetzungen geben zu müssen. Die Menschen müssen unzufrieden sein, wenig Hoffnung haben und sich von der derzeitigen Politik wenig Hoffnung versprechen. Zukunftssorgen, Arbeitslosigkeit und materielle Not sind hier Stichworte, die ein Aufkeimen begünstigen mögen. Sie erklären aber noch nicht, warum eigentlich die Menschen sich angesichts von Finanzkrise und Ungleichheit nicht auf linke Parteien stürzen um ihrem Frust Ausdruck zu verleihen? Es wäre nur logisch, in einer materiellen Krise die Verfechter von Gleichheit und Vertreter des Kleinen Mannes zu wählen. Ich kann und möchte nicht die ganzen Hintergründe beleuchten sondern nur einen kleinen Ausschnitt, der aber dennoch eine Rollen spielen kann.

Die Leute haben den Eindruck, angesichts eines erstarkten Europas, des Einheitsbreis der großen Parteien und angeblicher Flüchtlingskrisen, keinen Einfluss mehr auf die Politik ausüben zu können. Egal wen sie wählen, ob CDU, SPD, FDP oder B90/Grüne, es ändert sich nichts. Auch das Erstarken der Linkspartei führte nicht zu einem angstvollen Aufschrei der Politik und der Medien. Die „Kleinen Wähler“ haben nicht den Eindruck, „die da oben“ überhaupt noch zu erreichen. Während die Linkspartei das höchste Ergebnis bei einer Bundestagswahl einfuhr, erörterte die Bundeskanzlerin, wie gut es Deutschland doch gehe und das sie die erfolgreichste Bundesregierung aller Zeiten führe. Dies mag bei den Abgehängten oder die, die sich für abgehängt halten, keine sonderliche Zustimmung gefunden haben. Ihr wählen scheint nutzlos zu sein. Die vielen angstvollen Wähler, die noch immer die „Altparteien“ wählten, bilden immer noch die Mehrheit. Der kleine und frustrierte Wähler kann eine große Koalition scheinbar nicht erreichen, wenn er die Linke wählt.

Zwar gibt es immer wieder Lippenbekenntnisse, dass die Linkspartei ja der SED-Nachfolger sei, aber das ist eben nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Die Linkspartei ist längst etabliert in der Parteienfamilie der Bundesrepublik. Sie stellen einen Ministerpräsidenten dessen Wahl für ganze zwei Wochen für Gesprächsstoff sorgte und der nun friedlich und kompetent ein Bundesland leitet.

In der Psychologie, könnte man dies mit dem Gefühl beschreiben, nichts mehr bewirken zu können. Das Gefühl aber, Einfluss auf sein Schicksal zu haben, ist sehr bedeutsam für jeden einzelnen. Es gibt einige Konzepte dafür. Bspw. das Konzept der Selbstwirksamkeit des Kanadiers Bandura. Oder das psychoanalytische Konzept der Effektanz des US -amerikaners Kohut. Alle besagen im Grunde: der Mensch muss das Gefühl haben noch Einfluss zu haben. Sonst wird er hoffnungslos.

Wenn man dies auf die Politik anwendet, dann ist die AFD für solch eine Person, die sich politisch machtlos fühlt eine Erleuchtung und Hoffnung zugleich. Denn vor den Linken hat eigentlich keiner mehr Angst. Zu handzahm sind sie, zu demokratisch. Und dass deren Bewertung durch konservative Medien und Politiker als „nicht politikfähig“ nicht wirklich ernst gemeint ist, bekommt auch ein kleiner Bürger mit.

Wählt er hingegen AFD und lässt diese erstarken, dann kann er gewiss sein, dass sich monatelang die politische und mediale Debatte um nichts anderes dreht. Von neuen Asylgesetzen über die Muslimdebatte bis hin zur Talkshow. Alles dreht sich um seine kleine Stimme. Man kann sich vorstellen, was das für eine Befriedigung für einen Menschen sein muss, der tatsächlich politikverdrossen ist!

Er hat mit seiner Stimme endlich Leben in den verstaubten Bundestag getragen und die Politiker aller Couleur frage sich, was sie falsch gemacht haben und was sie besser machen können um es dem kleinen AFD-Wähler ja nur recht zu machen. Was für eine Befriedigung frustrierter Selbstwirksamkeit!

Die AFD wird dadurch bedeutender und gefährlicher gemacht, als sie vielleicht ist. Vor allem aber signalisiert man dem „Kleinen Wähler“ zwei Dinge. 1. Die Linke gehört dazu und ist keine Alternative. 2. Wer etwas ändern will, muss rechts wählen, sonst wird er nicht gehört.

Eine fatale Entwicklung, denn aus der Erfahrung wird der „Kleine Wähler“ etwas gelernt haben.

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