"Für mich bleibt die Frage, was wir tun können. Wenn es unten nicht mehr reicht, Vorbild zu sein, was ist dann ein Mittel der Wahl? "
Diese Frage stellte Ismene gestern in einem anderen Blog:
Und diese Frage stelle ich mir schon lange – auch wenn ich erst seit kurzem hier schreibe (aber schon länger hin und wieder mitlese) und möchte es am Beispiel des „freitag“ einmal anschaulich nachfragen:
Wie „gut“ ist „der freitag“ und seine Community? Wie „gut“ im Sinne von verändernd, Bewusstseins schärfend, Impuls gebend?
Wir erleben: Hier und auch in anderen guten Foren im Netz werden ständig eine große Anzahl von konstruktiven Worten, Vorschlägen, Ratschlägen und engagierten Beiträgen von Profis und Laien zu allen Themen des Lebens abgegeben. Legt man dies auf eine Waage, käme schon eine beträchtliche Qualität von (Gesamt-)-Bewusstsein zusammen. Aber wo und wem nützt es denn? Nur der eigenen Seele? Die stolz zu sich sagt, dass sie zumindest nicht geschwiegen hat, Salz in offene Wunden streute, sich hier und dort von Meinungsgegnern beschimpfen ließ – aber sich dabei ja auch vortrefflich unterhielt? Ein geistiger Fight, der irgendwie ja auch Spaß machte, weil der Meinungsgegner dem eigenen Niveau durchaus entsprach? Eine Schmiede zur Selbstschärfung? Eine Schmiede zur geistigen Selbstbefriedigung? Oder doch viel mehr?
Mich würde interessieren, ob all die "Debattierzirkel" im Netz (nicht abwertend gemeint!) auf gehobenem Niveau überhaupt irgendwas bewirken – außer der privaten Lust daran!?
Wie kann man das testen? Vielleicht mit einer internen Umfrage? Aber ist der "freitag" dafür nicht noch zu jung? Oder gab es sie bereits?
Die Redaktion könnte, falls geneigt, einen Fragebogen entwickeln, der u.a. folgende Fragen stellt:
Wie lange sind Sie aktiv schreibend dabei?
Wie lange sind Sie aktiv lesend dabei?
Hat sich während dieser Zeit Ihre Einstellung verändert?
Wenn nein, warum nicht? ---Bekamen Sie keine neuen Impulse, keine neuen Anregungen? Blieb alles bei Ihnen alles beim Alten in Sachen Anschauung, Haltung?
Wenn ja, was haben Sie für sich persönlich verändert? Gab es innere oder äußere Aktivitäten, die mit den Impulsen beim "freitag" zu tun hatten?
z.B. Eher Rückzug (von der Welt an sich, der Politik, der Kultur usw.) aus Frust an den Verhältnissen - oder neues Engagement (bei Kollegen, Freunden, Familie, soz. Umfeld) durch kritischere Beiträge - oder ganz andere Formen von Engagements in der Gesellschaft usw.
Waren oder sind sie zugleich in anderen Foren lesend oder schreibend aktiv? Welche?
Wie erleben Sie dort die Gemeinschaft? Geht es über das debattieren hinaus? Werden konkrete Dinge geboren, wo sich Menschen neu zusammenschließen?
Oder geht es letztlich früher oder später überall "gleich" zu im Sinne von Streit, Themen auf spannendem Gesprächsniveau, das aber letztlich für die kritisierte Sache nichts bringt? Was glauben Sie, woran liegt das? - usw. usw.
Eine solche Umfrage kann nur ein Stimmungsbild sein. Mehr nicht. Aber eines, das dennoch etwas aussagt, wenn diese Studie lang genug angelegt wird und weitere kritische Hinterfragungen zum Freitag und seiner Community – auch im Vergleich zu anderen Zeitungsforen - noch mit dazu kommen.
Welche Talente und Kapazitäten sich hier so versammelt haben, ist den Beiträgen zu entnehmen. Und da ist ja viel Beachtliches, an dem man echte Freude haben kann. Also geistiger Reichtum an sich ist ausreichend da! Daran mangelt es nicht (analog zu druckfrischem Geld!) Man darf davon ausgehen, falls ausreichend viele guten Willens sind mitzumachen, auch ein hohes Maß an kritischer Reflexion und Selbstreflexion für eine solche Umfrage möglich ist.
Da eine solche Studie ja anonymisiert von der Redaktion ins Netz gestellt werden könnte, sollten auch keine Antworthemmungen da sein. Technisch sollte nicht nur eine primitive Multiple Choice-Möglichkeit geschaffen werden, sondern zusätzlich individualisierte Stellungnahmen, die später mit zu lesen sind und das Stimmungsbild abrunden. Der Braten im eigenen Saft untersucht sich quasi selbst!
Dass die Sache hier natürlich auch Spaß machen und Befriedigung schenken soll und keinesfalls als missionarischer Ort der Weltrettung verstanden werden will, ist selbstverständlich, weil: Gute Dinge entstehen unter dem Aspekt von Freude und Begeisterung schneller und schöner als unter griesgrämigen Gebeugtheit mentaler Schultern. Also keine Konkurrenz zwischen Spaß/Unterhaltung vs. Ernst/Probleme.
Kernfrage wäre: Wie sehen sich Redaktion und Community selbst im Hinblick auf die Kraft des eigenen Wortes zu einer echten Wirkung nach innen und außen? Ist die Qualität bereits so gut, dass über das geschriebene Wort hinaus auch ein tätiger Wille entsteht, der Handfestes und Konkretes zu den ständig beschriebenen Problemen auch beiträgt? Oder will man das am Ende gar nicht einmal?
Verändert sich wenigstens die interne Schreiber- und Leserschaft durch sich selbst?
Kommentare 60
... wenn ... Nashira in 1 oder 2 Jahren hier immer noch schreibt, nicht nur eine Stichflamme aus dem Heizpilz dafür sorgt, dass bei Winterkälte mal einige Blogs ausflocken.
Ihre Frage gilt nicht nur für "Den Freitag", sondern genauso gut für z.B. "Junge Freiheit" oder alle anderen Medien (auch Print), Blogs und Foren - also alle "Orte", wo Ideen präsentiert werden und wo diskuttiert wird.
1. Die erste Frage ist, wieviel Menschen werden als Leser (Zuhörer, Ideen- und Kritik-Empfänger) erreicht. Das wäre messbar.
2. Die zweite ist, wieviel bleibt bei den erreichten Lesern "hängen", also - wie Sie fragen - in wie weit Beiträge das Bewußtsein und Wissen beeinflussen können. Das ist leider nicht direkt messbar.
3. Angenommen, die Ideen erreichen eine "kritische Masse": Was kann diese "Masse" dann tun? Teils kann es das Wahlverhalten in einer Demokratie beeinflussen (man wählt vielleicht die "weniger etablierten" Parteien/Kandidaten - ob "Die Grünen", "Die Linke", "Die Piraten", bei anderen Medien eher rechtskonservative Gruppierungen (früher Schill-Partei, Pro-Köln, Republikaner - bis hin zu neonazistischen NPD). Da bin ich mir sicher, dass auch "kleine Medien" wie "Freitag" oder "Junge Freiheit" einen Einfluss haben können. Solcher Einfluss kann sich dann auch in anderen Formen bemerkbar machen: Teilnahme an Demos, Leserbriefe an "Mainstream"-Medien, Petitionen, Volksbegehren, bis hin zu radikalen Taten (ob Kunst-Happening oder Terroranschlag...)
So gesehen - glaube ich insgesamt schon, daß es Sinn macht, die Meinungen auszutauschen und zu beeinflussen, und denke nicht, dass solche Medien ein reiner "Selbstbeweiherungsritus" sind.
Eine andere Frage wäre interessant - siehe die o.g. Punkte (Ideen - Empfänger - Aktionen): In wie weit VERÄNDERN sich die Proportionen? Was ich meine: Was hilft es, wenn die Leserschaft des "Freitags" in x Jahren von 10000 auf 50000 steigt, wenn in der gleichen Zeit das Publikum der "Bild" um 500000 gestiegen ist?... Natürlich, man kann ja hoffen, dass die "Bild"-Leser eher passiv bleiben, während "Freitag"-Leser eher zu Aktionisten oder "Opinion-Leader" (Multiplikator-Effekt) werden.
vielleicht flocke ich ja selbst bis dahin aus und zersprenge meine eisigen Hirnkristalle am südlichen Horizont... :-)
Ja, die Befürchtung passt allerbestens in das Gemeinte!
Wie kommen wir vom Zustand der Befürchtung in den Zustand spürbarer (wenn durchaus auch bescheidener) erster Veränderungen?
