Es ist zu einfach

Fake News Facebook bezahlt seine Partner für Faktenchecks – und die haben derzeit gut zu tun. Die Ergebnisse sind durchwachsen

Facebook bezahlt seine Partner für Faktenchecks. Seit dem Update von Facebook vor wenigen Tagen folgen auf beliebte Artikel im Newsfeed nun auch Vorschläge von ähnlichen Artikeln –„ein Teil von Facebooks Strategie, den Schaden von Falschmeldungen zu minimieren, ohne dabei zensieren zu müssen“, sagt Deepa Seetharaman vom Wall Street Journal. Der Artikel weist auch darauf hin, dass Facebook ab jetzt seine Partner für Faktenchecks, wie beispielsweise Snopes und PolitiFact, zwar bezahlt, die nun aber auch„mehr Artikel abzuarbeiten haben“.

„Weder wollen noch können wir die Prediger der einzigen und echten Wahrheit sein. Die Faktenchecker können uns darauf hinweisen, ob eine Geschichte wahr oder erfunden ist“, führt Tessa Lyons, Produktmanagerin bei Facebook, Josh Constine von TechCrunch, aus. Die schiere Menge an Arbeit, die die Faktenchecker für Facebook erledigen, scheint zu variieren. Rachel Sandler von USA Today hat mit einigen von ihnen gesprochen:

„Aaron Sharockman, Geschäftsführer von Politifact, sprach von etwa 200 markierten Artikeln pro Tag. Ein kleiner Anteil davon sei schlicht und einfach falsch. Der Rest sei dann meistens entweder eine wahre Geschichte, die geschrieben wurde, um zu provozieren, oder eine irreführende und stark parteiische, wenn auch nicht zwingend falsche Geschichte, die einfach nur Clickbaiting betreiben…“

Laut Lori Robertson, der Chefredakteurin bei FactCheck.org, würde die Organisation innerhalb der Partnerschaft mit Facebook ungefähr zwei bis drei Artikel pro Woche widerlegen. Sie erzählte USA Today außerdem, dass die Non-Profit-Organisation seit der Partnerschaft mit Facebook mehr Ressourcen in die Aufdeckung falscher Aussagen im Internet stecken muss.

Ebenso sagte auch Sharockman, dass Politifact gut eine oder zwei Falschmeldungen täglich für Facebook aufdecken würde. The Associated Press kümmert sich um „eine Hand voll pro Woche, manchmal noch viel mehr“, meint der Onlineredakteur Eric Carvin. ABC News hat seit Januar insgesamt zwei Dutzend Geschichten entlarvt.

„Wir sind insgesamt sieben Leute und müssen auch die vielen neuen Berichten aus dem Weißen Haus unter die Lupe nehmen. Wir kümmern uns also um ein oder zwei Dinge, aber dann auch nur diese ein oder zwei“, erklärt Sharockman. „Das bedeutet, dass es ein paar Tage dauern kann, bis wir uns überhaupt die beliebten Geschichten vornehmen können.“

Es scheint aber zu funktionieren. „Das Ganze hat eine dramatische Wendung genommen. Ich musste einige Verluste einstecken. Besonders jetzt ist es schwierig geworden, etwas digital in Umlauf zu bringen. Die Leute stempeln bestimmte Geschichten sehr schnell als Fake News ab“, erzählt Paul Horner, der mehr als ein Dutzend bekannte Fake News-Seiten wie die St. George Gazette, ABC.com.de, und CNN.com.de betreibt.

Also wirklich, Leute – habt ihr etwa nicht zugehört? Es ist wirklich ziemlich einfach, Fake News zu verbreiten. Deutsche Forscher waren überrascht, wie einfach man einen rechtsextremen Nachrichtenblog erstellen und damit Fuß fassen konnte: „Eine der erfundenen Geschichten behauptete, dass Flüchtlinge mit Unterstützung des Gemeinderates kostenfrei Sex mit Prostituierten hatten“). „Es war wirklich erstaunlich, dass unser Facebook Profil nicht ein einziges Mal hinterfragt wurde – weder von der Plattform selbst, noch von seinen Nutzern“, so Professor Wolfgang Schweiger zur BBC. Vielleicht sollte er mal ein Wörtchen mit Paul Horner wechseln.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf netzpiloten.de bzw. NiemanLabunter CC BY-ND 4.0. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Laura Hazard Owen ist stellvertretende Chefredakteurin des Niemanlab an der Harvard University. Vorher arbeitete sie als Redaktionsleiterin bei GigaOm

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Geschrieben von

Laura Hazard Owen | Netzpiloten

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