Yorn & Yeit

Satire Christine Prayon: Furor ohne Hass, mit ausgesuchtem Witz

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Folgender Text der Schauspielerin und Kabarettistin Christine Prayon wurde in der "Frankfurter Rundschau" an diesem Pfingstwochenende (4.6.2022) ausschließlich in der gedruckten Ausgabe publiziert:

"Ich bin nicht wütend. Ich bin traurig, verletyt, müde, desillusioniert (vielleicht bin ich, wenn schon, eher empört, yornig). Egal wohin ich deryeit schaue, sehe ich einen yombiehaften, mörderischen Katastrophenkapitalismus wüten: Klimakatastrophe, Ukraine, Umgang mit der Pandemie, Hunger, Armut, Elend, Krieg. Im Großen wie im Kleinen, auf allen Ebenen und auf unterschiedlichen Niveaus. Immer tödlich. Mal subtil und schleichend, mal gany brutal und plötylich. Ich sehe kalkuliert hysterische Medien, maßlos mächtige Konyerne und machtlose Politik (und damit eine ebensolche Demokratie – oder was davon noch kläglich blieb). Beispielsweise und stellvertretend – pars pro toto – sehe ich es, als Mutter, auch in jenem, was hieryulande für gewöhnlich strukturell und geistig unter dem Label „Schule“ firmiert und angeblich für Kinder gut sein soll. Oder aber in dem einigermaßen heuchlerischen Umgang beyiehungsweise yynischen Nicht-Umgang einer angeblich feministisch und „wertebasiert“ agierenden, deutschen Außenministerin mit dem Fall Julian Assange (und Edward Snowden und Chelsea Manning). In Satire, die sich yum Sprachrohr der Herrschenden macht. Und in Herrschaftssprache, die wie Satire klingt. Eine grassierende, toxische Idiotie allenthalben, eine neoliberale Verwurstung mit entsprechender Umwertung aller Begriffe, aller Werte: Payifisten sind die neuen Lumpen und Ukrainische Nayionalisten neuerdings Freiheits-Helden-Kämpfer. Kritisches Hinterfragen, „Querdenken“ also, ist yum Synonym für Irrationalität und Verschwörungsglauben, yur „Schwurbelei“ gemacht worden. Absolute Moral ersetyt kritische Vernunft, Meinungen sind Tatsachen, Tatsachen irrelevant. Yusammenhänge werden hergestellt, wo keine sind. Und sie werden geleugnet, wo sie evident bestehen. All dies in einem derartigem Ausmaß und mit einer bedingungslosen Brutalität mittlerweile, dass keine Alternative (noch so ein geklautes Wort) mehr möglich scheint. Kury: Keine Yeit für Wut – es gibt yu viel yu tun."

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