Panta rhei... natürlich verändert sich alles dauernd - oder liegt es nur an der Ungeduld und der Tatsache, dass man menschliche Entwicklung letztlich nur in Jahrhundertausenden erst messen kann?
Ja, klar - ich stimme zu. Ich hatte ursprünglich auch noch andere Netzforen benannt, habe es dann wieder gestrichen, weil ich halt hier und nicht dort poste. Aber ich hatte den gleichen Gedanken, was andere Foren betrifft.
Und Ihre anderen kritischen Fragen oder Anmerkungen gehören auch mit bedacht und ergänzend dazu gestellt, sollte es mal zu einem solchen Fragebogen ernsthaft kommen. Vor allem auch die Proportionenfrage.
Und vielleicht finden wir auch ein paar Naturwissenschaftler, die das Ganze intelligent nach dem Pareto-Prinzip betrachten.
Weiter wäre anzudenken, ob nicht eine gemeinsame Umfrage gleichzeitig in drei, vier verschieden Foren läuft. Besser ausgebaut als die obige erste Idee - aber eben auch umfassender vom Leser-Schreiber-Kreis. Hier könnte eine spannende Sache auch zwischen den Zeitungen passieren, wenn es jemand aufgreift und wirklich daran interessiert ist, inwieweit der Einfluss der schreibenden Welt doch erste Auskünfte und Stimmungsbilder vermitteln kann.
Es könnte eine soziologisch interessante Untersuchung werden, wenn es die richtigen Leute intelligent in die Hand nehmen! - Ausgehend halt vom "freitag" hier...
prima, freu mich... derweil nashe ich ein wenig ! :-)
Verändert der Freitag "Bewusstsein"?
Ja, wenn man einen ordentlichen Klaren dazu trinkt.
Also quasi Geist zu Geist durch Geist?... aber sicher nicht unter 54 Prozent!
Ob der Freitag das Bewusstsein verändert? Alles, mit dem man sich beschäftigt, verändert das Bewusstsein. Wobei ich mir nie im Klaren bin, ob ich ein solches überhaupt besitze, da, siehe Freud, das Nichtbewusste, den weitaus größeren Anteil des menschlichen Lebens bestimme. Ich kann in Schriftform gebrachte Gedanken zur Kenntnis nehmen und sie an meinem bewussten Sein reiben, wenn's gut geht. Wenn's nicht so gut läuft, bekomm' ich auch mal meine mangelnde Einsichtsfähigkeit vor die Nase gehalten. Gelernt habe ich, dass sogenannte Grundüberzeugungen, die die Gretchenfrage berühren, zu den Diskussionen zu zählen sind, die nahezu immer scheitern. Sich darauf einzulassen bedeutet, einer gewissen Härte der Argumentation entgegensehen zu müssen.
Und ist es allzu dekadent
brauch ich einfach mehr Prozent!
(frei nach mir)
Natürlich verändert alles das Bewusstsein - auch da gibt es schließlich eine Art Schmetterlingseffekt! Wir sind einer Meinung. Aber meine Frage bezog sich auf die Qualität der Veränderung und ihrer Kraft. Und natürlich ist das eine Individualangelegenheit. Dennoch gibt es ja nun Tendenzen, die man vielleicht anschaulich machen könnte. Und gerade hier, wo sich viele Menschen mit viel Hintergrundwissen austauschen, wäre es eben spannender und lohnender ein Stimmungsbild zu bekommen (mehr kann es vermutlich nicht sein, aber das wäre schon viel!) als in einem der zig Millionen Lamento-Gelaber-Foren, die es weltweit gibt.
Aber das, was sie gelernt haben, kann ich auch unterschreiben. Sobald die Fragen schwer werden, braucht man gute Nerven und einiges mehr!
Dennoch: ist das Schwere oft nicht deshalb schöner als das Leichte, weil das Schwere sich in Leichtes verwandelt, wenn man in der Sache weiterkommt?
Ich kann nur über mein eigenes Bewusstsein sprechen. Ein anderes hab ich nicht, kenn ich nicht. Insofern bitte individualisiert auf mich bezogen lesen:
Mein Bewusstsein ist ein Drängler, das mein/sein/unser gemeinsames Potential ausschöpfen will. Es will mein Fassungsvermögen erweitern und spornt mich zu Dehnübungen an. Also eine Art Trainer, Coach, ohne Rücksicht auf Muskelzerrungen im Hirn.
Mein Bewusstsein ist ein Protestler: es beschwert sich lauthalt über jede Form von Beschränkung, ist heiß auf neue Gestalt und Erfahrungen.
Mein Bewusstsein ist ein Streber (im Gegensatz zum Rest), dass selbst meinen Atomen noch die Impulse gibt, sich zu immer neuen Strukturen und Sinneinheiten zusammenzufügen.
Mein Bewusstsein ist ein Schöpfer, das mein Wesen, meine Gestalt, Form bestimmt und seinen auf- und absteigenden Fahrstuhl zwischen Unbewusstem, Unterbewusstsein und Gedankenklarheit oft schrecklich schnell steuert. Manchmal klemmen aber die Steuerungselemente und der Aufzug rast mit mir in die Tiefe, dass mir kotzübel werden könnte.
Mein Bewusstsein ist ein Tölpel, der in Fallen gerät, die ich eigentlich kenne, aber nicht immer vermeiden kann. Dazu gehören auch eine Reihe negativer Erfahrungen, die schon beleidigend blöd sind! Aber so ist das bei kleinen Kontrollverlusten!
Mein Bewusstsein ist ein Mosaik. Es gibt ein Gesamtbild und ein Gesamtbewusstsein und es gibt abertausende kleine Teilbewusstseine. Meine Nieren wissen, was sie zu tun haben. AUch wenn ich schlafe. Nierenbewusstsein. Meine Finger tippen blind, wenn ich denke. Fingerspitzenbewusstsein! Ich muss nicht mal einen bewussten Willensimpuls "Tipp!" eingeben - mein Fingerbewusstsein ist zuverlässig. Oder fragen Sie mal meine Bauchspeicheldrüse! Hach!
Mein Bewusstsein ist ein alter Bluffer: Es tut so, als gäbe es nur mich als Person. Das ist lächerlich. Es ist eine nette Freundlichkeit an meinen kleinen Verstand, der noch ordentlich zu wachsen hat. Wenn überhaupt, dann ist mein bisschen Verstand eher der Büttel meines Bewusstseins, das über mich steht und mich zugleich hält und durchdringt.
Mein Bewusstsein ist Stratege. Mein Ego legt sich dauernd mit ihm an. Interessenkollisionen. Und dann soll man nicht hin und wieder zerknirscht sein?
Mein Bewusstsein ist ein Wächter: es achtet darauf, dass ich mit der alltäglichen Tatsachenwelt halbwegs gut klar komme. Es nervt mich ständig, meine Sinne zu schärfen, meine Beobachtungsgabe mehr zu schulen und meine Wahrnehmung auf die Spitze zu treiben. Also ist mein Bewusstsein auch noch ein Treiber!
Mein Bewusstsein steuert auch meine körperlichen Funktionen - dessen bin ich mir jedoch in aller Regel nicht bewusst! Das ist schade, sonst würde ich weniger Mist bauen. Nicht, dass mein Bewusstsein da nicht zuverlässig wäre! Eher ist es die Verschlafenheit meines Alltagsich, das strenger zur Verantwortung gezogen werden müsste, wenns mal wieder suboptimal ist.
Mein Bewusstsein lacht über die Zeit und den Raum. Aber freundlich. Es weiß ja, wie sehr ich die Dinger brauche, um mich auszudrücken!
Mein Bewusstsein lässt Ängste zu. Manchmal zweifle ich an der Software... Nun ja, nicht wirklich, ich weiß ja, wie das mit den Ängsten so ist!
Mein Bewusstsein ist großmütig! Es hat in mir oft einen störrischen Menschen. Das hat es nicht verdient. Aber wir lernen uns zu arrangieren.
Mein Bewusstsein freut sich über mich: Ich bin praktisch, fröhlich, launenfrei. Andere gute Eigenschaften fehlen noch... aber wir sprechen ja hier nun auch nicht vom göttlichen Bewusstsein sondern vom individuellen Nashira-Bewusstsein!
Mein Bewusstsein ist ein Zinker! Erst nervt es mit Zweideutigkeiten und wenn ich diese entlarvt habe, gehts in die Vieldeutigkeiten rein! Aber die Deutungen, die dabei herauskommen, haben Spannung und Tiefe.
Mein Bewusstsein und Willensfreiheit sind untrennbar. Das Chaos, dass jedoch dabei im Alltagsich meiner Person entsteht, werde ich jetzt nicht schildern! Nachhilfestunden sind fällig!
Mein Bewusstsein beurteilt mich und alles was ich so wahrnehme. Erbarmungslos klar; gnadenvoll verstehend. Nur zu dem Zwecke, aus Irrtümern ebenso zu lernen wie aus dem, was vortrefflich hin und wieder gelingt.
Mein Bewusstsein ist ein Pauker: Er bleut mir ein, dass nur die Kombination von Verstand und Gefühl zusammen eine attraktive Existenzbasis ergeben. Dabei geht aber das Bewusstsein nicht analytisch vor, sondern spricht sich in Bildern und auch in Gefühlen mit meiner inneren Wahrnehmung ab. Steht die Kombi gut, gelingt das meiste doch sehr zu meiner Zufriedenheit. Klappt etwas nicht, so haben Verstand und Gefühl in ihrer Zusammenarbeit kurzfristig versagt.
Während ich tagsüber rödele und nachts (in der Regel) schlafe und träume, damit ich mit beiden WIrklichkeiten klarkomme, fährt mein Bewusstsein täglich eine 24-Stunden-Schicht! Es öffnet Kommunikationswege in mir selbst, die mich immer wieder erstaunen. Machen Sie Experimente! Sie werden sich wundern, was passiert!
Mein Bewusstsein kennt viele Realitäten, auch wenn ich wie blöd auf die Uhr schaue.
Das Bewusstsein setzt mir Ziele. Ich hechele ihnen freiwillig und gern nach. Manchmal auch äußerst gemächlich, gar faul. Die Ziele ziehen mich in die Tiefe des Lebens.
Schluss, genug.
Bin müde.
Mir fallen die AUgen zu.
Mein Bewusstsein lacht.
Gute N8!
danke für den interessanten Kommentar und die Grüße zur Restnacht, die ich eben damit verbracht habe, diese Grote-Frage mal für mich selbst zu durchleuchten! (siehe unten) - Ist ja nun berechtigt, danach zu fragen. Mal schauen, wer denn da was zu sagt.
Nebenbei: Die Hütten brennen ja immer und überall. Wieso? Weil genug Bäume nachwachsen, deren Holz für neue Hütten verwandt werden will?
Man könnte diese Analogie gut übertragen. Vielleicht kommt man dann der Wirklichkeit näher??
Herr von Grote wollts ja ganz genau wissen. Ich habe mich bemüht - auf meine Art, die trotz der Formulierung durchaus ernst gemeint ist.
Herr Gebe, der in meinem Altersblock auch Bewusstsein definierte, hat mir erlaubt, seinen Beitrag hier hinein zu kopieren. Ich tu es deshalb, weil ich ihn überlegens-wert oder auch überdenkens-wert halte. Keine leichte Aufgabe.
Weiter würde ich mich freuen - falls denn noch mitgelesen wird!? - wenn andere Vorstellungen von Bewusstsein hier einfließen und vielleicht hatt Herr von Grote auch eine eigene?
Oder ist es alles wieder zu kompliziert? --- Nun ja, der Versuch ist es wert.
Hier also Herr Gebe und seine Anschauung von Bewusstsein:
GEBE schrieb am 08.02.2012 um 14:53
Liebe Nashira,
gerne doch tue ich das und erledige es gleich hier.
Wie wäre es hiermit? -:
‚Bewußtsein ist zugleich Selbstbewußtsein, denn es muß ja wahrgenommen werden, Es kann von einem bewußtsein nicht die Rede sein, wenn es nicht selbst in der eigenen Wahrnehmung liegt. Und hierbei ist etwas gegeben, was einen sehr großen Irrtum in sich birgt, der gepflogen wird, nämlich zu meinen, die Kausalität von Ursache Wirkung, sei immer in eben dieser Abfolge gegeben.
Der Begriff der Wirkung ruft jedoch den der Ursache hervor, und ich suche dann nach dem verursachenden Umstand.
Diese Begriffe, Ursache und Wirkung, kann ich aber niemals durch bloße Beobachtung, und erstrecke sie sich auf noch so viele Fälle, gewinnen. Die Beobachtung fordert das Denken heraus, und erst dieses ist es, das einem den Weg weist, das einzelne Erlebnis an ein anderes anzuschließen.
Wenn man z.B. von einer „streng objektiven Wissenschaft“ forderte, daß sie ihren Inhalt nur der Beobachtung entnehme, so muß man zugleich fordern, daß sie auf alles Denken verzichte. Ein solcher Wissenschaftler würde nur die Dinge anglotzen können, nicht aber zu ihnen in ein vergleichendes Verhältnis treten können.
Das Denken geht seiner Natur nach über das Beobachtete hinaus.
Das menschliche Bewußtsein ist der Schauplatz, wo Begriff und Beobachtung einander begegnen und wo sie miteinander verknüpft werden.
Dadurch ist aber dieses (menschliche) Bewußtsein zugleich charakterisiert. Es ist der Vermittler zwischen Denken und Beobachtung. Insoweit der Mensch einen Gegenstand beobachtet, erscheint ihm dieser als gegeben, insoweit er denkt, erscheint er sich selbst als tätig.
Er betrachtet den Gegenstand als Objekt, sich selbst als das denkende Subjekt. Weil er sein Denken auf die Beobachtung richtet, hat er Bewußtsein von den Objekten; weil er sein Denken auf sich richtet, hat er Bewußtsein seiner selbst oder Selbstbewußtsein! (Also Bewußtsein seiner selbst.)
Das menschliche Bewußtsein muß notwendig zugleich Selbstbewußtsein sein, weil es denkendes Bewußtsein ist. Denn wenn das Denken den Blick auf seine eigene Tätigkeit richtet, dann hat es seine ureigene Wesenheit, also sein Subjekt, als Objekt zum Gegenstande.
Nun darf aber nicht übersehen werden, daß wir uns nur mit Hilfe des Denkens als Subjekt bestimmen und uns den Objekten entgegensetzen können. Deshalb darf das Denken niemals als eine bloß subjektive Tätigkeit aufgefaßt werden. Das Denken ist jenseits von Subjekt und Objekt. Es bildet diese beiden Begriffe ebenso wie alle anderen. Wenn wir als denkendes Subjekt also den Begriff auf ein Objekt beziehen, so dürfen wir diese Beziehung nicht als etwas bloß Subjektives auffassen. Nicht das Subjekt ist es, welches die Beziehung herbeiführt, sondern das Denken.’
Gebe: "Der Begriff der Wirkung ruft jedoch den der Ursache hervor, und ich suche dann nach dem verursachenden Umstand."
Ich will mich nur kurz auf den EINEN Satz konzentrieren (auch wenn ich fast zu jedem Satz jetzt etwas zu sagen hätte).
Dieser Satz spricht ja nun die Wirklichkeit der Akausalität aus. Wirkung hat eben auch Ursache, folgt auf Ursache und ist der Ursache vorgegeben - sprich: Akausal heisst ja auch, dass alles letztlich in die Synchronizität münden muss. Müsste man dann aber doch logischer Weise nicht mit verschiedenen bewusstseins-Formen denkend umgehen? Einmal mit dem Raum-Zeit-zentrierten Bewusstsein, das als Mensch "ich" zu sich sagt und zur Selbstreflexion befähigt ist - aber eben auch mit einem Bewusstsein, dass unabhängig davon existiert aber in diesen raumzeitlichen Abhängingkeitsbereich tief hineinwirkt.
Deshalb ist die Frage, ob sich Bewusstsein ausserhalb der drei Dimensionen mit dem Selbstbewusstsein innerhalb gleichsetzen lässt - oder das eine nur eine Fortsetzung, Folge oder Schöpfung des anderen ist?
@kenua
hmm.. ich denke darüber nicht nur nach. Ich fühl mich auch rein. Die Ursprungsfrage war nicht die Raumzeit, die kam nur durch Grotes Wunsch nach Bewusstseins-Anschauung und Gebes Einlassung zur Kausalität, mit der ich dann Akausalität natürlich verband hier zwischendurch zustande.
Die Frage war, ob Foren wie diese das Bewusstsein "so" verändern, dass es tatsächlich neue, gute Handlungsimpulse gebiert.
Aber dennoch gern ein Satz zu den obigen Überlegungen, wenn das freitag-Thema nicht weiter verfolgt werden will mangels Interesse:
Dass wir in die Raumzeit-Gesetze "geworfen" sind und ihren Bedingungen unterstehen, ist soweit ja unstrittig. Das ist das Normale, das wir alle kennen. Aber ich bezweifle, ob es da nicht natürliche Öffnungen gibt, die sich auftun, wenn man sich in der richtigen Weise zur indiv. rechten Zeit auf den Weg dorthin macht. Wie - weiß ich nicht. Vielleicht muss man sich vertrauensvoll führen lassen, vielleicht ist eine innere Sehnsucht danach der richtige Scout. Ich stimme den Gedanken oben ja zu, aber bleibe dabei, dass sie zu sprengen sind. Nicht mit Gewalt, nicht zwanghaft oder ehrgeizig, sondern durch innere Ausrichtung, Haltung, Glaubenssätze, Vertrauen und jede Menge herunter gerissener Denkblockaden, die unendlich vieles in uns verhindern oder Schönes vermauern. Wir sehen die Welt ja nicht, wie sie ist, sondern wie wir glauben wie sie ist... man man uns beigebracht hat, dass wir sie zu sehen haben... wir VERSTÄNDIGEN uns quasi auf die Welt, so wie wir uns auch beim Sprechen, Erklären, Schreiben so halbwegs verständigen (und wie schwierig das ist, wenn man ins Detail geht oder in Feinheiten erfährt jeder Leser/Schreiber hier jeden Tag neu).
Unsere Welt, wie wir sie erleben, ist eine Art Kompromissformel von Anpassung, der wir uns aus guten Gründen alltäglicher Lebensführung unterordnen. Wagen wir aber, uns selbst und die Welt radikal anders zu sehen und andere Wirklichkeiten auch für möglich zu halten, könnten diese sich evtl. einstellen. Die Geburt völlig neuartiger Ideen zeigt uns das ja auch immer wieder. Hier trifft sich die Wissenschaft ja mit der Mystik... Und ich bin auch überzeugt, dass wir da noch irre viel vor uns haben, was die Natur des Bewusstseins keineswegs nur auf neurologische Prozesse runterbiegt, wie ich es eben in der Rede von Prof. Singer im Hauptteil der Zeitung las.
Und ob es mir Spaß macht, diese Fragen zu stellen? Na ja, Spaß ist beim persönlichen Erforschungsdrang nicht ganz die treffende Formel, aber auch nicht ganz falsch. Vielleicht ist es eine innere Begeisterung, die ihren Motor angeschmissen hat, weil ich zuviele Dinge erlebte, die mich diese Fragen eben nicht nur im Hirn, sondern auch im Herzen bewegen lässt.
Ach, Papi,
das ist aber ganz dolle lieb von Dir!
Aber sag mal, wie wäre es denn damit, mal mit gutem Beispiel voraus zu gehen, hmm?
Nashira schrieb am 08.02.2012 um 15:48
"Deshalb ist die Frage, ob sich Bewusstsein ausserhalb der drei Dimensionen mit dem Selbstbewusstsein innerhalb gleichsetzen lässt - oder das eine nur eine Fortsetzung, Folge oder Schöpfung des anderen ist?"
Die Begrifflichkeiten "drei" und "Dimensionen" alleine schon müssen Sie ja denkend gebildet haben, um dann zu fragen, ob dasjenige was gegeben ist (nämlich das Denken) sich dadurch bedinge. Wozu brauchen Sie irgendwelche "Dimensionen" um zu denken? Das Denken selbst, so schrieb ich es oben, geht seiner Natur nach über das Beobachtete hinaus. Das menschliche Bewußtsein ist der Schauplatz, wo Begriff und Beobachtung einander begegnen und wo sie miteinander verknüpft werden.
Sie werden auf nichts stoßen, dem das Denken nicht vorausgeht!
Also das Denken steht über allem!?
Alles ist dem Denken untergeordnet!?...
Dann wäre Denken - so verstanden - ja der Schöpfungsakt, der die Dinge und Ereignisse erzeugt!?
Und dieses Denken geschieht nun durch das sich selbst erkennende Bewusstsein, dass sich am/im/durch Menschen zeigt, aber nicht der Mensch "ist"?
"Ergreift" sich das Denken den (i.S.d.Freiheit) "willigen/wollenden" Menschen? Und ist der Denkunwillige davon ausgeschlossen, weil er dem Denken keinen Boden bereitet/Einlass gewährt.
Wenn nichts dem Denken vorausgeht, wäre es ja der Urgrund allen Seins, der auch die Materie hervorbringen muss (Denken hier als Schöpfungsakt aufgrund Ihres obigen letzten Satzes ... und nicht als intellektuelle Leistung allein, die man gemeinhin unter Denken versteht)?
Komme ich damit der Sache näher? Oder alles falsch nach Ihrer Begriffswelt?
Es ist nicht leicht, dies schriftlich in knappe Worte zu fassen um zu sehen, ob man sich da überhaupt verständigen kann.
"Also das Denken steht über allem!?
Alles ist dem Denken untergeordnet!?
Ich schrieb nichts von "über" und "unter", und sondern von einem lebendigen Geschehen.
Machen Sie doch einfach mal die Probe aufs Exempel und versuchen Sie irgend etwas zu finden, dem Denken nicht als Voraussetzung vorangeht. - Sie werden nichts auffinden; aber probieren sie es mal ordentlich aus. Ich bin gespannt über Ihre Erlebnisberichte.
:-)
"Ergreift" sich das Denken den (i.S.d.Freiheit) "willigen/wollenden" Menschen? Und ist der Denkunwillige davon ausgeschlossen, weil er dem Denken keinen Boden bereitet/Einlass gewährt." Denken ergreift? Verzeihung, aber Sie operieren mit Begriffen, die fast schon an Herrschaftsbegriffe erinnern.
Ich will es mal so sagen. wer nicht denken "will", will es nicht, weil er mit seinen Emotionen innerhalb der Kategorien von Sympathie und Antipathie affirmativ verhaftet ist. Oder so: In emotionalen Affekten verhaftet sind die, die das eigene Denken nicht erkennen; - resp.: "Seelig sind die, die geistig arm sind."
"Wenn nichts dem Denken vorausgeht, wäre es ja der Urgrund allen Seins,..."
Ich bin mir sicher, daß es notwendig sein wird, den das Denken betreffenden Vorgang erst einmal eine Weile im Alltag anzuwenden - bevor direkt über den "Urgrund allen Seins" enthusiasmiert wird!
Nur wenn Sie erkennen, daß man mit Denken in der Tat auch Welten gestaltet, denn dem Denken wohnt eine tatsächliche Kraft inne, mit der man Holz spalten könnte, können weiterer Gedanken über den "Urgrund" überhaupt fruchtbar sein und werden. Alles andere sind Illusionen.
nein, das geht nicht. .... Es sei denn man könnte das Nichts denken (falls es das gibt) - aber das kann ich jedenfalls nicht denken, schon allein weil es mich gibt... selbst wenn ich mir selbst Illusion wäre. Aber dann gäbe es wenigstens die Illusion von mir.
Aber Herr Gebe, "ergreift" stand ausdrücklich in Anführungszeichen - ich dachte, dass dann klar sei, dass es metaphorisch gemeint ist und nicht Herrschaftsbegrifflich. Damit würde ich nie operieren. Wenn der Wind sich Äste sich in seinem Temperament "ergreift", wird man ihm auch keine Okkupation unterstellen... Also ich meinte im Sinne von durchflutet, durchpuls (und mein Hinweis von wollend und Freiheit stand ja auch noch dabei!)...
Bei der Seligsprechung stolpere ich kurz: Bisher hatte ich es so gelesen, dass diese Seligkeit der geistig Armen ja in katholischer Lesart was positives bedeuten soll.... aber das ist es ja wohl auch nicht offenbar. Das aber nur am Rande, Denkende würden vielleicht auch die Religionen sehr stören.
Das mit den kleinen Schritten nehme ich gerne an.
Das mit dem vermuteten Enthusiasmus ist keine Sekunde in mir selbst als Gefühl dabei hochgekommen - sondern das war eine nüchterne emotionslose Schlussfolgerung über Ihren Satz.
Danke.
Selbst das "Nichts" denken, oder nichts zu denken, ist ja Denken. Man kann gar nicht anders, als sich selbst ins sogenannte "Nichts" mitzunehmen.
"Unsere Welt, wie wir sie erleben, ist eine Art Kompromissformel von Anpassung ..."
Wie weit dies Anpassung geht, kann man sehr schön herausfinden, wenn man dieses (an anderer Stelle im Freitag bereits einmal verlinkte Foto) länger ansieht. Als einen praktischen kurzen Selbst-Test sozusagen:
meykosoft.jimdo.com/anderes/visual-illusion-ghosts/
Sehen sie sich das Bild in Ruhe an. Obwohl ich darauf hinweise, ist für die meisten Menschen, genauer gesagt für über 80% der Betrachter, der "Fehler" auf dem Foto ohne weitere Hilfe schwer zu entdecken. Dass das so ist, hat etwas mit unserem Wahrnehmungsvermögen zu tun und ist nicht zu verwechseln mit einer »optischen Täuschung«. Unser gesundes Limbisches System (Neurologen sprechen auch von einer "Machtzentrale" im Gehirn) behindert uns. Weil es mit Sicherheit „weiß“, dass es üblicherweise »Fehler«, wie auf diesem verlinkten Foto, nicht geben kann. Das heißt, unser Limbisches System hilft uns aus dem Zweifel mit einer dezenten Sinnestäuschung, wenn ihm denn die Welt zu unsicher wird. Ich find das faszinierend und auch medial interessant.…
Sehr interessant... ich liebe solche Tests... gern mehr davon!!!
Ich brauchte für die Auflösung ca. 6 Sekunden... vielleicht sieben, maximal. Ich schreibs in der PN damit ich hier niemand anderem den Spaß verderbe, falls tatsächlich noch jemand hier hereinschaut.
Haben Sie keine Lust, einen optischen Wahrnehmungs-Test-Blog mal zu eröffnen. Es gibt ja einer Reihe von Fehl-Bildern, die wir spontan als richtig zunächst interpretieren bzw. nicht so genau wissen, was eigentlich falsch dran ist...
Wow, da warn Sie aber schnell! (sind Sie evtl. Musikerin?) Ein "optischer Wahrnehmungs-Test-Blog" wäre vielleicht ne Lücke ;-)
Mir ging es jedoch in der Hauptsache um den "Test" der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit. Denn obwohl ich das Foto angefertigt habe, muss selbst ich mich sehr konzentrieren, dieUnregelmäßigkeit im Blick zu behalten. Weil es wie beschrieben etwas mit unserem Wahrnehmungsvermögen zu tun hat. Hier hab ich tatsächlich noch was:
www.youtube.com/watch?v=0QgoX78q-0Y
Zu diesem, nur einige Sekunden dauernden Film einige Erläuterungen:
In ihm wird eine Gesichtsmaske um ihre Achse gedreht. Solange man dieses menschliche Gesicht von vorn ansieht, ist optisch alles wie immer. Man sieht ein Gesicht in drei Dimensionen. Wenn es sich jedoch weiter dreht und der Moment kommt, an dem man eigentlich in die Maske hineinschauen würde, flippt dieses Bild, und man hat keine Möglichkeit mehr willentlich in die Vertiefungen der rückwärtigen Maske zu sehen. Es erscheint uns, als würden wir die Maske wieder von vorne sehen, obwohl wir gerade deutlich gesehen haben, dass sie uns ihre Rückseite zugedreht hat. Unser Limbisches System verhindert auch das. Weil es auch hier mit Sicherheit „weiß“, dass es Gesichter, in die man hineinsehen kann auf keinen Fall geben darf. (hab mich hier mal selbst zitiert ;-))
Viel Spass dabei!
Ich geh davon aus, dass meine Antwort stimmte?... Ja, es ging blitzschnell - war dennoch toll gemacht! Glückwunsch!
Das mit der Wahrnehmungsfähigkeit hab ich schon verstanden... und ich glaube auch nicht, dass meine besonders gut ausgebildet ist. Vielleicht war es ja nur ein Glückstreffer, weils so ganz schnell ging. So etwas gibt es. Jedoch schaue ich mir immer mal wieder gern auch Vexierbilder an und versuche dann, die Doppelbotschaft des Bildes so "gleichzeitig" wie möglich zu sehen. Klar sind da noch zehntel oder hundertstel Sekunden dazwischen, für deren Wahrnehmung ich zu grob gestrickt bin - aber es macht Spaß, ganz schnell hin und her zu zwitschen. Vielleicht ist das ja auch eine gute Übung, um die Wahrnehmung zu schärfen.
Aber meine Wahrnehmung liegt weniger im Optischen, sondern im Gefühlten. Dort geht es bei mir zumeist noch viel schneller und sicherer. Aber daran arbeite ich bewusst schon sehr lange - auch mit speziellen Übungen. Das bringt ziemlich viel fürs Alltagsleben, weil man emotional nicht mehr so häufig irrt oder überrumpelt werden kann.
Und nein, Musikerin leider, leider nicht. Höchst bedauernswert, regelrecht untalentiert, schmerzlich unbegabt. Ein dickes Manko in meinem kleinen Leben! Aber ein erkanntes!
Oben den Link schau ich mir jetzt mal an!
Ja, auch sehr interessant. Man bekommt den Moment ja noch total und sehr klar mit, wo man in die Rückseite der Maske schauen kann und diese auch richtig voll erblickt - aber man kann es nicht halten!....
Wahrnehmungsübungen sollten schon kleine Kinder machen... Vielleicht entwickelt sich ihr Denken dann ganz anders und sie sind nicht so festgelegt.
Ich weiß nichts über die Evolution des menschlichen Hirns. Aber ist es nicht denkbar, dass wir früher (vor Jahrhundertausenden?) nicht nur anders, sondern deshalb auch ander-es sahen? Und ist die Einengung unseres Blickfeldes oder Spektrums nicht auch eine Retardierung bei gleichzeitigem Fortschritt in anderen Gebieten.
Mussten wir anders sehen lernen, um Spezialisten zu werden?
Können wir heute im Zeitalter vom Spezialistentum nun aber es uns wieder neu leisten, uralte Fähigkeiten langsam nach und nach neu zu beleben?
Was wäre denn, wenn wir Kindern über die Generationen beibringen, dass anderes zu sehen ist, als wir es üblich sehen? Würden dann nicht nur ganz neue Fragen ganz anders gestellt werden - sondern auch die Antworten würden sich auf neuer Fragequalität anders darstellen? Hätten wir - ganz ohne Veränderung - plötzlich eine andere Welt, nur weil wir anders sehen gelernt hätten?
Ich würde mich über all dies jedenfalls nicht wundern, jedoch freuen.
Nochmal zu „Verändert „der Freitag“ Bewusstsein?“
Ich vermute unsere Art die Welt auf eine bestimmte Art zu sortieren und daran festzuhalten, hat uns insgesamt evolutionäre Vorteile verschafft. Im Zusammeleben ist es meines Erachtens allgemein sehr hilfreich zu wissen, dass wir so funktionieren und dass wir es, besonders bei Auseinandersetzungen mit unseren Mitmenschen, dann auch noch rechtzeitig bemerken, wenn wir "verbissen" werden. Auch und gerade im Netz.
Also, nochmal, es ist wohl sehr typisch Mensch und es ist an sich eine Lebenserleichterung "zu wissen wo es langgeht". Wenn wir einmal etwas festgestellt haben, bleiben wir gern dabei und sehen, was wir sehen wollen. So muss es nicht jedesmal überprüft werden und viele sehr erfolgreiche Menschen kennen überhaupt KEINE Zweifel und sind gerade deshalb so erfolgreich.
Vielleicht treffen ja hier beim Freitag, mehr oder weniger zufällig, einige vorwiegend Welt (-bild) offene Menschen aufeinander…
Eine wirkliche Veränderung des persönlichen menschlichen Weltbildes findet, nach dem was ich aus der Psychologie weiß und auch vor kurzem nochmals von Herrn Precht gehört hab, sehr ungern und meistens in hochdramatischen Situationen statt. Und das wollen wir hier doch lieber nicht oder … ;-)
Jedoch, eine kleine Weisheit noch:
One evening an old Cherokee told his grandson about a battle that goes on inside all people. He said, “My son, the battle is between two 'wolves' inside us all.
“One is Evil. It is anger, envy, jealousy, sorrow, regret, greed, arrogance, self-pity, guilt, resentment, inferiority, lies, false pride, superiority, and ego.
“The other is Good. It is joy, peace, love, hope, serenity, humility, kindness, benevolence, empathy, generosity, truth, compassion and faith.”
The grandson thought about it for a minute and then asked his grandfather: “Which wolf wins?”
The old Cherokee simply replied, “The one you feed.”
"Weil deine Frage nicht meine Frage ist, und deine Antworten mich nicht erreichen, solange es nicht meine Antworten sind."
Das ist der Trennungspunkt in aller Kommunikation. Darunter leide ich oft und begreife es zugleich zutiefst in seinem Sinn. Dass man sich überhaupt noch irgendwo "trifft", ist schon fast ein Wunder. Und wenn es sogar (meist in der persönlichen Begegnung) mit wenigen Worten geschieht, haben sich Welten verschmolzen.
Irritation ist Motor. Am besten gleich mit Schock!... Je heftiger, je stärker die Motivation, aus ihr herauszukommen zu neuen Erkenntnissen. Und seien es zunächst auch wieder nur Übergangserkenntnisse. Aber es geht weiter. Panta rhei
Nix dumm! Hoffnungsvoll.
Ich glaube an uns!
"Vielleicht treffen ja hier beim Freitag, mehr oder weniger zufällig, einige vorwiegend Welt (-bild) offene Menschen aufeinander…"
-- das ist ja spannend herauszufinden! :-)
"Eine wirkliche Veränderung des persönlichen menschlichen Weltbildes findet, ... sehr ungern und meistens in hochdramatischen Situationen statt. Und das wollen wir hier doch lieber nicht oder … ;-)"
Na, ich weiß nicht. Meine Weltbildänderungen kamen auch schon mal aus leisen, zunächst unspektakulären Situationen, wo etwas "griff", das mich nicht mehr in Ruhe ließ, dass mir die ruhige Nacht nahm. Aber danach wurde es "hochdramatisch" - im Inneren. Das Drama ist wohl nicht zu vermeiden. Aber ich will es immer wieder, auch wenn es hart ist, wenn es denn der Wahrheitsfindung wie der eigenen Entwicklung dient.
Der Körper schmerzt ja auch, wenn er sich streckt und die Muskeln wachsen usw...
Ich hoffe, ich füttere den richtigen Wolf :-)
Schock in diesem Zusammenahng hier doch nicht als gewolltes/bewusstes Erzeugen, sondern als unter Umständen unvermeidliches Flankieren eines Ereignisses erwähnt.
Insofern erzeugt ja nicht "jemand" Gewalt, sondern es liegt im Wesen des Umstandes selbst, dass Gewalt dabei auftreten könnte (z.B. ein unbeabsichtiger Autounfall kann ein Schock für beide sein - den keiner wollte). "Der heilsame Schock" ist nicht umsonst ins kollektive Bewusstsein mit eingegangen - weil er eben nicht nur vernichtende, sondern auch heilende Wirkung entfalten kann.
Und je nach Betrachtung mag auch Heraklit doch recht haben mit dem "Krieg als Vater aller Dinge" - zumindest doch im Hinblick auf das, was Krieg real bis heute und überall bewirkt: Neben den vielen Toten doch immer auch Kriegsgewinnler und -Verlierer, neue "Sklaven", Menschen, die durch die Grausamkeit besonders menschlich wurden und zu innerlich freieren Menschen wurden...
Man muss ihn nicht preisen, aber man kann es nüchtern feststellen und einen gewissen Wahrheitsgehalt doch nicht absprechen... auch wenn uns das nicht passt oder lieb ist. Oder? Und baut nicht überhaupt auf der Möglichkeit zum Bösen das Gute in Freiheit erst auf? Deswegen ist das Böse aber nicht automatisch gut, nur weil es unter Umständen eine Basis fürs Konstruktive sein kann.
Und dann aber noch: Wie Menschen früherer Epochen über gut oder schlecht, grausam oder edel usw. im Einzelfall befanden, ist ständigen gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen und kann unmöglich mit dem Wertebewusstsein anderer Epochen 1 zu 1 in einen Topf geworfen werden. Wie sollte das gehen!?
Gehört diese Drogensubstanz dann zu den natürlichen oder zu den künstlichen Drogen? Das wäre wichtig zu wissen, weil der Körper mit natürlichen Drogen in etwa umzugehen weiß, während es bei künstlichen Drogen zu einer inneren Dramatisierung führt, die doch komplett spleenig macht.
Ich bitte um Aufklärung des Unterschieds, weil es für das Bewusstsein entscheidend ist im Zusammenhang mit gesunder Verarbeitung!
Nebenbei: Ich habe das Antimittel immer parat.
"Ich hoffe, ich füttere den richtigen Wolf :-)"
Das wird schon klappen. :-)
Das Gute daran:
Auch in diesem Fall definiert vermutlich am Ende der "winner-wolf", was gut und was richtig war...
Hallo Nashira,
erstmal: schönes Thema.
Ja, ich denke der Freitag verändert das Bewußtsein (was immer das nun genau sein mag), zumindest meins. Denn nach gut zehn Jahren "Kinder, Küche, Kabelfernsehen" gibt es soviele Dinge, von denen ich wirklich keine oder nur sehr begrenzte Ahnung habe, dass allein das Lesen schon dazu führen kann, meine Haltung zu überdenken. In Diskussionen wird das noch einmal vertieft. Manchmal finde ich eine andere Meinung überzeugend, manchmal muss ich mich erst noch mal mit dem Thema näher auseinandersetzen, mich informieren und manchmal bestärkt mich eine Diskussion in meiner Ansicht. Das ändert natürlich etwas - in meinem Denken, in meiner Wahrnehmung und letztlich auch in meinem Handeln, ohne dass ich jetzt schon gleich anfinge die neuen Revolutionsfahnen zu nähen. ;-)
prima, hier ist einmal ein ganz eindeutiges Bekenntnis zur Ursprungsfrage am Anfang des Blogs.
Denn es ist nicht selbstverständlich, dass eine Zeitung oder ein blog dies vermag. Nicht wenige Menschen verweilen geistig ja gern an den "Orten", wo sie sowieso schon immer waren oder bleiben werden - ohne dass in ihrem Bewusstsein da zarte Glöcklein läuten, geschweige denn endlich mal die Ohren für echten Alarm geöffnet werden.
Und es ist auch nicht selbstverständlich, dass Erwachsene die Kraft zur Veränderung haben. Ich kenne viele, deren Meinungen fest zementiert sind, wo nichts mehr geht - egal, wie klug der argumentereich es vorgebracht wird: es dringt nicht durch.
Mein Thema selbst - trotz vieler interessanter Beiträge (herzlichen Dank an die Mitschreiber!) - ist nicht an- bzw. durchgekommen. Aber auch das sagt etwas aus.
@ abghoul
"Was verändert das Bewusstsein nicht?"
Die Frage ist berechtigt und ich meine: jede Menge!
Das Wenigste ändert Bewusstsein. Bewusstsein ist ja nicht mal eben eine Meinungsänderung! Aber selbst Meinungen werden bei Erwachsenen oft nur schwer und zäh verändert - weil ja in der Regel da entweder viel Offenheit sein muss (kommt vor, ist aber seltener) oder starke Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Aber Bewusstsein - so unterschiedlich es jeder für sich auch definieren wird - ist ja viel mehr als nur ein Gedanke oder eine Meinung zu irgendetwas. Hier ist Bewusstsein in der Art gemeint, dass etwas "passiert". Dass irgendetwas oder irgendjemand einen so starken Einfluss ausübt (Autor, Artikel), dass dieses große AHA-Erlebnis so tief eindringt, dass etwas dabei verändert wird. Natürlich verändert jede Information an sich, es ist ja alles ein ständiges Fließen und Verändern. Aber es gibt doch bei jedem Menschen Momente, wo diese Veränderung auch realisiert wird, weil sie so stark ist, dass man danach seine eigenen alten Gedanken nicht mehr so denken kann wie vorher.
Vielleicht wird mein Frage-Anliegen dadurch ein wenig klarer? - Ansonsten verweise ich aber auch nochmals gern auf meinen Eingangsbeitrag.
@Nashira
Wenn ich es richtig verstanden hab, war die zugrunde liegende Frage die, ob ein Medium wie der Freitag handlungsveränderde oder handlungsauslösende Wirkung entfalten kann.
Ich sehe durchaus auch im Freitag "zementierte" Meinungen und natürlich auch die Tendenz beim Lesen eines Beitrags, zu denken "ach ja, wenn der oder die was schreibt, dann geht das in die Richtung" und mir fällt es in der Tat nicht immer leicht, da mal einen Schritt zurückzutreten und unbefangener zu lesen. Andererseits bringt es mich weiter, mir mal die Mühe zu machen, zu schauen, was an einer andren Meinung dran sein könnte. Dass sich meine Grundüberzeugungen grundlegend ändern, konnt wirklich nicht oft vor und dafür braucht es wohl auch mehr als eine Diskussion oder einen Blog, aber ich schärfe meine Sinne und auch meine Argumentationen. Und das nicht nur im Netz.
"Alles verändert das Bewusstsein" ist mir zu kurz gegriffen. Es gibt auch "schleichende" Bewusstseinsveränderungen. Die müssen aber regelmäßig auch reflektiert werden.
Liebe Grüße
Ismene
Lieber abghoul, wir sind durchaus einer Meinung - und ich hoffe doch sehr, dass ich nicht nur lernwillig, sondern auch lernfähig bin und kein geistiger Betonklotz, der denkt, dass er im Wesentlichen "fertig" ist.
Ismene unten bringt es aber nochmals gut auf den Punkt, was den gemeinten Unterschied angeht... und ich erhoffte mir ein kleines Meinungsbild darüber, wie sich die mitlesenden Schreiber hier selbst einschätzen. Ismene ist da klar herangegangen und hat es für sich differenziert dargestellt.
Und wenn die berechtigte Frage auftaucht, warum ich die Frage denn überhaupt stelle und ob es nicht völlig gleichgültig ist, ob z.B. der "freitag" (mit/durch all seine/n Autoren) bewusstseinsverändernd wirkt, kann ich nur sagen: Mir scheint das mit dem ach so notwendigen wachen, kritischen Verstand angesichts heutiger Möglichkeiten doch recht langsam zu gehen. Denn heute hat ja jeder Zugang zu enormen Informationen und Wissen - im Gegensatz zu früheren Zeiten (wobei Erfahrung eine noch ganz andere Ebene ist). Und da ist es dann schon entscheidend, WIE es genutzt wird und ob das Medium "freitag" nicht nur der gehobenen gepflegten "Infotainment-Unterhaltung" dient, sondern schon eine innere Kraft entfaltet, wie sie Ismene für sich beschreibt.
Nur ein Stimmungsbild, wie schon gesagt! - und natürlich ebenfalls im Fluss! - anders gehts ja nicht.
Liebe Ismene,
ich fühle mich voll verstanden! :-)
"Es gibt auch "schleichende" Bewusstseinsveränderungen. Die müssen aber regelmäßig auch reflektiert werden."
Mir geht es genauso, ich halte die Reflexion für unverzichtbar wichtig. Natürlich kann man sie für sich alleine machen - aber manchmal sind auch Gruppenreflexionen sehr interessant und geistig belebend.
Ich selbst bin ja dankbar, für jede Bereicherung von außen, die nicht nur meine Überzeugungen voll im Kern bestätigt, sondern die auch die Kraft hat, mich dermaßen zu erschüttern, dass ich eine ganze Reihe neuer Gedanken udn Fragen in mir aufwerfen muss, um noch gut schlafen zu können.
Aber ich sehe in vielen privaten Diskussionen ja auch, dass viele sich diesen "Erschütterungen" nicht mehr stellen - weil sie sich längst von ihrem selbst/kritischen Bewusstsein abgekoppelt haben und lieber mit bloßen Meinungen statt mit einer gesunden, frischen Urteilskraft durch den Mainstream schleichen.
Vielleicht hätte ich den Block geschickter überschreiben sollen?
WIe wäre es mit:
Wann waren Sie zuletzt zutiefst über ihre eigenen Gedankenirrtümer erschüttert?
Wer oder was hat die Erschütterung bewirkt?
Wie haben Sie diese geistige Erschütterung verarbeitet?
Was hat sich dadurch bei Ihnen tatsächlich verändert?
...
Vielleicht wäre dann unter Umständen dabei auch das Wort "freitag" bei dem einen oder anderen vorgekommen.
("Erschütterung" ist als überspitzte Metapher für Veränderung an dieser Stelle gewählt... manches pirscht sich ja auch leise und unspektakulär an unsere innere Haltung heran - und kann das gleiche bewirken!)
@ Nashira
"Denn heute hat ja jeder Zugang zu enormen Informationen und Wissen - im Gegensatz zu früheren Zeiten (wobei Erfahrung eine noch ganz andere Ebene ist)."
Genau das ist das Problem. Ich kann mir einfach nicht jedes Problem vollständig erarbeiten, aber ich kann diskursiv daran arbeiten. Wobei ich immer mehr zu der Erkenntnis komme, dass Wikipedia jetzt nicht wirklich die Quelle der Wahl sein muss. Und viele Dinge sind auch einfach nicht so leicht über Informationen zu erschließen. Da ist die Auseinandersetzung einfach notwendig - also für mich.
Jetzt oute ich mich aber mal als jemand, der sich auch nicht jeder "Erschütterung" stellt. Es gibt sehr wohl Menschen, auf die ich mich schlicht inhaltlich nicht mehr einlasse. Das kann an Grundüberzeugungen liegen oder auch an Verhaltensweisen dieser Personen. Da stehe ich dann schon auf dem Standpunkt "Ich muss mir nicht alles geben, nur weil es zur Verfügung steht."
Ich persönlich finde den Titel für den Blog gelungen, weil er unterschiedliche Diskussionen anstößt. Ein Blog-Titel (und auch der Inhalt) wird ja immer so verstanden, wie er zu den Ideen der Leserinnen und Leser passt. Das ist nicht immer das, was der Schreiber oder die Schreiberin intendierte, aber das macht es ja gerade auch spannend.
Hallo Lethe,
der Gedanke, ein Stolperstein zu sein, ist für mich wirklich hilfreich. Wo es nicht reicht Vorbild zu sein, da bin ich vielleicht "nur" Stolperstein, Skandalon, und auch das verändert etwas. Zu sehen, dass jemand ganz anders lebt als ich und offensichtlich trotzdem zurecht kommt, ja sogar überwiegend zufrieden oder glücklich leben kann, löst mitunter auch schon - kleine - Veränderungen aus. Nicht sofort, aber auf die Zeit gesehen.
Schon wieder was gelernt!
;-)
"Jetzt oute ich mich aber mal als jemand, der sich auch nicht jeder "Erschütterung" stellt."
Ich sehe schon: Ich muss noch kurz war zur Erschütterung sagen.
Sie wirkt ja nicht nur in einer Richtung, sondern in viele. Unter anderem manchmal aufs Zwerchfell, was auch erhellend sein kann, auch wenn regelrechte Lachanfälle dabei schon die Blase beim Lesen tangieren.
Oder auch die Erschütterung des Entsetzens - diesmal nicht über sich selbst, sondern über den gelesenen Unsinn, der nicht mehr auszuhalten ist.
Erschütterungen anzunehmen, zu verweigern oder zu stoppen kann insofern viele gute Gründe haben, die ich ausdrücklich im obigen Sinne von Ismene bejahe.
"Wenn ich so darüber nachdenke, wird es sogar so etwas wie eine Veränderung zum Gleichartigen geben."
Den Satz verstehe ich (noch) nicht. Veränderung kann ja nichts als nur individuell sein - und damit einzigartig in letzter Konsequenz - selbst wenn sie äußerlich ähnlich erscheint.
(Überhaupt ist die Frage zu stellen: Gibt es etwas ausserhalb des Individuellen, wenn selbst jedes Atom doch schon individuell verschieden ist und agiert?... Nichts das die gleiche atomare Struktur hat, von der Zellebene ganz zu schweigen oder von noch höheren komplexeren Zuständen... Aber das nur als Nebengedanke, der mir gerade beim Lesen des Beitrags von abghoul kam und den Rahmen des Themas wohl hier sprengen würde.)
“Verändert „der Freitag“ Bewusstsein?“
Abgesehen davon, was denn Bewußtsein eigentlich und überhaupt ist (s. o.), ist ja die Frage zunächst zu stellen, in Bezug auf was der „derFreitag“ denn überhaupt Bewußtsein verändern könne. Und da denke ich, ist die Frage nicht nach dem Bewußtsein selbst zu stellen, sondern nach der etwaigen Veränderung von Vorstellungen und Ansichten – kurz um Meinungen.
Grundsätzlich, d.h.: in Bezug auf das Menschentum, auf Daseinsfragen udgl., welche grundlegende Fragen sind, kann der „derFreitag“ kein Bewußtsein verändern, weil er systemimmanent ist. Auch der „derFreitag“ wurstelt nur im Äußeren herum – eben im Materialistischen. Bewußtseinsverändernd könnte er nur wirken, wäre er geisteswissenschaftlich, spirituell ausgerichtet. Sich allerdings innerhalb einer allgemeinen materialistischen Weltanschauung nur Aspekte zu wählen und sich dazu einen gewissen Gegenlauf oder Reibung zu bringen ist nicht nur billig feuilletonistisch und boulevardesk, sondern vor allem auch ziemlich bewußtseinstrübe.
Hallo GEBE,
ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig verstanden habe. Bewusstseinsveränderung sind systemimmanent prinzipiell gar nicht möglich, sondern nur auf einer spirituellen Ebene denkbar? Wie ist es mit Impulsen, die zu einer Bewusstseinänderung führen? Sind solche Impulse auch systemimmanent denkbar?
Manchmal muss man lange bohren, um zum Kern zu kommen. Hier ist er für mich benannt und interessant.
"Bewußtseinsverändernd könnte er nur wirken, wäre er geisteswissenschaftlich, spirituell ausgerichtet. Sich allerdings innerhalb einer allgemeinen materialistischen Weltanschauung nur Aspekte zu wählen und sich dazu einen gewissen Gegenlauf oder Reibung zu bringen ist nicht nur billig feuilletonistisch und boulevardesk, sondern vor allem auch ziemlich bewußtseinstrübe."
Es ist genau der Punkt, der mich interessiert in Bezug auf Autoren und Leserschaft. Dass sie reich nach allen Richtungen gestreut mit ihrem Meinungsbild auftritt, ist klar und normal... aber wie hoch der Anteil jener ist, die es im Sinne des von Herrn Gebe geschriebenen so erhoffen oder selbst anstreben, ist und bleibt spannend zu erkunden (wenn man es denn nicht direkt erfahren kann).
Danke für den Zenpfeil ins Zentrum meiner Frage.
Jetzt wünsch ich mir Sprengkraft, die auch noch einen Durchbruch schafft.
Ismene schrieb am 14.02.2012 um 11:00
Hallo GEBE,
ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig verstanden habe. Bewusstseinsveränderung sind systemimmanent prinzipiell gar nicht möglich, sondern nur auf einer spirituellen Ebene denkbar? Wie ist es mit Impulsen, die zu einer Bewusstseinänderung führen? Sind solche Impulse auch systemimmanent denkbar?
Bewußtseinsveränderungen entstehen stets durch Fragen. Fragen entstehen durch Desillusionierungen. Desillusionierungen entstehen wiederum dann, wenn die Seele nichts mehr zu ihrer Erhellung und Erweiterung erhält aus den Umständen und Anschauungen, die sie bisher zu ihrer Befriedigung gepflogen hat. Impulse zur Wandlung sind immer Impulse einer gewissen Erschütterung. Insofern sind die in Rede stehenden systemimmanenten Angelegenheiten lediglich solche, die selbst keine Bewußtseinsveränderungen selbst erbringen, sondern lediglich solche, die entsprechende Erschütterungen der Seele herzuvorrufen in der Lage sind. Und so lange man Wandlungen umgehen kann mittels systemimmanenter Kompensierungen und Sublimierungen – sich also noch irgendwie noch arrangieren kann, solange ist die Seele nicht erschüttert genug, und es sind der gleichsame Durst und Hunger nach Wahrhaftigkeit nicht dergestalt wirksam, daß sie Bewußtseinsveränderungen durch Wahrnehmungsveränderungen zu ermöglichen einen in die Lage zu versetzen.
Das ist die uralte Scheiße vom 'ird'schen Jammertale' und dem Paradies, hier nun genannt (auch nicht mehr so neu) das 'Materialistische' und das 'Spirituelle'. Das eine zu ertragen (sich daurch 'in der Seele erschüttern' zu lassen) hat zum Ziel, das andere zu erreichen (Bewusstseinsveränderung - auch noch durch Wahrnehmungsveränderung - alles, nur nicht Wirklichkeitsveränderung).
Die Wirklichkeit einzuteilen in das Geistige (ooooh!) und Materielle (bäääääh!) ist eine immer noch und mehr denn je virulente Methode der Vernebelung all dessen, was aus wohl verstandenem Interesse möglichst nicht so klar gesehen werden soll, die, hätte sie sich in all den Jahrhunderten ihrer Existenz nie rasiert, einen Bart bis zu den Füßen trüge.
Das sie immer noch gern genommen wird, liegt auch daran, dass sie für den Anwender auch einen ganz persönlichen Gebrauchswert hat. Man kann sich so schön überlegen fühlen, und man hat ein unschlagbares Argument: Jeder, der sich als 'Materialist' (was immer das auch sein mag) zu erkennen gibt, ist damit nicht mehr satisfaktionsfähig, verurteilt, sich über die Schatten an der Wand kleine dumme Gedanken zu machen, während nur die wenigen 'Geistigen' in der Lage sind, sich dem Licht der Wahrheit auszusetzen.
"Bewußtseinsveränderungen entstehen stets durch Fragen."
Ich möchte fragen: Stellen die Autoren im "freitag" im oben beschriebenen Sinne vielleicht die "falschen" Fragen? Oder ist noch nicht die richtige Zeit für die tieferen Fragen da? Oder ist das Vermögen, die richtigen Fragen jetzt zu stellen, noch zu schwach, weil die Systemimmanenz wie eine mächtige Droge wirkt, wobei sich die "Betäubten" sich des Zustandes nicht bewusst sind?
Weil die Frage - zumindest in der Kausalität - am Anfang einer Antwort steht, ist es ja wohl entscheidend, das sie auch "richtig" gestellt sein muss. Denn es gibt sowohl falsche, wie auch dumme Fragen - die eben dann anderes Bewusstsein erzeugen.
Wäre die erste Frage vielleicht: Was ist eine "richtige" (gute, weiterführende) Frage?
Wann ist eine Frage gut oder schlecht? (z.B. wenn man sie noch nicht auf die eigene Spitze getrieben hat)?
Wo geben Fragen die Antwort schon vor - oder grenzen sie unzulässig ein, weil die Offenheit nicht da ist?
goedzak schrieb am 14.02.2012 um 11:51
goedzak, wie wäre es, beim Kotzen mal eine Tüte zu benutzen?
@Nashira
Selbst die beste Frage lässt sich falsch verstehen. Es kommt nicht auf die Frage an, sondern darauf, was sie anstößt. Und es kommt darauf an, sich auf eine bestimmte - vielleicht fremde - Fragestellung einzustellen oder sich von einer - vielleicht komisch wirkenden - Frage irritieren zu lassen. Wie gesagt, meine Frage wird selten so verstanden wie ich sie gemeint hatte.
Und dann gilt es auch noch zu bedenken: jede Frage, die hier gestellt wird, unterliegt der Tagesform. Wenn z.B. Nashira nicht online ist, tragen ihre Gedanken nicht zur Diskussion bei oder kommen erst zu einem späteren Zeitpunkt und auch anders als vielleicht ursprünglich. Die Diskussion nimmt einen anderen Verlauf, bestimmte Gedanken kommen nicht zum Zuge, andere werden unvermutet lang ausgebreitet. Es gibt eben auch immer eine Zufallskomponente.
Nashira schrieb am 14.02.2012 um 11:53
“ Weil die Frage - zumindest in der Kausalität - am Anfang einer Antwort steht, ist es ja wohl entscheidend, das sie auch "richtig" gestellt sein muss.“
Liebe nashira,
das klingt zunächst ja recht plausibel hinsichtlich der Reihenfolge, resp. der Kausalität.
Nur, wie entsteht denn überhaupt eine Frage? Wie und wann tritt im Bewußtsein etwas auf, das mir als Frage erscheint? Welches innere Erleben ist es, das eine Frage veranlaßt?
;-)
Klassisch: staunen
Ja, ja, Herr Gebe, hinterfragen Sie nur, das kann ja nur nützen!
Ismene hat "Staunen" schon erwähnt .... Das ist ja ein inneres Erleben.
Weiteres wäre m.E.
- der Zweifel (mag er aus dem Gefühl oder auch einer Argumentation kommen, die nicht schlüssig ist)
- Schock oder Entsetzen als inneres Erleben, dass durch ein äußeres Erleben ausgelöst werden kann und zu Fragen führt
- Schmerz, der uns zwingt ihn in seinem Sinn oder auch seinem Auftreten zu hinterfragen und dann neue Fragen aufwirft
- das Erleben von eigener Stärke oder Schwäche kann Fragen aufwerfen
- das Erleben von Scham
Dies ist schon eine kleine Liste, die noch weitergeführt werden könnte.
"Wie und wann tritt im Bewußtsein etwas auf, das mir als Frage erscheint? "
Wenn der Impuls des inneren Erlebens so stark ist, dass mein Alltagsbewusstsein/Alltagsdenken ausreichend stark angesprochen ist, um ohne den Versuch einer ANtwort in unangenehmer Unruhe zu verharren. Unabhängig davon, ob es sich um eine für mich pos. oder neg. Fragestellung handelt.
"Welches innere Erleben ist es, das eine Frage veranlaßt?" -- das würde ich mit der ersten Frage zunächst gleichgeschaltet sehen.
Es ist interessant, festzustellen, dass man ja nicht einmal wirklich weiß, wie eine Frage tatsächlich entsteht. Ob ich damit nun richtig liege oder nahe komme, weiß ich noch nicht.
Das klingt dann in Bezug auf die Verdaulichkeit nicht günstig für den freitag! ... das sollte die Redaktion dringend dann zur Kenntnis nehmen. Wirkung so wie crystal meth am Ende?